Zu einem gelungenen Samstagnachmittag gehört bei mir ganz sicher ein Vollbad. Ein richtig heisses, mit einem Badezusatz entsprechend der aktuellen Verfassung (Teufelskralle geht immer, Lavendel eigentlich auch). Die Begeisterung für das Gefühl der Schwerelosigkeit im Moment, in dem man sich in die heisse Wanne gleiten lässt, hat bei mir nie nachgelassen. Besser als Drogen! Dann lese ich in Ruhe das Magazin des Tagesanzeigers, und zwar von hinten nach vorne. Manchmal lege ich eine Pause ein und lasse mich wie ein Krokodil so weit unter den Wasserspiegel gleiten, bis nur noch Augen und Nase aus dem Wasser gucken. Wichtig: Regelmässig heisses Wasser nachfliessen lassen, damit man auch richtig ins Schwitzen kommt. Nach anderthalb Stunden ist Schluss. Abkühlung auf der Terrasse im selben Zeitumfang ist angesagt bei einem Bierchen oder zwei. Das finden Sie langweilig? Ich kann Ihnen versichern, dass Sie mit dieser Meinung nicht alleine sind. Baden in der Wanne, das ist doch etwas für Senioren! Nun, langweilig sein ist zum Glück kein Verbrechen. Schwerer wiegt natürlich das ökologische Fehlverhalten: Dieses Verschwenden von kostbarem Wasser, das geht gar nicht! Ungefähr 180 Liter Wasser passen in meine Wanne, das macht gut 9000 Liter Wasser pro Jahr bei einem Vollbad pro Woche. Kriminell! Da ich ja auf keinen Fall auf mein Bad verzichten will, muss schnell ein Totschläger-Argument zur Rechtfertigung her, und das finde ich bei Google ruckzuck, ich brauche nur «Wasserverbrauch» einzugeben. Stellen Sie sich vor, Sie heizen Ihren CO2-neutralen Grill ein, während ich noch in der Badewanne liege. Darauf bereiten Sie sich, wenn ich nach dem Bad zum Bier übergehe, ein prächtiges 500-grämmiges Rinds-Steak zu. Damit haben Sie – nicht erschrecken! – satte 7500 Liter Wasser vernichtet. So viel braucht nämlich die Produktion eines halben Kilos Rindfleisch. Sie werden hoffentlich einsehen, dass die Ausgangslage nun eine völlig neue ist: Indem ich nämlich gebadet statt grilliert habe – und es soll ja Menschen geben, die jeden Samstag grillieren –, habe ich sagenhafte 7320 Liter Wasser gespart. Dafür sollte man mich belohnen! Ich glaube, ich sollte mich nach einer grösseren Badewanne umsehen. Und mir überlegen, ob ich in die Politik einsteigen soll.