Das SVP-Sünneli strahlt wieder: «Martina ist eine von uns»
Kurz vor 12 Uhr. Rund ein Dutzend Frauen und Männer haben sich im Saal des Gasthofs zum Schützen in Aarau versammelt. Auf der Leinwand wird die Wahlsendung von TeleM1 übertragen, auf Handy- und Tablet-Bildschirmen erscheinen die ersten Zahlen aus den Gemeinden.
Die Zeichen stehen für die SVP auf Sieg. «Und, seid ihr zufrieden?», fragt die Bedienung, als sie die Getränke bringt. «Wir warten noch ein bisschen ab», erklärt einer der Gäste. Denn obwohl der Partei grosse Gewinne prognostiziert werden, ist die Stimmung noch verhalten optimistisch.
Eine nächste Gemeinde ist ausgezählt: Kölliken. «Sieht nicht schlecht aus», freut sich Parteisekretärin Barbara Borer-Mathys über die 45 Prozent SVP-Wähleranteil. Nach drei ausgezählten Bezirken zeigt das Zwischenresultat ein Plus von 9,6 Prozent. Im «Schützen» ist man sich aber bewusst, dass das Stimmen aus ländlichen Gemeinden sind. Leise Freude, aber noch keine Euphorie im Saal, der sich langsam füllt.
Bild: Dominic Kobelt
Martina ist gewählt, die Erleichterung gross
Es ist kurz vor 13 Uhr. Angestossen wird mit Bier, Weisswein, Mineral und Most, gegen den Hunger helfen Schnipo und Rehschnitzel, die Stimmung ist etwas gelöster. Es treffen immer mehr Grossrätinnen und Grossräte ein, auch weitere Parteigrössen wie Nationalrätin Stefanie Heimgartner und die Nationalräte Benjamin Giezendanner und Thomas Burgherr verfolgen die Hochrechnungen und Einschätzungen. Nicht anwesend ist Fraktionspräsidentin Désirée Stutz, sie feiert mit der Bezirkspartei in Möhlin.
Bild: Dominic Kobelt
Dann ruft Borer-Mathys in den Saal: «Martina ist gewählt!» Ein erstes Mal Applaus, Erleichterung, spürbare Freude. Mit der Wahl von Martina Bircher steht nun ein weiterer künftiger Nationalrat im Saal: Christian Glur, er rückt nach. Burgherr, der den Wahlkampf leitete, ergreift das Mikrofon und zeigt sich hoch zufrieden: «Es sieht so aus, als könnten wir zusammen mit der FDP eine Mehrheit im Grossen Rat erreichen. Dann können wir eine gute Politik machen, wenn wir miteinander sprechen», erklärt er. Grossrätin Borer-Mathys teilt diese Einschätzung. Wird die Zusammenarbeit mit der FDP jetzt noch wichtiger? «Ich würde sagen, sie bleibt gleich wichtig», erklärt sie. «Wir haben Überschneidungen in der Finanzpolitik und in Migrationsfragen, zum Teil auch in der Bildungspolitik – dort wird der Wähler das heutige Resultat spüren.»
Jubel bei Birchers Ankunft
Jetzt werden Weinflaschen auf Parteikosten entkorkt, Aargauer Wein selbstverständlich, genauer von Rolf Wehrli – auch er hat die Wiederwahl geschafft. Burgherr bedankt sich bei den Bezirksparteien: «Wir haben den Wahlkampf in den Bezirken gemacht, es wurde hervorragende Arbeit geleistet, die sicher viel zu diesem Resultat beigetragen hat.» Andreas Glarner, Präsident der Kantonalpartei, schreibt den Erfolg primär der Themensetzung zu: «Die Leute haben genug von der rot-grünen Verbotspolitik. Auch die zunehmende Kriminalität und der Asylmissbrauch haben uns geholfen», erklärt er. Zudem habe Martina Bircher die Wählerinnen und Wähler mobilisiert. «Sie ist eine von uns», erklärt er stolz.
Bild: Dominic Kobelt
Mit dieser Meinung steht er nicht alleine da: Als Bircher den Saal betritt, bricht Jubel aus. Die Neugewählte ist sichtlich gerührt, nimmt Gratulationen und Geschenke entgegen. «Jetzt geht die harte Arbeit los», sagt Alt-Grossrat Thomas Lüpold mit einem Lachen und schüttelt ihr die Hand. Schliesslich wendet sich Bircher an die Leute im Saal und bedankt sich als Erstes bei ihrem Partner und ihrem Sohn. «Sie mussten in den letzten Wochen oft auf mich verzichten. Es war manchmal auch schwierig, aber wir haben immer zusammengehalten.»
Mittlerweile sind alle Bezirke ausgezählt. Die SVP gewinnt fünf Sitze, Martina Bircher schafft die Wahl in den Regierungsrat im ersten Wahlgang, und auch der wiedergewählte Jean-Pierre Gallati darf Gratulationen entgegennehmen. Das SVP-Sünneli strahlt auf ganzer Linie.