Verwaltungsräte sprechen erste Tranche des Projektierungskredits für neue Energiezentrale
Vor gut einem Jahr haben die beiden Projektpartner Erzo (Entsorgung Region Zofingen) und Renergia Zentralschweiz AG eine Machbarkeitsstudie vorgestellt: Diese zeigte, dass eine neue Anlage am Standort der Erzo in Oftringen grundsätzlich wirtschaftlich und betrieblich machbar ist. In der Zwischenzeit haben sich die beiden Projektpartner noch einmal vertieft mit dem Projekt befasst, so dass nun die Projektierung gestartet werden kann.
«Im unteren Wiggertal besteht ein grosses Potenzial für den Absatz von Strom, Fernwärme und Prozessdampf für die Industrie», heisst es in einer Medienmitteilung. Zudem benötigt die Erzo ARA für die Trocknung von Klärschlamm grosse Mengen an Heisswasser. Und: «Die aus der Verbrennung von Abfall gewonnene Wärme gilt als klimaneutral», heisst es. Der in einer KVA aus Dampf gewonnene Strom gilt zu 50 Prozent als klimaneutral.
160’000 Tonnen Abfall pro Jahr decken einen Fünftel des Stromverbrauchs
Die Prüfung verschiedener Anlagengrössen oder Anlagenvarianten hat gezeigt, dass eine Anlage mit einer Kapazität von 160’000 Tonnen Abfall pro Jahr wirtschaftlich und betrieblich sinnvoll ist und dank dieser Grösse in der Lage ist, rund einen Fünftel des regionalen Stromverbrauchs abzudecken. «Die Projektpartner sind überzeugt, dass diese Abfallmenge auch zur Verfügung stehen wird», heisst es in der gemeinsamen Mitteilung. Der Standort von Erzo am Autobahnkreuz sei dabei sehr gut gelegen.
Aufgrund des Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums wird in der Schweiz generell mit steigenden Abfallmengen gerechnet, wobei das Mittelland überdurchschnittlich wachsen dürfte. «Die Kapazitäten der geplanten Anlage werden gebraucht», lässt sich Friedrich Studer, Geschäftsführer Erzo KVA, in der Mitteilung zitieren. «Denn die bestehenden und geplanten Verbrennungskapazitäten der Schweizer KVA steuern schon mittelfristig auf ein Kapazitätsdefizit zu.»
Energiezentrale «Renzo» kostet 250 Millionen Franken
Die neue Energiezentrale mit dem Projektnamen «Renzo» ist mit einer Kapazität von 160’000 Tonnen Abfall pro Jahr mit einer hohen Energieeffizienz und mit zeitgemässer Filtertechnologie geplant. Die Projektpartner haben sich zum Ziel gesetzt, die Anlage zu einem Preis von 250 Millionen Franken zu erstellen. Unter diesen Bedingungen könne die Anlage wirtschaftlich betrieben werden.
Mit Blick auf die geplante Anlage zeigt sich Hans-Martin Plüss, Präsident Erzo KVA, erfreut: «Die geplante Anlage deckt rund einen Fünftel des regionalen Stromverbrauchs.» So werde die Anlage neben dem Wärmebedarf bei vollem Ausbau des Fernwärmenetzes durch die regionale Fernwärmegesellschaft und nach dem Anschluss der Industriebetriebe und der Klärschlammtrocknung in der Lage sein, auch ca. 70 Gigawattstunden Strom pro Jahr zu produzieren.
Gemeindeversammlung entscheidet über Einzonung
Der Standort von «Renzo» ist direkt neben der alten Anlage auf der Parzelle 420 geplant. Dies ermöglicht den nahtlosen Betrieb der heutigen KVA bis hin zur Inbetriebnahme von «Renzo» etwa im Jahr 2030. Die Parzelle 420 ist bereits im Eigentum der Erzo, liegt jedoch noch in der Landwirtschaftszone. In gut einem Jahr kann die Einzonung an der Gemeindeversammlung von Oftringen traktandiert werden.
Zum Thema Verkehr ist nach heutigem Stand der Planung davon auszugehen, dass das Projekt «Renzo» eine Erhöhung des Gesamtverkehrs von 0,1 Prozent auf der Nigglishüser- und Wiggertalstrasse verursachen dürfte. Das Gesamtverkehrsaufkommen bleibt somit ungefähr gleich.
Abgeordnete der Erzo KVA entscheiden am 9. November
Für die Projektierung, die insgesamt etwa zwei Jahre dauern wird, wird mit Kosten von 5 Millionen Franken gerechnet. «Die Projektpartner sind übereingekommen, diese Kosten im Verhältnis 65 Prozent Renergia und 35 Prozent Erzo KVA zu teilen», heisst es in der Mitteilung. Der Verwaltungsrat der Renergia hat den Anteil von 3,25 Millionen Franken an seiner Sitzung vom Freitag bewilligt. Die Abgeordneten der Erzo KVA werden am 9. November über den Anteil am Projektierungskredit von 1,75 Millionen Franken entscheiden.
Energiezentrale ist Teil des Gesamtprojekts «Enphor»
Die Energiezentrale mit dem Projektnamen «Renzo» ist das Herzstück des von Entsorgung Region Zofingen (Erzo) lancierten Gesamtprojekts «Enphor». Enphor steht für die Begriffe Energie, Phosphor und Recycling.
Eine mögliche neue Anlage als Ersatz am heutigen Standort bringt Synergien zum regionalen Klärschlamm-Kompetenzzentrum, das am Standort der Erzo entwickelt wird. Erzo ARA prüft mit der Firma Holcim mehrere Varianten zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm sowie die Produktion eines Dünger-Ausgangsstoffs. Diese Anlage benötigt Energie, die idealerweise aus der Verwertung von Abfall gewonnen werden kann.
Ein weiteres, mit «Enphor» verknüpftes Projekt planen die regionalen Energieversorger EW Oftringen AG, EW Rothrist AG und StWZ Energie AG. Im unteren Wiggertal besteht ein grosses Absatzpotenzial für Fernwärme sowie eine hohe Nachfrage nach elektrischer Energie. Die im Juni 2022 veröffentlichten Resultate einer Studie bestätigen die Machbarkeit einer Fernwärmeversorgung im unteren Wiggertal mit Wärme aus der neuen Energiezentrale. (zt)