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Es lebe der Ruhestand: Zwei Drittel der Pensionierten können sich mindestens so viel leisten wie zuvor

Die grosse Mehrheit führt nach der Pensionierung ein finanziell selbstbestimmtes Leben, ein Fünftel hingegen kommt nur schwer über die Runden. Das zeigt eine neue Studie von Swiss Life.

Die Vorgabe ist klar: Das Schweizer Vorsorgesystem soll mit seinen drei Säulen die Existenz sowie den bisherigen Lebensstandard sichern. Und offensichtlich wird der Auftrag für den Grossteil der Rentner und Rentnerinnen ganz gut erfüllt. Das jedenfalls ist das Resultat einer neuen Studie des Versicherungskonzern Swiss Life. Demnach können sich zwei Drittel der 65- bis 75-Jährigen gemäss eigenen Angaben «mindestens gleich viel leisten wie vor der Pensionierung». Gar 80 Prozent fühlten sich «finanziell selbstbestimmt», wie aus der repräsentativen Umfrage hervorgeht, welche das Link-Institut bei 1310 Personen durchgeführt hat.

Trotz des erfreulichen Grundtenors: Die Swiss-Life-Studie zeigt auch, dass ein Drittel sich einschränken muss – und dies dann auch tut. So geben die betroffenen Pensionierten dann weniger Geld aus fürs Reisen (75 Prozent), für Restaurantbesuche (66 Prozent) und Kleidereinkäufe (62 Prozent). Ganze 19 Prozent der befragten Rentner und Rentnerinnen leben gar in einem Haushalt, der nach eigener Einschätzung «finanziell nur eher bis sehr schwer über die Runden kommt».

Hätten die Pensionierten pro Monat 500 Franken mehr zum Ausgeben, dann würden sie dieses Zusatzbudget am häufigsten fürs Reisen (50 Prozent) ausgeben. 29 Prozent würden mehr sparen, 26 Prozent mehr verschenken und 19 Prozent häufiger ins Restaurant gehen.

Weniger Einnahmen, weniger Sozialabzüge

Mit der Pensionierung wird die AHV-Rente in den meisten Haushalten zur wichtigsten Einkommensquelle, hält Swiss Life fest. Erst danach folgen die Renten aus der 2. Säule, wobei deren Leistung an Bedeutung gewonnen habe. Bezogen 2012 erst 66 Prozent der Pensionierten bis 70 Jahre Gelder aus der beruflichen Vorsorge, waren es 2019 bereits 76 Prozent.

Mit der Pensionierung sinkt das Bruttoeinkommen – etwa um einen Drittel, wie es bei Swiss Life heisst. Der Einkommensrückgang werde aber teilweise durch eine tiefere Sparquote und tiefere Abgaben für Sozialversicherungen und Steuern kompensiert. Für die übrigen Budgetposten würden die Pensionierten rund zehn Prozent weniger ausgeben als die Gruppe der 50- bis 61-Jährigen. Was sich aber mit dem Ruhestand stark ändert, ist die Ausgabenstruktur: Pensionierte haben demnach deutlich höhere Gesundheitsausgaben, geben aber weniger aus für Restaurantbesuche oder für die Mobilität.

Nur ein Fünftel der Pensionierten braucht das Vermögen auf

Die Hälfte der pensionierten Steuerpflichtigen verfügt – nebst den Vorsorgegeldern – über ein Vermögen von rund 300’000 Franken, das wiederum häufig «an eine Immobilie gebunden» sei, wie es bei Swiss Life heisst. Dieses Vermögen bleibt in der Regel bestehen – und wird teilweise gar noch aufgestockt. «Nur etwa ein Fünftel der Menschen ab 65 lebt in Haushalten, die ihr Vermögen aufbrauchen», hält Swiss-Life-Studienautor Andreas Christen fest. «Etwas weniger als die Hälfte gibt so viel Geld aus, wie hereinkommt, und etwa ein Drittel legt weiterhin Geld auf die Seite.»

Grundsätzlich zeichnet die Swiss-Life-Studie ein erfreuliches Bild, der Versicherungskonzern hingegen spricht von einer «positiven Momentaufnahme». Die anstehende Pensionierungswelle der grossen Baby-Boomer-Jahrgänge, die steigende Lebenserwartung sowie die unsicheren Kapitalmärkte würden dem Vorsorgesystem zu schaffen machen. «Es braucht dringend Reformen», hält dann auch Swiss-Life-Schweiz-Chef Markus Leibundgut fest. Diese wünschten sich übrigens auch die befragten Rentner und Rentnerinnen. Aber auf einen Konsens können auch sie sich nicht einigen – genauso wenig wie die Politiker und Politikerinnen.

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