Deshalb schmeckt Bier kalt am besten: Das Rätsel der Alkohol-Chemie ist entschlüsselt
Weisser Wein kühl und roter Wein sowie chinesischer Schnaps bei Raumtemperatur: Dass wir unterschiedliche Getränke mit unterschiedlicher Temperatur geniessen, hat handfeste chemische Gründe, wie Forschende herausgefunden haben.
Die alkoholischen Getränke schmecken bei unterschiedlichen Temperaturen mehr oder weniger nach Alkohol (also Ethanol), denn je nach Temperatur formieren sich Wasser und Ethanol eher in Ketten oder in pyramidenähnlichen Clustern.
DieForschenden um Xiaotau Yangvon der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking wollten zuerst herausfinden, warum es den chinesischen Schnaps Baijiu in drei ganz spezifischen Alkoholkonzentrationen gibt: 38–42%, 52–53% und 68–75%. Dazu untersuchten sie die Oberflächenspannung der Getränk-Mischungen. So fanden sie heraus, dass sich die Spannung nicht linear entwickelt mit zunehmender Alkoholkonzentration – stattdessen stellten sie mehrere unregelmässige Plateaus im Verlauf fest.
Weitere Experimente zeigten, dass diese entstanden, weil sich das Wasser und das Ethanol unterschiedlich formierten – pyramidenähnliche Cluster schmecken dabei weniger ausgeprägt. Die Plateaus erschienen oder verschwanden, wenn die Temperatur der Getränkemischung geändert wurde. Und so konnten die Forschenden schliesslich auch erklären, warum Baijiu bei Raumtemperatur getrunken wird: Nur dann kann man nämlich die unterschiedlichen Alkoholkonzentrationen rausschmecken. Bei über 40 Grad Celsius ist das Geschmacksspektrum nicht mehr da.
Bier hingegen, mit einer klassischen Alkoholkonzentration von 5 Prozent, schmeckt besonders stark nach Ethanol bei 5 Grad Celsius. Bei kühler Temperatur werden die pyramidenförmigen Cluster weniger konzentriert – deshalb trinken wir Bier bei dieser Temperatur.