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Warum wir gerade jetzt mehr Nüsse essen sollten – auch, wer abnehmen will

Die Walnuss: über 650 Kilokalorien auf 100 Gramm. Bei Macadamia sind es fast 700, und die Pekannuss geht sogar noch darüber hinaus. Nüsse liefern mit einer Handvoll bereits so viele Kalorien wie ein ganzes Mittagessen. Sind sie also hochpotente Dickmacher?

Für Ernährungsmediziner Hans Biesalski von der Universität Hohenheim in Stuttgart sind solche Verdächtigungen «ein weitverbreitetes Missverständnis». Dafür sprächen schon geografische Hinweise:

«In den Mittelmeerregionen ist der Nussverzehr etwa doppelt so hoch wie in den USA, die dennoch weit mehr Übergewichtige aufweisen.»

Was natürlich auch daran liegen könnte, dass man in Amerika schlicht mehr Fast Food verzehrt. Doch Biesalski kann diverse Studien nennen, die einen gegensätzlichen Zusammenhang zwischen Nussverzehr und Übergewicht bestätigen.

So zeigte eine Untersuchung an knapp 9000 Männern und Frauen, dass Nussesser (mehr als zwei Portionen pro Woche) ein um 40 Prozent geringeres Risiko für einen Gewichtszuwachs hatten als Gelegenheitsesser. Und übergewichtige Patienten mit dem Metabolischen Syndrom verloren durchschnittlich 2,2 Kilogramm, nachdem ihr Speiseplan zwölf Wochen lang mit 30 Gramm Walnüssen, Mandeln und Haselnüssen aufgerüstet worden war.

Der Verzehr von Nüssen macht satt und heizt ein

Doch wie kann, was so viele Kalorien liefert, den Zeiger auf der Waage versöhnlich stimmen? Eine Antwort darauf kommt jetzt durch Forscher aus China und den USA. Sie haben knapp 100 übergewichtige Probanden auf eine um 500 Kilokalorien reduzierte Magerkost gesetzt und ihnen stattdessen entweder eine Portion Brezeln oder aber eine Portion gemischter Nüsse verordnet. Beide Gruppen hatten danach im Durchschnitt knapp zwei Kilogramm weniger auf der Waage. Doch in der Brezelgruppe brachen mehr als 35 Prozent die auf vier Monate angesetzte Diät frühzeitig ab, während in der Nuss-Gruppe die Drop-out-Quote gerade mal bei 14 Prozent lag. Der Grund: Sie fühlten sich durch die Nüsse nachhaltig gesättigt, während die Brezelesser von wiederkehrenden Hungerattacken berichteten.

Studienleiter Zhaoping Li von der University of California vermutet, dass die Kernfrüchte – aufgrund ihrer hohen Eiweiss- und Proteinwerte – die beiden Hormone Ghrelin und Leptin und damit unsere Hungergefühle unterdrücken. Der Ernährungsmediziner sagt:

«Auf diese Weise wird der Umstand, dass Nüsse recht viele Kalorien liefern, mehr als ausgeglichen.»

Nüsse regen den Körper zu mehr Wärmeproduktion an

Ausserdem mobilisieren sie offenbar die sogenannte Thermogenese, also unsere Wärmeproduktion. An der Universität Rovira i Virgili im spanischen Tarragona hat man herausgefunden, dass unsere Temperaturkurve nach einer Portion Walnüsse um 28 Prozent mehr nach oben geht, als wenn wir eine kaloriengleiche Milchportion getrunken hätten.

Erklärbar wird der Effekt dadurch, dass die ungesättigten Nuss-Fettsäuren das sympathische Nervensystem aktivieren, sodass der Körper mehr auf Aktivität umschaltet. Der Mensch bekommt einen schnelleren Puls und entwickelt mehr Muskelspannung.

Ein weiterer Erklärungsansatz besteht darin, dass die Nussfette einen Rezeptor in der Leber und den Muskeln aktivieren, der uns mehr Körperwärme produzieren lässt. Was nicht nur beim Abspecken hilft, sondern auch ideal zur kalten Jahreszeit passt.