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Stab-Gigant Mondo Duplantis sprintet gegen Hürdenstar Karsten Warholm – das steckt hinter dem Schaukampf

Mit Stabhochspringer Mondo Duplantis und Hürdenläufer Karsten Warholm messen sich in Zürich zwei Popstars der Leichtathletik über 100 Meter. Wie es zum ungewöhnlichen Duell kam und was es kostet.

Rückblickend ist es eine erheiternde Anekdote, dass Mondo Duplantis für Schweden und damit die Heimat seiner Mutter startet und nicht für die USA, von wo sein Vater stammt und wo er aufgewachsen ist. Der Grund war, dass Duplantis die brutalen US-Ausscheidungskämpfe meiden wollte.

Denn Konkurrenz kennt der Stabhochsprung-Dominator schon lange nicht mehr. Mit 13 Jahren überquerte er 4 Meter, mit 15 sprang er über 5,30 und mit 18 über unfassbare 6,05 Meter. Seit 2020 hat er den Weltrekord zehn Mal verbessert, jedes Mal nur um einen Zentimeter. Denn für jede neue Bestmarke erhält Duplantis einen Bonus. Letztmals am letzten August-Wochenende in Polen. Inzwischen liegt die Bestmarke bei 6,26 Metern. Von den zehn Teilnehmern bei Weltklasse Zürich haben in diesem Jahr neben Duplantis nur der Amerikaner Sam Kendricks (6,01 Meter) und der Grieche Emmanouil Karalis (6,00 Meter) die magische 6-Meter-Marke überquert.

Im Stabhochsprung bewegt sich Duplantis in seinem eigenen Universum. Einer der Schlüssel zum Erfolg ist seine unvergleichliche Geschwindigkeit beim Anlauf, die er in technischer Vollkommenheit zu nutzen weiss.

Inzwischen steht der Weltrekord im Stabhochsprung bei 6,26 Metern.
Bild: EPA

Ein Scherz nach dem Training

Einer, der in seiner Disziplin ebenfalls Massstäbe gesetzt hat, ist Karsten Warholm. Der Norweger ist Weltrekordhalter über 400 Meter Hürden, dreifacher Weltmeister und Olympiasieger 2021. Dass der 28-Jährige wie zuletzt in Paris nur Zweiter wird, ist eher die Ausnahme als die Regel. In der Leichtathletik sind Warholm und Duplantis so etwas wie Popstars.

Wie schon im Vorjahr treten sie bei Weltklasse Zürich an – und zwar nicht nur in ihren Disziplinen, sondern auch erstmals überhaupt gegeneinander.

Angefangen hatte es vor etwas mehr als einem Jahr mit einer Albernheit, als die beiden nach dem Training in Monaco fanden, sie könnten ja einmal über 100 Meter gegeneinander antreten. Warholm flachste damals noch, Duplantis dürfe ein paar seiner Sprintschuhe tragen, damit er danach keine Ausreden habe. Gegenüber dem TV-Sender «NRK» sagte er dann, eine Niederlage gegen einen Stabhochspringer wäre «ein wenig peinlich».

Duplantis’ Training mit Fred Kerley

Wobei Duplantis die 100 Meter als Teenager einst in 10,57 Sekunden lief. Warholm war als Siebzehnjähriger in 10,49 Sekunden nicht wesentlich schneller. Entsprechend selbstbewusst geht Duplantis das Duell vom Mittwoch im Zürcher Letzigrund an: «Ich habe eine gute Chance», sagte der Schwede. Die Vorbereitung geht er so ernsthaft an, als ginge es um eine Olympia-Medaille. Am Montag trainierte Duplantis mit Fred Kerley den Start. Der Amerikaner sprintete in Paris über 100 Meter zu Olympia-Silber.

Solche Schaukämpfe sind erstaunlich selten. Usain Bolt lief in Buenos Aires einmal gegen einen Linienbus,Ben Johnson sprintete gegen ein Rennpferd, Lionel Messi mass sich im Penaltyschiessen mit einem Robotergoalie und Michael Phelps schwamm gegen einen simulierten weissen Hai.

Usain Bolt lässt einem argentinischen Linienbus keine Chance.
Bild: AP DyN

Das mag für Schlagzeilen sorgen, sportlichen Gehalt hat das im Gegensatz zum Duell zwischen Warholm und Duplantis allerdings nicht. «Das war für uns eine Voraussetzung», sagt der Co-Meetingdirektor Christoph Joho.

Weshalb aber kommt es ausgerechnet in Zürich zum Duell? In die Karten gespielt hat Weltklasse Zürich, dass es das einzige Diamond-League-Meeting ist, das von Puma gesponsert wird, wo Warholm und Duplantis unter Vertrag stehen. Ausgegangen ist die Initiative von den Organisatoren, als man im Mai anbot, das Duell im Letzigrund zu ermöglichen.

Karsten Warholm ist Weltrekordhalter über 400 Meter Hürden.
Bild: AP

Drei Mal ein sechsstelliger Betrag

Bei Puma und Red Bull, ebenfalls einem gemeinsamen Sponsor der beiden, hat man damit offene Türen eingerannt. «Es ist ein Experiment und ein schmaler Grat, auf dem wir uns bewegen», sagt Joho. Das grösste Risiko sei, wenn sich Duplantis oder Warholm im Vorfeld verletzen sollten oder krank werden. Der Anlass müsste abgesagt werden. Ein Szenario, für das die Organisatoren des Meetings die Ausfallversicherung erweitert haben.

Weil die Bahnhofshalle zu kurz, der Sechseläutenplatz nicht eben ist und man dafür kurzfristig wohl auch keine Bewilligung erhalten hätte, findet das Duell im Letzigrund statt. Rund um den Sprint kreierten die Macher ein abendfüllendes Programm mit Nachwuchsrennen und Showeinlagen wie Breakdancing. Rund 2000 Tickets gingen dafür in den Verkauf. Der Start zum Sprint zwischen Warholm und Duplantis erfolgt um 21.30 Uhr.

Für Warholm wäre eine Niederlage gegen Duplantis «etwas peinlich».
Bild: EPA

50 Influencer aus aller Welt

Eine Startgage oder ein Preisgeld wird nicht entrichtet. Auch die rund 50 Influencer aus aller Welt, die den Anlass dokumentieren, erhalten neben der Vergütung für Anreise und Unterkunft keine weiteren Zuwendungen. Sowohl Weltklasse Zürich wie auch die beiden Sponsoren investieren eine sechsstellige Summe in den Schaukampf der Leichtathletik-Popstars, der auch mit einem gewissen Aufwand für das TV-Publikum produziert wird.

Klar ist: Das Duell soll eine Art Amuse Bouche sein, bei dem die ganze Welt nach Zürich blickt und das neue Fans für die Leichtathletik begeistern soll. Der Hauptgang wird dann am Donnerstag serviert, wo Mondo Duplantis im Stabhochsprung und Karsten Warholm im Hürdenlauf brillieren wollen.

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