Geht es um Leben und Tod, kommt sie zum Einsatz: Diese Wallbacherin ist einer der ersten «First Responder» im Kanton
Hanke Nobbenhuis hat das Täschlein extra hervorgeholt. «Dieses Set erhalten alle ‹First Responder› vom Kanton», sagt die Wallbacherin. Sie öffnet den Reissverschluss und zeigt den Inhalt: Beatmungsmaske, Leuchtweste, Einweghandschuhe, Desinfektionsmittel, Kompressen und Binden sowie weiteres Kleinmaterial liegen darin.
«Es ist der Samaritergedanke, man möchte Leben retten und Menschen helfen», sagt Nobbenhuis. Seit wenigen Wochen ist sie als «First Responder» registriert. Das System wurde im Aargau auf den 1. Februar eingeführt.
In vielen Kantonen gibt es das Modell schon länger: Erstantwortende – eben sogenannte «First Responder» – überbrücken als Ersthelfende bei Herz-Kreislauf-Stillständen die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte. Sie führen dabei Wiederbelebungsmassnahmen wie Herzdruckmassagen oder die Anwendung eines Defibrillators durch. Dabei werden sie über eine App von der Sanitätsnotrufzentrale SNZ 144 auf die Notfälle in ihrer Nähe hingewiesen.
Pro Minute rund zehn Prozent kleinere Überlebenschance
Dass sich Nobbenhuis sofort als «First Responder» registrieren liess, war für sie klar. «Ich habe mir schon länger überlegt, dass ich eigentlich sofort da wäre, wenn jemand in der Nachbarschaft einen Herzstillstand hat», sagt sie und rechnet vor, dass man pro verlorene Minute bis zum Beginn der Reanimation von einer rund zehn Prozent kleineren Überlebenschance ausgehe.
Zwar ist die Bibliothekarin als Beauftragte für Aus- und Weiterbildung im Kantonalverband Aargauischer Samaritervereine und Mitglied im Samariterverein Schupfart für den Einsatz als «First Responder» prädestiniert, sind doch Reanimation und Erste Hilfe ständig präsent. So nah am Thema wie Nobbenhuis braucht man aber eigentlich gar nicht zu sein. «First Responder» müssen aber einen gültigen Reanimationskurs (BLS-AED-SRC-Komplettkurs) vorweisen können. Leute aus bestimmten Berufsgattungen wie Ärztinnen oder Rettungssanitäter müssen ihr Berufsdiplom vorlegen können.
Für alle, die nun mittels Zertifikat oder Berufsstand als «First Responder» zugelassen sind, geht es zuerst zur Einführungsschulung. Diese ist für alle obligatorisch, sie kann an verschiedenen Standorten durchgeführt werden. «Ich war dafür in Frick. Es wird einem der Ablauf erklärt und was man an einem Einsatz erwarten kann», sagt Nobbenhuis. Zudem werde einem die Verschwiegenheitserklärung nochmals erläutert.
Nach wie vor Zunahme an Registrierungen
Eine Aufstellung, wie viele Fricktalerinnen und Fricktaler zurzeit als «First Responder» registriert sind, kann der Kanton noch nicht machen. Gemäss Maya Schweizer, zuständige Fachspezialistin «First Responder» beim kantonalen Departement Gesundheit und Soziales, werde man Anfang Mai aussagekräftige Zahlen erheben können.
Diese seien dann gemäss Schweizer allerdings nur bedingt bedeutsam, da «First Responder» nicht nur an ihrem Wohnort alarmiert würden. Die Alarmierung über die App richte sich auch nach dem aktuellen Aufenthaltsort der Ersthelfenden.
Auch wenn das Netz an «First Respondern» noch nicht so dicht ist, so ist der Kanton mit der Startphase zufrieden. «Wir verzeichnen nach wie vor eine Zunahme an Interessierten. Vor 14 Tagen waren es 750 Registrationen, während es heute schon 866 gibt.» Davon seien knapp 300 Personen noch nicht freigeschaltet, weil sie die obligatorische Einführungsschulung noch nicht absolviert hätten.
Seit dem 1. Februar 2024 erfolgten gemäss Schweizer über 100 Alarmierungen, bei denen die Sanitätsnotrufzentrale auch «First Responder» alarmierte. Hanke Nobbenhuis wartet noch auf ihren ersten Einsatz – aber wenn es sie braucht, ist sie da.