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Meisterwerk gegen Schulstress: 16-Jähriger baut neue Attraktion für Teddybärmuseum

In Tim Wanner fand der Wettinger Kugelbahnkünstler Alain Schartner einen talentierten Schüler. In seinem Atelier lernte Wanner das Handwerk – und macht Museumsgründerin Maria Kaufmann zum 20-jährigen Jubiläum ein ganz besonderes Geschenk.

Wer das Teddybärmuseum im über 400 Jahre alten Haus an der Oberen Gasse in der Badener Altstadt betritt, taucht in eine andere Zeit ein. Der Boden knarrt, ein vertrauter Duft liegt in der Luft, Erinnerungen an Kindheitsbesuche in der Stube der Grosseltern werden wach. In den zahlreichen Vitrinen stehen liebevoll arrangierte Teddybären, winzige antike Möbel und Accessoires, die alle Teil der Geschichten sind, die sich kleine und grosse Besucher hier erzählen können.

Hinter dem Teddybärmuseum steht Maria Kaufmann, Sammlerin und leidenschaftliche Erzählerin. Seit 70 Jahren begleitet sie ihr erster Bär, der den Grundstein für ihre Sammlung von über 1000 Stofftieren legte. Rund 400 davon sind im Museum zu sehen, das dieses Jahr bereits sein 20-jähriges Bestehen feiert – gleich mit zwei neuen Attraktionen.

Die speziellste: eine Kugelbahn, die an die Blütezeiten des klassischen Zirkus erinnert. Sie besteht aus mehreren verschlungenen Bahnen, wobei die Kugeln in drei verschiedene Löcher eingeworfen werden können und auf dem Weg nach unten an Glocken schlagen, die Töne erzeugen, andere wiederum schlängeln sich durch enge Kurven, die viel Präzision erforderten. Die Bahnen sind umrahmt von winzigen Bären in Zirkuskostümen, an denen die kleinen Kugeln vorbeisausen.

Das Kugelbahnkunstwerk wurde vom 16-jährigen Kantischüler Tim Wanner in monatelanger Kleinstarbeit geschaffen. Die Zusammenarbeit entstand dank der Bekanntschaft zwischen der Museumsgründerin und seiner Mutter, die beide gemeinsam als Kindergärtnerinnen tätig waren. Die Verbindung reicht aber noch weiter: Tim Wanners Grossvater war einst Maria Kaufmanns Mathematiklehrer.

An einer Ausstellung in Ennetbaden hatte sie solch kunstvolle Kugelbahnen entdeckt: «Ich dachte mir, so etwas würde wunderbar in mein Museum passen», erinnert sie sich. Doch der Traum schien zunächst weit weg – handgefertigte Kugelbahnen sind teuer. Dank Tim Wanner konnte dieser Traum dennoch wahr werden. Durch ein Gespräch mit seiner Mutter fand Maria Kaufmann heraus, dass er solche Bahnen als Hobby bastelt. Und so nahm die besondere Kooperation Gestalt an: Tim erklärte sich bereit, eine spezielle Kugelbahn für das Teddybärmuseum zu bauen.

In den Sommerferien 2024 startete er im Atelier des Wettinger Kugelbahnkünstlers Alain Schartner mit der Arbeit am Projekt. Schartner ist Tims Lehrmeister, er hat ihm alles Wichtige über das Handwerk des Bauens von Kugelbahnen beigebracht. «Ich habe einmal meinen Geburtstag bei ihm gefeiert und war sofort fasziniert», erzählt Tim Wanner.

Die Kugelbahn hat ihren Platz im untersten Stock neben den Teddybären auf Safari gefunden.
Bild: Andrea Zahler

Seither sei er immer wieder hingegangen, um neue Kugelbahnen zu bauen. «Es macht mir einfach Spass und gibt mir das Gefühl, etwas geschaffen zu haben», sagt er. Hier findet er auch Ablenkung vom Schulstress. Trotz seines handwerklichen Geschicks zieht es ihn beruflich aber in eine andere Richtung, er will Wirtschaft studieren.

Die Teddybär-Kugelbahn ist sein siebtes Werk – und das herausforderndste. Gemeinsam mit Maria Kaufmann erarbeitete Tim Wanner das Konzept. Sie stellte ihm die kleinen Figuren zur Verfügung und gab ihm Ideen für die Gestaltung, damit die Bahn thematisch ideal ins Museum passt. Entstanden ist eine kunstvoll gestaltete Kugelbahn, eingebettet in ein farbenfrohes Zirkuszelt, das den Charme vergangener Zeiten heraufbeschwört.

Tim Wanner steckte über Monate viele Stunden Arbeit hinein, um die Bahnen zu löten, die Abstände präzise zu messen und das Design sorgfältig abzustimmen. Maria Kaufmann beeindruckt das Werk des Schülers. Sie schwärmt: «Es ist erstaunlich, mit welchem Einsatz er dieses Projekt umgesetzt und wie viel Zeit er investiert hat. Das Ergebnis ist einfach grossartig.» Kurz vor der Saisoneröffnung Mitte Januar konnte die Bahn ins Museum transportiert und im untersten Stock befestigt werden.

Nun können Stofftiere eingekleidet werden

Neben der Kugelbahn gibt es für die kleineren Museumsgäste neu auch einen antiken Reisekoffer, gefüllt mit Puppenkleidung, der dazu einlädt, ihre eigenen Teddybären oder andere Stofftiere für einen Franken vor Ort neu einzukleiden. Die ausgewählten Kleidchen dürfen die Kuscheltiere anbehalten.

Neu können im Museum die Kleinen ihre Stofftiere mitbringen und aus dem antiken Koffer einkleiden.
Bild: Andrea Zahler

«Die Kinder sind begeistert von dieser neuen Möglichkeit und dabei völlig in ihrer eigenen Welt versunken», berichtet Maria Kaufmann vom Eröffnungswochenende, die Kleider seien über den ganzen Boden verstreut gewesen. «Es ist mir wichtig, dass das Museum nicht nur zum Staunen, sondern auch zum Mitmachen anregt», betont sie.

Das Teddybärenmuseum ist jeweils samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Wie es sich inzwischen schon fast für jedes Museum gehört, darf auch hier ein kleiner Shop nicht fehlen. Zur Feier des 20-jährigen Bestehens erhalten die Besucherinnen und Besucher das ganze Jahr über 20 Prozent Rabatt auf die Produkte.