Aus Angst vor Omikron: «Die Fallzahlen müssen nun weiter herunter»
Delta stabilisiert sich. Doch Omikron steht in den Startlöchern. Das ist das Fazit der Expertinnen und Experten des Bundes zur aktuellen Pandemiesituation. Und damit ist mitten auf dem Höhepunkt der fünften Coronawelle auch der falsche Zeitpunkt für allfällige Entwarnungen, wie es am Dienstag am Point de Presse vor den Bundeshausmedien in Bern hiess. Trotz erstmals wieder sinkenden Fallzahlen.
Wie Tanja Stadler zum Wissensstand über die vor drei Wochen aufgetretene Omikron-Variante sagte, breitet sich diese viel schneller aus als die derzeit dominierende Delta-Variante. «Deshalb ist Maskentragen und regelmässiges Lüften enorm wichtig», so die Präsidentin der Wissenschaftlichen Taskforce des Bundes. Nicht zuletzt seien damit auch Kinder am einfachsten zu schützen.
Schweiz immer noch an Europas Inzidenz-Spitze
Zur aktuellen Lage sagte Virginie Masserey, diese sei nach wie vor beunruhigend. Allerdings beobachte man seit ein paar Tagen eine Stagnation der Fallzahlen respektive nun erstmals leichte Rückgänge, so die Leiterin der Sektion Infektionskontrolle im BAG. Konkret sind dem BAG am Dienstag 8163 neue Coronafälle gemeldet worden. Im Vergleich zur Vorwoche ist das ein Minus von knapp 1500 Fällen. Dagegen mussten 155 Menschen in den vergangenen 24 Stunden neu in ein Spital gebracht werden. Zum Vergleich: Vor einer Woche waren es noch deren 125.
«Die Schweiz hat aber noch immer eine der höchsten Inzidenzen in Westeuropa», sagte Virginie Masserey. Worauf die Schweiz nun zusteuere – die fünfte Welle zu brechen – sei in anderen Ländern bereits geschehen.
«Fallzahlen weiter herunter kriegen»
«Man muss die Fallzahlen in der Schweiz nun weiter herunter kriegen», sagte die BAG-Spitzenfrau. Trotz erstmals sinkender Zahlen wäre derzeit laut Masserey der falsche Zeitpunkt für Entwarnungen. Dass Kindern die Pfizer/Biontech-Impfung gleichentags nun auch von der Impfkommission (Ekif) und vom BAG empfohlen wird, biete überdies die Möglichkeit, die derzeit am stärksten von einer Ansteckung Betroffenen besser zu schützen.
In diese Kategorie von Massnahmen fallen auch die beispielsweise in den Kantonen Aargau oder Bern inzwischen vorgezogenen Weihnachtsferien. Aus Expertinnensicht sei dies zwar grundsätzlich zu begrüssen, sagte Tanja Stadler. «Wenn die Kinder nach den Ferien aber sowieso infiziert werden, macht das keinen Sinn», sagte die Taskforce-Präsidentin. «Was ist denn das Ziel dieses ‹Shut-Down für die Schule›?», fragte Stadler rhetorisch.
Wenn die vorgezogenen Weihnachtsferien zum Impfen genutzt werden sollten, so Stadler, würden die aktuellen Schulschliessungen jedoch zu früh kommen. Denn Kinderimpfungen mit Pfizer/Biontech werden in der Schweiz laut BAG und Ekif frühestens «Anfang Januar 2022» erhältlich sein.
Schulfreie Zeit für Schutzkonzepte nutzen
Laut Ekif-Präsident Christoph Berger ist es beispielsweise auch denkbar, dass Schüler und Schülerinnen bei der Rückkehr nach den Ferien gleich getestet werden. Oder dass die Maskentragepflicht an den Schulen ausgeweitet wird. «Es ist einfach ganz wichtig, dass der Schulbetrieb weiterläuft», sagte Berger.
Seit Wochenfrist können Kantone als letzte Möglichkeit im Kampf gegen die Coronapandemie wieder auf Dienste der Armee zurückgreifen. Wie Brigadier Raynald Droz sagte, stehen in den Kantonen Freiburg, Jura, Neuenburg und Wallis bereits 84 Angehörige der Armee im Einsatz. Die meisten würden dabei bei Impfkampagnen mithelfen. Bald sollen die Einsätze dann wie geplant auch auf Spitäler ausgeweitet werden. Und auch der Aufruf an Freiwillige, sich für diese Einsätze zu melden, stosse auf ein gutes Echo, sagte der Stabschef Kommando Operationen bei der Armee.