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ETH verschärft Zulassungen aus Angst vor Spionage – Studierende aus China betroffen

Die ETH Zürich sieht sich mit Vorwürfen der Diskriminierung chinesischer Studierender konfrontiert. Grund dafür sind verschärfte Zulassungsregeln, die Spionage verhindern sollen.

Derzeit kursieren Anschuldigungen gegenüber der ETH Zürich, dass sie chinesische Studierende aufgrund ihrer Herkunft diskriminiere. Diese Vorwürfe tauchen etwa auf der PlattformRedditoder auf Plakaten auf, die in der vergangenen Woche an der Hochschule aufgehängt wurden.

Auf den Plakaten werde die ETH mit Nazis verglichen, wieNau.chberichtet. Darauf steht, dass bestimmten Gruppen «der Zugang zur Bildung verwehrt» werde, «unabhängig von der individuellen Leistung».

Grund für die Anschuldigungen sind von der ETH Ende Oktober veröffentlichteZulassungsregeln. Darin heisst es, dass die Hochschule Bewerbungen ab dem Masterstudium in Zukunft einer Sicherheitsprüfung unterziehen wird, um Spionage zu verhindern.

Die neuen Regeln seien notwendig, da Universitäten gemäss dem Nachrichtendienst des Bundes (NDB) «ein beliebtes Ziel für die Ausforschung durch ausländische Nachrichtendienste – also für Spionage und Proliferation» seien. Chinesische Nachrichtendienste würden ihr Personal als Wissenschaftler tarnen und damit vom Forschungsaustausch profitieren.

Die chinesische Botschaft in Bern sei «schockiert» über diese Neuerung, wie sie auf Anfrage des«Tagesanzeiger»schreibt. «Wir hoffen, dass die ETH Zürich die falschen Praktiken so schnell wie möglich korrigiert.»

Von den Zulassungsregeln sind 23 Länder betroffen – mit Abstand die grösste Gruppe stellen allerdings chinesische Studierende dar. 2023 studierten und doktorierten 1362 Chinesinnen und Chinesen an der ETH. Allerdings seien diejenigen, die schon an der ETH tätig seien, nicht von den Regelungen betroffen.

Die Herkunft sei nur eins von den Kriterien, die zu einer Absage der Bewerbung führen könnten. Die weiteren Kriterien lauten:

  • Eine Vorbildung an einer militärnahen Universität
  • Die Finanzierung durch ein Stipendium eines sanktionierten Staates, oder ein Stipendium «aus bedenklichen Quellen»
  • Ein kritisches Forschungsgebiet

Der letzte Punkt trifft auf nahezu jedes Fach zu, das an der ETH unterrichtet wird, «da die meisten Technologien auch militärisch genutzt werden können oder zu den Schlüsseltechnologien zählen». Das bedeutet, dass chinesische Studierende meist mindestens zwei der Kriterien erfüllen – und damit riskieren, abgelehnt zu werden.

Die ETH hält die Vorwürfe für unangebracht, wie sie auf Anfrage des «Tagesanzeiger» mitteilen: «Niemand wird aufgrund seiner Herkunft vom Studium an der ETH ausgeschlossen.» Jede Bewerbung werde individuell geprüft – es gebe «weder harte Ausschlusskriterien noch Automatismen».

Auch der Nazivergleich wird von der ETH entschieden zurückgewiesen. Stattdessen schreibt die Medienstelle gegenüber dem «Tagesanzeiger», dass ihre Transparenz bezüglich der neuen Regelungen auch von anderen Schweizer Universitäten stark begrüsst würde.(hkl, watson.ch)