Selbst Primarschüler tragen noch Windeln: Schule Spreitenbach reagiert mit Flyern, Schulleiter mit Info-Veranstaltungen
Lehrpersonen und Schulleitungen müssen sich zunehmend mit Windeln befassen. Grund dafür ist, dass Kinder immer länger solche tragen. Teilweise bis zur Primarschule, wie etwa der Aargauer Schulleiter Philipp Grolimund gegenüber der «Sonntagszeitung» erklärt. Er findet jedoch, Windeln in der Primarschule – oder auch schon im Kindergarten – seien «ein absolutes No-Go». Lehrpersonen könnten sich nicht auch noch um die Windeln kümmern. «Man könnte allenfalls eine Assistentin für den Windelwechsel anstellen. Aber ich halte es für falsch, den Eltern immer mehr abzunehmen. Man pflegt eine zu liberale Meinung», findet Grolimund.
Lernen die Kinder nicht, aufs WC zu gehen, brauchen sie Windeln. Doch in der Schule wird das zum Problem. Manche Eltern suchen deshalb bereits per Inserat nach Personen, die ihren Kindern auf Abruf in der Schule die Windeln wechseln, weil sie selbst keine Zeit haben. Die Schule Spreitenbach hat schliesslich reagiert. Sie klärt Eltern mit einem Flyer auf, dass sie sich ums Windelwechseln kümmern müssen. Grolimund selbst veranstaltet zudem Infoanlässe.
Windeln machen Eltern das Leben leicht
Doch nicht nur Grolimund hat bemerkt, dass Kinder immer länger Windeln tragen. Auch die Entwicklungspädagogin Rita Messmer sieht einen Trend zu immer grösseren Kindern, die nie von den Windeln weggekommen sind. Entsprechend häufiger muss auch sie sich mit der Thematik befassen. Sie werde von Anfragen überrannt, sagt sie zur Zeitung.
Und in der Wirtschaft macht sich der Trend ebenfalls bemerkbar. So steigen die Verkaufszahlen von grösseren Windeln stetig. Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm sieht das Problem beim Produkt selbst: «Die Windeln werden immer angenehmer und lassen sich wie normale Unterhosen tragen. So werden Kinder auf die Windel konditioniert.» Doch auch die Eltern trügen eine Mitschuld. Weil es eben praktisch ist, blieben viele bei der Windel. Etwa auf Ausflügen oder um ausschlafen zu können. «Das ist ein komplett falsches Signal», so Stamm. (ArgoviaToday)