Eier, Rüebli und Salat vom Hof im Internet bestellen: Drei Online-Hofläden kämpfen um Aargauer Kundinnen und Kunden
Frische und nachhaltig produzierte Lebensmittel aus der unmittelbaren Umgebung direkt nach Hause geliefert? Genau das bieten verschiedene Onlineanbieter im Aargau an. Diese digitalen Hofläden weisen aber teilweise deutliche Unterschiede bei Preis, Angebot und Lieferung auf. Ein Vergleich von drei digitalen Hofläden, die vor allem im Osten des Aargaus agieren.
Der Lieferdienst «Buur on Tour» stammt ursprünglich aus dem Kanton Bern. Die Idee sowie die IT-Infrastruktur wurden aber auch im Aargau übernommen. Kundinnen und Kunden sowie die Produzenten stammen alle aus dem Freiamt oder den Regionen Brugg und Baden.
Farmy wurde 2014 gegründet und beliefert die ganze Schweiz. Jedoch unterscheiden sich Lieferzonen im Preis und in der Art der Zustellung. Ein Grossteil des Aargaus befindet sich in der Lieferzone B, wo die Lieferung mittels eigener Autoflotte erfolgt.
Der Newcomer im Online-Hofladen-Geschäft ist «Jackripe». Dieser liefert bisher ausschliesslich Waren in und aus vierzehn Gemeinden der Regionen Mutschellen und Rohrdorferberg. Das Versprechen: Die Produzenten der bestellten Waren sind nie weiter als 10 Kilometer von Kundinnen und Kunden entfernt.
Verschiedene Geschäftsmodelle machen Preisunterschiede
In der unten stehenden Grafik werden die Preise von insgesamt elf ausgewählten Produkten verglichen. «Jackripe» bietet bei sechs von elf verglichenen Produkten die niedrigsten Preise. Doch Zwiebeln, Karotten und Schweinefleisch werden zurzeit nicht angeboten. Bei «Farmy» sind sechs von elf verglichenen Produkten etwas teurer als bei anderen Anbietern. Bei Zwiebeln und Nüsslisalat schneidet er aber am günstigsten ab. Die Waren von «Buur on Tour» befinden sich mehrheitlich im mittleren Bereich.
Als Onlinemarktplatz verlangt «Farmy» eine Marge auf den Verkaufspreis. Hinzu kommen in der Zone B eine Liefergebühr von 11.90 sowie ein Mindermengenzuschlag von 7.90 bis zu einem Bestellwert von 100 Franken. Ausserdem liegt der Mindestbestellwert bei 50 Franken. Ab 120 Franken entfällt die Liefergebühr.
Bei «Buur on Tour» und «Jackripe» ist das Geschäftsmodell ein anderes: Die Anbieter verstehen sich eher als Netzwerk für Hofläden. Die Produzenten bestimmen selbst, wie teuer ein Produkt angeboten wird, und erhalten auch 100 Prozent des Verkaufspreises. Die Logistik wird bei «Buur on Tour» einzig durch die Grundgebühr von 9.80 Franken finanziert – ungeachtet der Bestellmenge. Bei «Jackripe» hingegen beläuft sich die Grundgebühr auf zehn Franken bei einem Bestellwert bis 60 Franken. Danach reduziert sich die Gebühr auf fünf Franken, und ab 150 Franken entfällt sie komplett.
Maximales Angebot oder Saisonales aus der Region
Die Auswahl variiert bei den drei Online-Hofläden stark. Die grösste Produktvielfalt bietet «Farmy». Neben unzähligen regionalen Produkten werden beispielsweise auch Austern oder Tintenfisch aus Frankreich, Papaya aus Spanien sowie Senf aus Deutschland angeboten. Fiona Lenz von «Farmy» schreibt auf Anfrage: «Farmy ist der Online-Hofladen, der wirklich alles hat. Im Fokus stehen unsere Hofladen-Produzenten, doch für den vollständigen Wocheneinkauf bedarf es für den ein oder anderen noch weiterer Produkte.» Bei Waren aus Übersee werde aber garantiert, dass die Produkte aus zertifizierten Unternehmen stammen, die nachhaltig produzieren.
Bei «Jackripe» können Bewohnerinnen und Bewohner im Liefergebiet ausschliesslich Waren von 35 lokalen Produzenten bestellen. Das zeigt sich auch bei der Auswahl der Produkte. Es kann nur bestellt werden, was auch in der Region wächst und gerade Saison hat. Welche Produkte erntereif sind, teilt das Unternehmen den Kundinnen und Kunden sogleich via Newsletter und Whatsapp mit. «Als Erstes zu erfahren, was in der Umgebung gerade reif ist, ist schliesslich Teil unseres Services», schreibt Andreas Thut von «Jackripe».
Auch bei «Buur on Tour» sind Saisonalität und Regionalität die obersten Prioritäten. Dadurch ist auch hier die Auswahl geringer. «Bei uns ist der Salatkopf zum Zeitpunkt der Bestellung noch nicht geerntet», sagt Ramon Staubli, Regionenleiter Freiamt von «Buur on Tour». Dadurch seien die Produkte aber deutlich länger haltbar und Foodwaste könne verhindert werden. Im Supermarkt seien die Waren bereits drei Tage alt, bevor sie in den Verkauf gelangen.
Alle Anbieter liefern mit eigenen Kurieren
Bei «Buur on Tour» erfolgt die Lieferung jeweils freitagmorgens persönlich vor die Haustüre. Die Waren können bis am vorherigen Dienstag um 24 Uhr bestellt werden und werden anschliessend am Donnerstag geerntet. Ein Bestell-Abo wird zurzeit nicht angeboten. Jedoch verrät Ramon Staubli, dass es noch 2023 einige Neuheiten geben werde. Das Verpackungsmaterial wie Taschen, Kühleinheiten oder Gläser wird von den Kurieren zurückgenommen und anschliessend für weitere Lieferungen wiederverwendet.
Bei «Jackripe» erfolgt die Lieferung ebenfalls einmal wöchentlich durch eine eigene Logistik. Auch hier kommen die Waren «feld- oder teichfrisch» zu Kundinnen und Kunden, wie Thut erklärt. Bestellungen, die bis Mittwoch um 15 Uhr eingehen, werden am Donnerstagnachmittag ausgeliefert. So vergehen weniger als 12 Stunden von der Ernte bis zur Auslieferung. «Bei Jackripe vergammelt garantiert nichts im Lager – weil wir keins haben», sagt Thut. Zudem kann ein wöchentliches oder zweiwöchentliches Abo abgeschlossen werden, bei dem die Lieferungen automatisch erfolgen.
Bei «Farmy» werden Waren von Montag bis Samstag jeweils bis am nächsten Tag durch Autokuriere ausgeliefert. Bestellschluss ist jeweils 24 Uhr am Vortag. In der Lieferzone C, in die einige Regionen des Aargaus fallen, erfolgt die Lieferung jeweils erst am übernächsten Tag nach Bestelleingang durch eine externe Firma.