Menschen im Aargau ärgern sich: Verspritzt die Feuerwehr bei Übungen unnötig Wasser?
Keine unnötige Pflanzenbewässerung mehr, kein Autowaschen, keine Gartenpools befüllen. Doch die Feuerwehr plant, ausgerechnet im Hitzemonat August, ihre routinemässigen Feuerwehrübungen. Zum Erstaunen der Bevölkerung spritzt sie dabei scheinbar viel Löschwasser durch die Gegend.
So wurden beispielsweise im Seetal gleich mehrere Anwohner überrascht, als plötzlich die Feuerwehr für eine Übung aufmarschierte und das Wasser in Strömen floss. «Das ist sicher gerade jetzt bei dieser Dürre nicht angebracht. Diese Übung hätte verschoben werden können», ärgert sich ein Anwohner und ergänzt: «Wir dürfen unsere Pflanzen nicht giessen und sie verschwenden das Wasser.»
Feuerwehrpräsident hat Verständnis, mahnt aber auch
«Wenn die Gemeinde dazu aufruft, Trinkwasser zu sparen, dann darf die Feuerwehr sicher nicht unnötig Wasser vergeuden», ist auch der Präsident des Aargauischen Feuerwehrverbands, Fabian Engel, einig mit den Anwohnern. Aber: «Hierbei handelte es sich wohl um eine Pflichtübung.»
Die Feuerwehr-Instruktoren müssen kontrollieren, wie beispielsweise ein abgelegener Bauernhof auf einem Berg im Ernstfall mit Wasser versorgt werden kann. Dazu muss das Wasser vom Hydrant im Dorf genutzt werden. Die Feuerwehr macht dann Messungen, es werden Pumpen zugeschaltet und dann wird für ungefähr fünf Minuten Wasser gespritzt. Engel sagt: «Dieses Wasser geben wir dann, als Geschenk, an die Natur ab. Das können wir ja schlecht wieder ins Hydrantennetz zurückgeben.»
Trotzdem versteht er, dass die momentanen Spritzwasserübungen bei einigen Aargauerinnen und Aargauern nicht gerade gut ankommen. Die Feuerwehr sei jedoch stets bedacht, Wasser zu sparen. So beispielsweise auch bei einem Ernstfall, wenn keine Rettung mehr in Sicht sei.
Regelmässiges Training ist wichtig
Auch Hanspeter Suter, Leiter Ausbildung der Aargauischen Gebäudeversicherung, betont die Wichtigkeit von Übungen für die Feuerwehren. Diese müssten, der Sicherheit aller zuliebe, mit einer gewissen Regelmässigkeit trainieren können. «Dabei geht es um die Routine in der Bedienung von Geräten wie Tanklöschfahrzeugen und Pumpen, aber auch Strahlrohre und andere Verbraucher», erklärt Suter.
Einfach verschieben lassen sich Übungen ohnehin auch terminlich nicht, es besteht ein festes und dicht gedrängtes Jahresprogramm. Immerhin fällt die grosse Trockenzeit in diesem Jahr hauptsächlich in die Ferienzeit, in welcher auch kaum Feuerwehrübungen geplant sind.
Notreserve im Reservoir für Löscharbeiten reserviert
Damit bei einer Brandbekämpfung das Wasser nicht plötzlich ausgeht, hat die Aargauische Gebäudeversicherung (AGV), welche für das Einhalten des Feuerwehrgesetzes im ganzen Kanton zuständig ist, bereits Weisungen erlassen. So ist das letzte Drittel eines Reservoirs immer fürs Feuerlöschen reserviert.
«Sollte jetzt wirklich einmal eine totale Knappheit herrschen, dann muss dieses Drittel trotzdem bestehen bleiben, um eine Brandbekämpfung durchführen zu können,» erklärt Fabian Engel und beruhigt: «Im Kanton Aargau müssen wir aber nicht Angst haben, dass das Wasser so knapp wird, dass wir es nicht mehr trinken dürfen.»
Rücksicht nehmen die Feuerwehren bei ihren Übungen während einer Trockenzeit übrigens auch auf die Umwelt. «Im Moment soll vor allem auf Wasserbezüge aus offenen Gewässern verzichtet werden. Damit können wir zusätzlichen Stress für die Lebewesen im Wasser vermeiden», sagt Hanspeter Suter. (ArgoviaToday, pin)