Sie sind hier: Home > Nationalratswahlen > Mass-Voll präsentiert Nationalratsliste für den Aargau – und muss nach SVP-Absage alleine in die Wahlen

Mass-Voll präsentiert Nationalratsliste für den Aargau – und muss nach SVP-Absage alleine in die Wahlen

Die Bewegung Mass-Voll, eine Gruppierung vorab aus Coronaskeptikern hat ihre Liste für den Kanton Aargau eingereicht. Nach der Absage von Nancy Holten fehlen ausser Spitzenkandidat Roland Bühlmann von den Freunden der Verfassung bekannte Namen. 

Bereits Anfang Juli hat die coronakritische Bürgerbewegung Mass-Voll angekündigt, im Kanton Aargau mit einer eigenen Liste zu den Nationalratswahlen anzutreten. Nun hat der Verein gemäss eigenen Angaben eine Liste mit sieben Kandidatinnen und Kandidaten bei der Staatskanzlei eingereicht.

Der bekannteste Name auf der Liste und Spitzenkandidat der Bürgerbewegung im Aargau: Roland Bühlmann. Wie Nicolas Rimoldi, Präsident von Mass-Voll, ist Bühlmann seit der Pandemie ein Aushängeschild der Coronaskeptiker-Bewegung: Seit Mai 2022 steht der IT-Unternehmer aus Auw als Präsident den Freunden der Verfassung vor. Zuletzt bekämpfte er als Co-Präsident des Referendumskomitees das Covid-19-Gesetz zusammen mit Rimoldi. Vergeblich: Zum dritten Mal sprach sich eine deutliche Mehrheit für das Gesetz aus.

Wofür sich Bühlmann politisch einsetzen will, ist wenig überraschend. «Die Freiheit und Grundrechte werden immer mehr eingeschränkt», sagt der frühere FDP-Wähler. Als selbstständiger Unternehmer schätze er Eigenverantwortung statt Bevormundung. Er fände es wichtig, dass mehr «normale» Leute aus dem Volk im Nationalrat sitzen. «Leider hat es immer mehr reine Berufspolitiker in Bern.»

Mass-Voll findet keine Verbündete im Aargau

Bühlmann schätzt seine Chancen als «durchschnittlich» ein. Unter anderem auch deshalb, weil eine Listenverbindung mit Aufrecht nicht zustande gekommen ist. Die ebenfalls massnahmekritische Bewegung tritt trotz Ankündigung im Februar im Kanton Aargau nicht mit einer Liste an. «Dies schmälert unsere Chancen etwas», sagt Bühlmann. Mit einer Listenverbindung hätte man einen Stimmenanteil von 5 bis 6 Prozent erreichen können. «Für uns ist nun wichtig, jene zu erreichen, die von Staat und Medien enttäuscht sind – durch Corona oder bereits vorher», sagt Bühlmann. «Das ist unsere wichtigste Zielgruppe.»

Einen gewichtigen Verbündeten hätte Mass-Voll beinahe in der SVP gefunden. Deren Kantonalpräsident Andreas Glarner zeigte sich offen für eine Listenverbindung, damit potenzielle Mass-Voll-Sympathisanten innerhalb der SVP beim Wahlergebnis nicht verloren gehen. Glarner wurde nach einem Sturm der Empörung in seiner eigenen Partei allerdings zurückgepfiffen. Auch um die FDP als Listenverbindungs-Partner nicht vor den Kopf zu stossen.

Mass-Voll-Mitglieder und ein enttäuschter Ex-SPler

Sechs der sieben Mass-Voll-Kandidaten vor dem Regierungsgebäude in Aarau.
Bild: PD

Bühlmanns Kandidatur für Mass-Voll im Kanton Aargau ist seit Anfang Juli bekannt. Neu sind die restlichen Namen. Und diese sind politisch unbeschriebene Blätter: Keiner ist in der Politik bereits in Erscheinung getreten. Eine Internet-Suche ergibt ausser einigen massnahmekritischen Facebook-Profilbildern wenig.

Ausser ihm seien die Kandidierenden typische Mass-Voll-Mitglieder, sagt Bühlmann: jung und durch die Pandemie politisiert. So ist beispielsweise Lars Ziegler, die Nummer drei der Liste, neuer Regio-Leiter von Mass-Voll im Kanton Aargau. Einzige Ausnahme der jungen Mass-Voll-Vertreter: Roger Graber. Der 51-Jährige auf dem Listenplatz zwei sei ein früherer SP-Wähler, der, enttäuscht von ihrer Coronapolitik, seiner früheren Partei den Rücken kehrte, erzählt Bühlmann.

Und ein Name fehlt auf der Liste: Nancy Holten. Mit einem Knall wurde die Kandidatur der Influencerin, die vor einigen Jahren mit ihrem Kampf gegen Kuh- und Kirchglocken nationale Bekanntheit erlangt hatte, Anfang Juli bekannt gegeben. Und mit einem Knall folgte nur neun Tage später ihr Rückzug: Sie sei nicht mehr «kämpferisch unterwegs», begründete Holten ihren Rückzieher. Und sie störte sich daran, dass Mass-Voll hauptsächlich über den verschlüsselten Messengerdienst Threema kommuniziert statt über Whatsapp.

Die Staatskanzlei des Kantons Aargau will die Einreichung der Mass-Voll-Liste nicht bestätigen. Eingereichte Listen kommuniziere man erst nach Ablauf der Anmeldefrist am kommenden Montag.