Volkswirtschaftsdirektor Dieter Egli: «Die Pandemie stellt unser ganzes Staatswesen auf den Prüfstand»
«Die Herausforderung zurzeit ist riesig», sagt der Aargauer Volkswirtschaftsdirektor. «Man merkt, dass die Menschen langsam krisen- und pandemiemüde sind. Man spürt, dass die Diskussionen viel härter geführt werden, dass man viel weniger bereit ist, kontrovers zu diskutieren und auf andere Meinungen einzugehen. Das ist eine Situation, die unser ganzes Staatswesen auf den Prüfstand stellt.» Die Politik stehe vor der Aufgabe, die Menschen, die sich abgehängt fühlen, abzuholen. In den USA sehe man Bilder, «die einem Angst machen», so Egli. Wenn Menschen nicht mehr bereit seien, an das Wesen des Staates zu glauben und das Gefühl hätten, niemand biete ihnen etwas, «werden sie offen für Verschwörungstheorien».
Der Kanton Aargau hat letztes Jahr ein Hilfspaket in der Höhe von 450 Millionen Franken geschnürt, um die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie abzufedern. «Mittlerweile konnten wir gut 230 Millionen Franken an Hilfsmassnahmen auszahlen – Hauptbranche war die Gastronomie.» Im Februar können Unternehmen Gesuche um Hilfsgelder für Umsatzeinbrüche im zweiten Halbjahr 2021 stellen. «Wir erwarten nicht einen riesigen Ansturm», sagt Egli im ZT-Talk. «Wir haben auch gesehen, dass die Unternehmen damit sehr vorsichtig umgehen – man beantragt keine Gelder, die man nicht braucht. Die Unternehmen sind diesbezüglich sehr selbstverantwortlich unterwegs. Ich gehe davon aus, dass die Mittel, die wir noch haben, reichen werden.»
Die Frage, wie es im Fall Simon Burger weitergeht, beantwortet Dieter Egli knapp. Gegen den Leiter der Staatsanwaltschaft Zofingen-Kulm sind eine Strafanzeige und ein Disziplinarverfahren hängig. «Das sind laufende Verfahren. Ich kann nicht sagen, wann sie genau zu Abschluss kommen.» Was im ihm wichtig sei: «Wir haben auf der Staatsanwaltschaft alles gute Leute, die gute Arbeit machen – auch hier in Zofingen. Alle Leute nehmen ihre Verantwortung wahr.»
Sein im Oktober geäusserter Wunsch, als Laienschauspieler wieder einmal auf der Bühne zu stehen, sei eine ernste Aussage gewesen, so Egli. «Es würde mich unglaublich reizen, wieder einmal Theater zu spielen. Es wäre schön, wieder einmal auf der Bühne zu stehen. Ein kurzer Auftritt mit grosser Wirkung: Dafür wäre ich zu haben. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, sage ich sofort zu.»