Zwei Frauen in einer Männerdomäne: Diese Schwestern räumen an Fleisch-Wettbewerb ab
Sechs Produkte hat die Finest AG aus Windisch beim Qualitätswettbewerb des Schweizer Fleisch-Fachverbands eingeschickt, sechs Medaillen kamen retour: Josephine und Selina Meier sind zufrieden. «Gerade in einer männerdominierten Branche, in der Bioprodukte kaum präsent sind, ist das ein grosser Gewinn für uns», sagt Selina Meier mit einem Grinsen. Sie kümmert sich um die Kundschaft, während Schwester Josephine Meier in der Küche am Werk ist. In der Schweiz könne man die Anzahl der Metzgereien, welche ausschliesslich auf Bio setzten, schliesslich an einer Hand abzählen.
Dass sie so gut abschneiden konnten, schreiben die beiden auch der Originalität ihrer Ware zu. «Im Nachhinein denke ich, wir hätten noch mehr Produkte einsenden können», reflektiert Selina Meier. Doch anfangs sei die Unsicherheit noch zu gross gewesen. «Wir wussten nicht, ob unsere Kreationen gut ankommen würden, da sich die Jury geschmacklich etwas anderes gewohnt ist», erklärt sie ihre Zurückhaltung. So verwenden die beiden Schwestern nur natürliche Zutaten und keine E-Nummern, also Lebens- oder Futtermittelzusatzstoffe für die Herstellung ihrer Produkte. Diese richten sich strikt nach den Biorichtlinien.
Wie sich herausstellt, ein unbegründetes Kopfzerbrechen: Das Geschwisterpaar räumte auf der ganzen Länge ab. «Wir sind schon sehr stolz auf diesen Gewinn», gibt Selina Meier lächelnd zu. Der Wettbewerb des Schweizer Fleisch-Fachverbands findet alle drei Jahre statt, in diesem Jahr wurden über 900 Produkte eingereicht.Für die Finest AG war es die erste Gelegenheit zur Teilnahme seit der Übernahme der Metzgerei ihrer Eltern vor drei Jahren.
An neuen Ideen mangelt es nicht
Die sechs eingesandten Produkte, Bio-Whisky-Säulipastete, Bio-Apéro- Entenpastete mit Orangen und Sesam, Wildhacktätschli mit Kürbiskernen, Sesam und Orange, Bio-Burgunder-Gulasch, Wildschweingeschnetzeltes mit Steinpilzen sowie die Bio Salsiccia mit Parmesan, Rucola und Pinienkernen, sind allesamt handgefertigte Eigenkreationen.
Manche Metzgereien hätten auch gängigere Produkte wie Cervelats eingeschickt, berichtet Selina Meier. «Darauf haben wir bewusst verzichtet und ausschliesslich unsere eigenen Spezialitäten beworben.» An Kreativität mangelt es da keinesfalls. Inspiration fehle ihnen nie, lacht Selina Meier. «Manchmal haben wir fast zu viele Ideen und müssen uns in der Umsetzung selbst etwas bremsen.» Trotzdem ist das Sortiment gross, neben Fleischprodukten produziert die Finest AG auch allerlei vegetarische und vegane Gerichte der Reihe «Convenience Food». Immer in Saison sind ihre Spätzli, die es wahlweise mit Tomate, Bärlauch oder Steinpilz zu probieren gibt.
Als Nächstes möchten die Schwestern an der Innenausstattung des Geschäfts Hand anlegen. «Für mich ist das Design zwar heimelig, einen Umbau wünsche ich mir aber trotzdem», so Selina Meier, die in der Windischer Metzgerei aufgewachsen ist. Das prominente Rot im Baustil der 80er-Jahre soll in den nächsten ein, zwei Jahren einem moderneren Anstrich weichen. Denn: «Der Laden ist ja vor allem zur Lust», sind sich die Schwestern einig. Das «Chrömerle», das sich die beiden von klein auf gewohnt sind, ist noch immer Teil ihres Alltags. Die Einrichtung nach eigenem Geschmack darf da nicht fehlen.
Die kleinen Geschäfte verschwinden
Wie wichtig der Kontakt zur Kundschaft ist, hätten sie vor allem in der Anfangszeit gemerkt, während der die Finest AG noch keinen Offenverkauf betrieb. «Vielen Leuten ist die Beratung im Laden wichtig», weiss die Windischerin. Seitdem hat der Laden am Standort der ehemaligen Zentrum Metzg wieder unter der Woche von Dienstag bis Freitag sowie am Samstag geöffnet. Einen Grossteil der Kundinnen und Kunden kennen die Schwestern beim Namen, sie geben Tipps und Empfehlungen und geniessen den regen Austausch mit den 15 Angestellten.
«Früher hatte jede kleine Ortschaft eine eigene Dorfmetzg», erinnert sich Selina Meier. Davon kann heute nicht mehr die Rede sein – private Geschäfte und Fleischverkäufer wie die Finest AG finden sich immer seltener. «Es ist kein einfacher Beruf, das ist klar», bringt die 29-Jährige es auf den Punkt, der Berufszweig tue sich schwer. Ihn ohne Leidenschaft auszuüben, gehe nicht.
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