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Nach Druck aus der Bevölkerung: Yannick Buttet tritt als Walliser Tourismus-Chef zurück

Der Präsident der Walliser Tourismuskammer gibt sein Amt ab. Buttets Wahl sorgte wegen seiner Vorgeschichte für Empörung.

Die Sitzung war ausserordentlich, genauso wie die Umstände. Der Vorstand der Walliser Tourismuskammer (WTK) traf sich am Dienstagabend in Sitten, um über ihren Präsidenten zu diskutieren: Yannick Buttet.

Am 18. Juni wurde der frühere Mitte-Nationalrat einstimmig an die Spitze der Tourismusorganisation gewählt – obwohl er zweimal rechtskräftig verurteilt worden war, einmal wegen sexueller Belästigung und einmal wegen Nötigung. Eine Welle der Empörung schwappte in der Folge über die Tourismuskammer. Nun zieht die Organisation die Reissleine.

Am Dienstagabend teilte die Tourismuskammer mit, dass man an der Vorstandssitzung die aktuelle politisch-mediale Situation analysiert habe. «Am Ende der Beratungen stellte Präsident Yannick Buttet fest, dass er nicht mehr die Unterstützung des Vorstands der WTK hat», heisst es in einem Communiqué. Während der Beratungen des Vorstands war Buttet in den Ausstand getreten. Dieser kommentierte seinen Rücktritt wie folgt: «Ich möchte sicherstellen, dass die WTK ihre Aufgaben in vollem Umfang erfüllen kann. Ohne diese Unterstützung wird es mir nicht möglich sein, meine präsidialen Aufgaben zu erfüllen. Ich habe daher meinen Rücktritt eingereicht.»

Damit ist die Causa Buttet vom Tisch. Der Auswahl- und Wahlprozess für das Präsidium der WTK werde gemäss den Statuten erfolgen, heisst es in der Mitteilung weiter.

Die Organisation, die bisher eher ein Schattendasein fristete, wurde in den letzten Wochen insbesondere von feministischen und gewerkschaftlichen Kreisen ins Kreuzfeuer genommen. Die Feministischen Kollektive Ober- und Unterwallis, die Unia Jugend Oberwallis und die Unia Frauen Oberwallis lancierten eine Petition, in der sie Buttets Absetzung forderten. Besonders stossend sei, so die Initiantinnen, dass Buttet seit seiner Wahl von Amtes wegen im Vorstand von Valais/Wallis Promotion sitzt. Denn dort arbeitet ein Opfer des 47-jährigen Unterwallisers.

Weitere Parteien schlossen sich dem Kampf gegen die Tourismuskammer an, auch die frühere SRF-Journalistin Priska Dellberg sowie Danica Zurbriggen Lehner, sie war Co-Vizepräsidentin der Neo – die sozialliberale Mitte. Dellberg sagte gegenüber dem «Blick»: «Buttet ist ein typisches Beispiel dafür, was passiert, wenn fast nur Männer entscheiden.» Der Vorstand, der ihn wählte, besteht aus zwölf Männern und einer Frau.

Petition mit 10’500 Unterschriften

Lokale, nationale und internationale Medien berichteten in den vergangenen Wochen über die umstrittene Wahl. Die Petition wurde mittlerweile von 10’500 Personen unterzeichnet. Rund die Hälfte der Unterschriften stammt aus dem Wallis, insbesondere im deutschsprachigen Kantonsteil waren die Aktivistinnen aktiv. Im Oberwallis machte sich umso mehr Unmut breit, als die Zeitung «Walliser Bote» Buttets Gegenkandidaten publik machte: Thomas Egger, früherer CSPO-Nationalrat und Direktor der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Berggebiete (SAB). Es habe sich wohl auch um eine regionalpolitische Wahl gehandelt, sagten Oberwalliser Touristiker. Zuletzt stellten sich auch die Zermatter Hoteliers gegen den Unterwalliser Präsidenten.

Seit Buttets Wahl am 18. Juni kommunizierte die Walliser Tourismuskammer lange Zeit zurückhaltend, was die Polemik weiter dynamisierte. Schliesslich äusserte sich Luc Fellay. Der Vizepräsident der Walliser Tourismuskammer sagte, dass Buttets Vorgeschichte im Vorstand kein Thema gewesen sei, schliesslich habe er seine Strafe verbüsst. Man werde das weitere Vorgehen an der nächsten ordentlichen Sitzung Ende August besprechen.

Nun kam es anders. Yannick Buttet berief vergangene Woche eine ausserordentliche Versammlung ein. An dieser kam Buttet zum Schluss, dass er das Amt nicht mehr ausüben kann.