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Über 12 Millionen Franken für Brustkrebs-Prävention: Unnötig, findet die SVP

Alle Frauen im Aargau zwischen 50 und 69 Jahren sollen kostenlosen Zugang zur Brustkrebs-Früherkennung erhalten. Fast alle Parteien sind mit dem Vorschlag des Regierungsrats einverstanden.

Alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren sollen im Aargau kostenlos an einem Mammografie-Screening teilnehmen dürfen. Der Grosse Rat hat ein solches Screening zur Prävention von Brustkrebs vor fünf Jahren mit der Überweisung einer Motion gefordert. Im Dezember hat der Regierungsrat den Bericht zum Programm in die Vernehmlassung geschickt. Bis am Mittwoch konnten Parteien und Verbände ihre Eingaben machen.

Die meisten der Parteien, die eine Antwort eingereicht haben, sind sich einig: Der Aargau braucht dieses Programm. In vielen Kantonen profitierten Frauen bereits davon, die Aargauerinnen sollen ebenfalls Zugang haben, schreibt die SP.

Auch die Mitte stehe vollumfänglich hinter dem Programm, schreibt diese: «Es verhindert Leid, senkt langfristig Kosten und trägt zur Chancengerechtigkeit bei.» Dies, weil es die Kostenübernahme sicherstelle. «Aus Sicht der Mitte gibt es nur Gründe, dem Kredit und somit dem Kantonalen Programm zuzustimmen, und keine dagegen.»

FDP: Detaillierte Kostenaufstellung

Der Kredit, für die Einführung des Programms und eine Laufzeit von zehn Jahren, beträgt 12,4 Millionen Franken. Die FDP fordert vom Regierungsrat eine detaillierte Aufstellung über die jährlichen Kosten pro Person. Grundsätzlich steht aber auch sie dahinter. Tendenziell habe eine frühzeitige Diagnose eine bessere Prognose, was wiederum zu weniger Arbeitsausfällen und geringerer Pflegebedürftigkeit im Alter führe, hält die Partei in ihrer Antwort fest.

Ebenfalls mit einem Vorbehalt begrüsst die EVP das Mammografie-Screening-Programm. Sensibilisierungsprogramme gegen Brustkrebs seien zu stark auf Frauen fokussiert, bemängelt sie. Männer entdeckten Brustkrebs häufig zu spät, weil sie aufgrund frauenspezifischer Kampagnen nicht damit rechneten. «Hier müsste nachgebessert werden.»

Die Motion, die zur Ausarbeitung des Präventionsprogramms geführt hatte, stammte von der damaligen SP-Grossrätin Anna Andermatt. Mit eingereicht wurde sie von Grossrätinnen aller Parteien – auch der SVP. Doch diese stellte sich im Parlament schliesslich mit grosser Mehrheit dagegen. Und dabei ist sie geblieben.

Frage nach dem Nutzen

Der Nutzen des Mammografie-Screenings werde in der Fachwelt immer noch kontrovers diskutiert, hält sie in der Vernehmlassungsantwort fest. Studien kämen zum Schluss, dass sie mehr schadeten als nützten.

Jede Frau habe schon heute Zugang zu einer von der Krankenkasse vergüteten Mammografie, sofern ein Verdacht bestehe oder jemand familiär vorbelastet sei, schreibt die SVP weiter. Ein kollektives Aufbieten sei teuer und übertrieben, das Geld würde man besser in die Forschung gegen Krebs investieren. Ausserdem: «Die Erfahrungen aus anderen Kantonen zeigen auf, dass maximal zirka 50 Prozent der eingeladenen Frauen dem Angebot nachkommen.»

Das bemerkt auch die Patientenstelle Aargau Solothurn. Sie unterstützt die Einführung eines Programms zur Früherkennung von Brustkrebs zwar, fordert aber Massnahmen und die notwendigen Mittel, damit eine deutlich höhere Teilnahmerate erreicht wird, als man prognostiziert.