Vorsicht bei Pesto und Co. aus dem Glas: Viele Deckel verunreinigen die Lebensmittel
Pesto, eingelegtes Gemüse oder Apéro-Häppchen wie in Öl eingelegte und mit Frischkäse gefüllte Peperoni sind beliebt. Allerdings haben sie ein gemeinsames Verpackungsproblem, wenn sie in Glaskonserven abgefüllt sind: Weichmacher aus den PVC-Deckeldichtungen können sie verunreinigen, da diese Stoffe aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften von Lebensmitteln mit einem hohen Öl-Anteil besonders gut aufgenommen werden.
«Betroffen sind alle Lebensmittel mit einem hohen Fettanteil», sagt der Zürcher Kantonschemiker Martin Brunner. Wenn dieses Fett flüssig ist und das Glas beispielsweise kippt, kommt der Inhalt mit der Innenseite des Deckels in Berührung. «So können die Substanzen herausgelöst werden», sagt Brunner.
Das Problem ist in der Branche seit Jahren bekannt. Allerdings gibt es kein Verbot für die Verwendung von PVC-Deckeln. Die Kantonschemiker haben daher in einer nationalen Kontrollkampagne erneut verschiedene ölhaltige Lebensmittel in Glaskonserven auf Verunreinigungen durch Weichmacher untersucht – ganz im Sinne eines Vorsorgeprinzips mit dem Ziel, die Gesamtbelastung durch Weichmacher für die Bevölkerung so klein wie möglich zu halten.
Jede vierte Probe verunreinigt
Das Fazit der Kontrolle: Bei rund einem Viertel der Proben mit PVC-Deckeldichtungen waren die Weichmachergehalte im Lebensmittel so hoch, dass sie beanstandet werden mussten. Das teilte der Verband der Kantonschemikerinnen und -chemiker der Schweiz und des Fürstentums Liechtenstein am Dienstag mit. Da die Lebensmittel zum Teil «massiv» mit Weichmachern verunreinigt waren, mussten sie aus dem Verkauf genommen werden.
Eine unmittelbare Gesundheitsgefährdung besteht trotz der Überschreitung der Höchstwerte jedoch nicht, wie Brunner sagt. Grund dafür sind die Art und Menge der gefundenen Weichmacher sowie die geringen Mengen, welche die Konsumentinnen und Konsumenten von diesen Produkten essen. Trotzdem betonen die Experten in ihrer Mitteilung: «Die Verunreinigungen gelten als vermeidbar und sind daher unerwünscht.»
Für die Konsumenten ist es unmöglich, eine Verunreinigung zu erkennen. Laut Brunner weist zumindest eine blaue Innenseite darauf hin, dass es sich um einen Deckel der neueren Generation handelt, die ohne PVC auskommt. Er rät zudem, beim Wiederverwenden der Glaskonserven darauf zu achten, dass sie für die gleichen Lebensmittel eingesetzt und nicht gemischt werden. Also für das selbstgemachte Pesto nicht ein Glas verwenden, in dem ursprünglich Spargeln eingelegt waren.
Die Kantonschemiker haben die betroffenen Betriebe aufgefordert, sich der Thematik anzunehmen. «Wir haben einen Impuls gesetzt und verlangen von den Betrieben eine Rückmeldung, was sie unternehmen wollen», sagte Brunner. Diese Antwort werde beurteilt – allenfalls schärfen die Kantonschemiker nach. «Zu gegebener Zeit prüfen wird dann den Erfolg der Kampagne und die Wirksamkeit der von den Herstellern getroffenen Massnahmen.»
Laut Brunner hat die erste vor ein paar Jahren durchgeführte Kampagne Wirkung gezeigt – vor allem bei den Grossverteilern und grösseren Lebensmittelherstellern. «Kleinere haben noch Nachholbedarf.»
Schwierig wird es vor allem, wenn die Produkte im Ausland abgefüllt werden. In diesen Fällen nehmen die Experten die Importeure in die Pflicht. «Sie müssen diesen Punkt in die Vereinbarung mit den Lieferanten aufnehmen und diese darauf hinweisen, dass PVC-Deckel nicht akzeptiert werden.» Denn: «Wir sind erst zufrieden, wenn bei ölhaltigen Produkten keine PVC-Deckel mehr eingesetzt werden», sagt Brunner.