Der Hobby-Meteorologe warnt: Geht es nach der Siebenschläferregel, wird der Sommer zu heiss und zu trocken
Es ist eine von vielen Bauernregeln, die Helmut Kohler, Hobby-Meteorologe aus Schwörstadt, aus dem Effeff kennt: «Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag», lautet sie und bezieht sich auf den 27. Juni. Doch diesen Tag als Wetterabbild des kompletten Sommers zu betrachten, hält Kohler für unsinnig. «Um das Sommerwetter vorauszusagen, sollten wir besser einen grösseren Zeitraum von ein bis zwei Wochen von Ende Juni bis Anfang Juli nehmen», sagt er.
Aberglaube hin oder her: Meteorologen sehen zu dieser Zeit tatsächlich eine Stabilisierung der Grosswetterlage, die meist über eine längere Zeitspanne anhält. Der Grund dafür sei die Besonderheit der Erdatmosphäre. So bleibt der Verlauf der Jetstreams, die in zehn Kilometern Höhe wehen und die Zugbahnen von Hoch- und Tiefdruckgebieten beeinflussen, relativ konstant. Entsprechend stabil verhält sich die Wetterlage.
Juni war bereits über 2 Grad Celsius zu warm
Gemäss Siebenschläferregel, so Kohler, würden diesen Sommer die einzelnen Gewitterlagen von stabileren und weitgehend gewitterfreien Phasen abgelöst werden – und dies bei klar überdurchschnittlichem Temperaturniveau. «Da der Juni bisher schon deutlich über 2 Grad Celsius (°C) zu warm und zu trocken war, ist bereits jetzt als ziemlich sicher abzusehen, dass der Sommer zum Leidwesen der Vegetation erneut deutlich zu warm und zu trocken ausfallen wird», sagt er. Seit 1997 passte die Siebenschläferregel am Hochrhein übrigens 18-mal, lediglich 8-mal traf sie nicht zu.
Der prognostizierte trockene und zu warme Sommer würde denn auch bei so manchem Sommergeschäft für ordentlich Umsatz sorgen. Allen voran bei den Fricktaler Freibädern. Das Kuba-Strandbad in Rheinfelden etwa zählt laut Geschäftsführer Willy Vogt bereits jetzt 26’000 Eintritte. «Das ist schon knapp die Hälfte der Gesamteintritte in einer durchschnittlichen Freibadsaison», sagt er. Dabei ist erst etwa ein Drittel der Saison vorbei und die – normalerweise – richtig heissen Wochen und Schulferien stünden erst noch bevor.
Am letzten Sonntag, mit 2061 Eintritten, und am vorletzten Sonntag, mit 2121 Eintritten, verzeichnete das Schwimmbad bei stahlblauem Himmel und Temperaturen um die 30-Grad-Marke seine ersten Spitzentage. «Von uns aus kann es so weitergehen», sagt Vogt denn auch.
Während die Wassertemperatur im Kuba-Strandbad 25°C beträgt, bietet auch das kühle Nass im Rhein bei Laufenburg mit seinen knapp 22 ° C Gelegenheit für eine Abkühlung. Aber Achtung – sechs Baderegeln listet die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft auf ihrer Website für Fliessgewässer auf: Nie überhitzt ins Wasser springen, nie alkoholisiert oder unter Drogeneinfluss baden, nie nachts, nie bei Hochwasser oder trüber Färbung, möglichst nicht alleine schwimmen und Kinder immer im Auge haben.
Weit über eine Tonne Glace pro Woche
Das sommerliche Wetter der letzten Wochen liess auch im «Chelati» von Gelatiere Federico Hochreuter die Kasse klingeln. Weit über eine Tonne Glace produziert er derzeit pro Woche in seiner Gelateria in Gipf-Oberfrick. «Das ist vom Umsatz her bisher mein stärkstes Jahr», sagt er. Manchmal, wenn die Bestellungen gross sind, muss er bei der Produktion der kalten Süssspeise sogar auf die Aushilfe eines Koches zurückgreifen. «Derzeit suche ich nach Helfenden in der Produktion, im Verkauf und fürs Ausliefern», sagt er.
Zwar könne sich das sommerliche Wetter so ruhig bis in den September weiterziehen. Aber auf Tage mit weit über 30 ° C kann er verzichten. Denn er weiss: «Irgendwann wird es auch für Glace zu heiss.»