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Heute Abend geht der Supermond auf – warum er in der Astronomie gar nicht so super ist

Seit einigen Jahren wird fast jeder erdnahe Vollmond wie ein seltenes Spektakel angepriesen. Doch astronomisch betrachtet ist es ein Phänomen, das jedes Jahr mindestens dreimal vorkommt. Hinschauen lohnt sich aber auf jeden Fall.

Heute Mittwoch, 13. Juli, erleben wir den erdnächsten Vollmond des Jahres. Dazu einige Fakten: Um 11:12 Uhr, wenn der Mond bei uns noch unter dem Horizont steht, ist er der Erde mit 357’267 Kilometer am nächsten. Der genaue Vollmondzeitpunkt, also der Moment, in dem der Mond der Sonne exakt gegenübersteht, tritt am Abend um 20:38 Uhr ein. Noch immer ist der Trabant hierzulande nicht aufgegangen. Erst zwischen 21:42 Uhr (am Bodensee) und 21:51 Uhr MESZ (Region Genf) erscheint die runde Mondscheibe im Südosten.

Sollte ein Hügelzug oder Berg die Sicht versperren, dauert es noch etwas länger, denn der Juli-Vollmond steigt in der Nacht zum 14. Juli nicht höher als 16 Grad über den Südhorizont.

Der Mond auf seiner elliptischen Bahn

Seitdem es den Mond gibt, umkreist dieser unsere Erde auf einer elliptischen Bahn, so wie dies alle einander umkreisenden Himmelskörper tun. Die einen haben stärker elliptische Bahnen, andere wiederum sind eher auf kreisförmigen Pfaden unterwegs. Unser Mond kann der Erde im Mittel auf 356’410 km nahekommen oder sich bis auf 406’740 km weit von uns entfernen; ein Unterschied von rund 50’000 Kilometern also.

Rein optisch äussert sich der Unterschied etwa, wie wenn wir einen Fünfliber und einen Zweifränkler aus einer gewissen Distanz betrachten würden. Mangels eines direkten Vergleichs ist der Grössenunterschied zwischen einem erdnahen und einem erdfernen Vollmond für einen Laien am Himmel kaum zu unterscheiden. Der 14 Prozent grössere Vollmond reflektiert auf die Fläche umgerechnet rund 30 Prozent mehr Sonnenlicht; das hingegen ist durchaus wahrnehmbar. Eine «erdnahe Vollmondnacht» ist wesentlich heller.


Die Mär vom grossen Mond am Horizont

Immer wieder liest man davon, der volle Mond würde uns in Horizontnähe besonders gross erscheinen. Hier unterliegen unsere Augen, respektive unser Gehirn, das die «Bildsignale» verarbeitet, einer rein optischen Täuschung. Unsere Wahrnehmung ist so, dass wir den Himmel über uns abgeflacht empfinden und dadurch den Eindruck gewinnen, Sonne und Mond erschienen uns am Horizont viel grösser.

Ausserdem haben wir direkte Vergleichsmöglichkeiten, sei dies mit einem Gebäude, einem fernen Baum oder einem Berg. Unser Gehirn zieht sie Referenzgrössen herbei. Beim Betrachten von Vollmondbildern vergessen wir gerne, dass solche Aufnahmen oft stark herangezoomt sind! In Tat und Wahrheit erscheinen uns Sonne und Mond am Horizont sogar kleiner. Die Lichtbrechung in der Erdatmosphäre sorgt für eine vertikale Abplattung der Sonnen- und Mondscheibe, die nicht unwesentlich ist, wenn man einen Kreis darüberlegt.

Woher kommt eigentlich der «Supervollmond»

Der seit einigen Jahren in Mode gekommene Begriff «Supervollmond» kommt nicht aus der Wissenschaft, denn für Astronomen ist dies ein ganz unbedeutendes Ereignis. In diesem Jahr hatten wir bereits am 16. Mai und am 14. Juni einen etwas grösseren Vollmond, ein Ereignis, das sich jedes Jahr mindestens dreimal wiederholt, nämlich dann, wenn ein Vollmond nahe seines Perigäums – so wird der erdnächste Punkt der Mondbahn genannt – eintritt.

Genauso gibt es kleine Vollmonde, «Mini-Vollmonde», so das nächste Mal am 7. Januar 2023. Der Begriff «Supermond» oder «Supervollmond» wurde 2011 vom Astrologen Richard Nolle geprägt und hat seither als Produkt im Esoterik- und Medienzeitalter immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Davor hat man einem erdnahen Vollmond kaum Beachtung geschenkt und schon gar nicht solche Superlative verpasst.

Soviel sei schon jetzt verraten: Der in Esoterikkreisen erwähnte «ultimative Supermond» vom 6. Dezember 2052 – auch das kein wissenschaftlicher Begriff – wird bloss 0,1 Prozent grösser sein als andere «Supervollmonde». Von blossem Auge schlicht nicht wahrnehmbar.