Da stinkt doch was zum Himmel: Pottwal in Zürich gestrandet
Man würde den riesigen Pottwal, der zurzeit am Zürcher Utoquai liegt, ja am liebsten sofort wieder zurück ins Meer schieben, wie das die deutsche Band Die Toten Hosen in ihrer unkomplizierten, direkten Kommunikation in einem Song propagiert hat. Hätte Zürich einen Meeranschluss.
Leider gibts hier nur die Limmat und einen mittelgrossen See. Und genau da beginnen die kritischen Fragen, die sich auch die vorbeieilenden Passanten am Montagmorgen in Zürich stellten beim Anblick des Tierkadavers. Der Pottwal stinkt nach Verwesung. Mehrere Forscher der «International Whale Organisation» hantieren am Wal herum, stellen sich den Fragen der Zaungäste. Wie ist er da hingekommen? Hat es dieses rund 40 000 Kilogramm schwere Ungetüm mit seinem Sonar-System durch die Limmat (unbemerkt von den Aargauern) und durch den Rhein (unter dem Radar der Deutschen) bis nach Zürich geschafft? Da stinkt doch was zum Himmel!
Natürlich nicht. Es handelt sich um eine Attrappe des belgischen Künstlerkollektivs Captain Boomer, die schon in mehreren europäischen Städten wie London, Paris und in Warschau für Menschenaufläufe gesorgt hat. Auf ihrer Homepage erklärt die Gruppe, der Wal sei eine «gigantische Metapher für die Störung unseres ökologischen Systems». Die Menschen hätten das Gefühl, dass ihre Verbindung zur Natur gestört sei. Hier setze man an mit einem Spiel zwischen Fiktion und Realität.
Das funktioniert derart gut, weil gestrandete Wale und andere grosse Wassersäugetiere, Menschenaufläufe, grosse Emotionen und Spekulationen über ihr Schicksal provozieren – man denke nur an den Weissen Hai.
Captain Boomer wollen mit der Aktion Aufklärungsarbeit leisten. Möglich, dass sie genauso zu neuen Mythenbildungen führen wird. Aber das mag man dem schweren Koloss nicht auch noch anhängen wollen.