Sensationsfund in Windisch: Drei Skelette aus Römer-Zeit entdeckt – eines lag nur einen halben Meter unter dem Boden
1899 wurde in Windisch beim Amphitheater ein Skelett aus der römischen Zeit entdeckt. Im September diesen Jahres untersuchten 20 Freiwillige gemeinsam mit der Kantonsarchäologie dieselbe Stelle, weil noch nicht viel mehr bekannt ist wie vor hundert Jahren. Zudem zeigten vorgängige geophysikalische Messungen, dass dort etwas sein müsste.
Beim Abhumusieren, dem Abtragen der ersten Erdschicht, wurde schon 50 bis 60 Zentimeter unter dem Boden ein erstes Skelett gefunden. Es sei eine kleine Sensation, wenn auch nicht komplett unerwartet, meint Archäologe Pirmin Koch. Da die erste Erdschicht normalerweise mit einem Bagger abgetragen wird, wurde das Skelett teilweise beschädigt. «Bei Grabungen beginnt man so, das Risiko gibt es also immer», sagt Archäologe Koch. Zudem hätten Messungen nicht darauf hingedeutet.
Bei den Grabungen wurden später noch zwei weitere Skelette gefunden. Dies deute auf ein ehemaliges Gräberfeld direkt neben dem Amphitheater hin, schreibt der Kanton Aargau in einer Mitteilung. Die Skelette sollen laut Koch aus dem dritten oder vierten Jahrhundert nach Christus stammen. Die Art der Bestattung – nicht verbrannt, sondern körperbestattet – sowie die gefundenen Münzen und eine sogenannte Zwiebelknopffibel weisen darauf hin. In dieser Zeit waren die Legionen in Vindonissa bereits abgezogen, jedoch lebten weiterhin militärische und zivile Personen dort.
Das erste Skelett, das mit dem Bagger gefunden und leicht beschädigt wurde, ist schon untersucht worden. Es soll ein Mann im Alter zwischen 30 bis 45 Jahren sein und mit einer Grösse von 1,65 Meter eher klein für die Zeit sein. Die anderen zwei Skelette wurden wieder zugeschüttet, weil sie unter der Erde am besten geschützt seien, meint Koch.
Weitere Funde aus der römischen Zeit
Bei den Grabungen kamen zudem zwei Überreste von römischen Bauten zutage:
Eine 30 mal 30 Meter grosse quadratische Fläche stellte sich gemäss Mitteilung als mutmassliche Platzanlage heraus, die aus dicht gesetzten Steinen bestand. Funktion und Zusammenhang mit dem Amphitheater bleiben unklar, weil zugehörige Funde fehlen.
Die zweite gemessene Struktur entpuppte sich als das Mauerfundament eines grossen langrechteckigen Gebäudes. Die Bauweise erinnert an diejenige der 11. Legion von Vindonissa, wodurch ein Zusammenhang mit Legionslager und Amphitheater wahrscheinlich ist. Es dürfte sich um ein Wirtschaftsgebäude wie einen Speicher, ein Magazin oder einen Stall handeln.
Der Feldkurs, der anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums der Gesellschaft Pro Vindonissa stattfand, ermöglichte der Kantonsarchäologie gemäss Mitteilung einen gezielten Einblick in die bisher wenig erforschte «Amphiwiese». Gegraben wird dort vorerst nicht mehr, dies zum Schutz der bereits gefundenen Gräber und Anlagen. Nun wird untersucht, welchen Einfluss die stark genutzte Festwiese auf die Funde gehabt haben könnte.