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Nach Trennung der Eltern oder Migration: Dank dieses Bilderbuchs soll der Schulwechsel gelingen

Bald müssen sich viele Kinder darauf einstellen, wegen eines Wohnortwechsels eine neue Schule zu besuchen. Um dieses traumatische Erlebnis einfacher zu machen, haben die Psychotherapeutinnen Beatrix Weber aus Wettingen und Graciela Greco aus Ennetbaden ein Bilderbuch entworfen.

Noch können Schulkinder die Sommerferien in vollen Zügen geniessen. Bald geht es aber schon wieder los – für die allermeisten eine Stufe höher. Für einige in einer ganz neuen Konstellation, an einem unbekannten Ort und mit neuen Gspändli. Denn nicht wenige Kinder werden ihre Klasse oder gar die Schule wechseln.

Besonders schwierig ist eine solche Situation, wenn ein Schul- und Wohnortwechsel unfreiwillig passiert – etwa wegen der Trennung der Eltern, bei Migration oder weil eine Klasse repetiert werden muss. Wie traumatisch diese Erfahrung sein kann, wissen Beatrix Weber aus Wettingen und Graciela Greco aus Ennetbaden: Die beiden Frauen wie auch ihre Kinder haben schon solche Umzüge erlebt, welche die ganze Familie vor grosse Herausforderungen stellten.

Für diese grosse Umstellung haben die beiden Frauen mit psychotherapeutischem Hintergrund ein Bilderbuch verfasst und im Eigenverlag publiziert. «Saba kommt an eine fremde Schule und findet Freunde» enthält viele Anregungen für junge Kinder im Kindergarten- und Primarschulalter, wie sie traumatische Erfahrungen bewältigen können.

Beatrix Weber ist Kinderpsychotherapeutin und beschäftigt sich schon lange mit dem Thema Integration von Kindern. «Es gibt so viele Bücher über Wohnungswechsel nach der Trennung der Eltern», sagt sie. «Der Schulwechsel, der darauf folgt, wird aber kaum thematisiert. Dabei bedeutet das für Kinder eine riesige Umstellung.» Es sei schon lange ihr Traum gewesen, diesem Thema ein Bilderbuch zu widmen, das sowohl den Kindern als auch den Eltern sowie Psychologen und Fachpersonen nützen könne.

Bilderbuch enthält auch Tipps für Eltern

Schulwechsel bedeuten Verluste: Die Kinder verlieren ihre bekannten Freunde, ihr bisheriges Zuhause, allenfalls auch die gewohnten Hobbys. Der neue Ort bringt dann viele Herausforderungen mit sich: «Neue Freunde zu finden, kann schwierig sein», sagt Weber. «Oft richten sich Kinder nach den Stärksten in der neuen Klasse, aber gerade von denen werden sie meistens zurückgestossen.» Die möglichen Folgen: Erfahrungen von Mobbing, sich nicht geborgen und alleine fühlen.

Wichtig sei deshalb, herauszufinden, wer zu einem passt, und sich neue Freunde bewusst auszusuchen, aktiv auf fremde Personen zuzugehen und nicht aufzugeben. Auf der Suche nach neuen Gspändli können die Eltern helfen – etwa indem sie es erlauben, dass ihr Kind Freunde zu sich nach Hause einladen oder andere besuchen darf. «Das erweitert auch die Beziehungen ganzer Familien zueinander», sagt Weber.

Das Bilderbuch greift diese Themen mit einfachen Texten und Bildern auf und zeigt, wie Freundschaften nach einem Umzug gelingen. Denn auch Saba, die Hauptperson mit dunkler Haut und wildem Kraushaar, sieht sich mit einem Schulwechsel und all den damit einhergehenden Herausforderungen konfrontiert. Im Verlauf der Geschichte stellt sich heraus, dass ein Schulwechsel auch viele Chancen bietet: So können neue Freundschaften geknüpft, neue Horizonte eröffnet und die Selbstständigkeit gefördert werden.

Die Texte sind in den sieben Sprachen Deutsch, Französisch, Italienisch, Englisch, Spanisch, Äthiopisch und Farsi, also Persisch, geschrieben, damit Kinder und Eltern aus verschiedenen Kulturen und Sprachen die Geschichte in ihrer Muttersprache hören und lesen können. Illustriert wurde das Buch von Bilen Workiye, einer 32-jährigen Äthiopierin, die als Jugendliche in die Schweiz geflüchtet ist. «Es soll aber kein Buch für Migration sein», sagt Weber. «Vielmehr soll es aufzeigen, dass Integration uns alle etwas angeht.»