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Wann ist die Zeitumstellung? Sollte sie nicht abgeschafft werden? Und drehe ich vor oder zurück?

Nur noch wenige Wochen gilt in der Schweiz Sommerzeit. Wir sagen, wann Sie an der Uhr in welche Richtung drehen müssen, wie Sie sich das einfach merken können – und wie sehr uns das durcheinander bringt.

Wann werden die Uhren umgestellt? Und in welche Richtung?

Seit dem 31. März 2024 gilt in der Schweiz die Sommerzeit. Die nächste Zeitumstellung findet am 27. Oktober statt. Dann wird die Uhr um 3 Uhr morgens eine Stunde zurückgestellt. Wir gewinnen eine Stunde Schlaf.

Ab dann gilt dann wieder die Winterzeit. Im Frühling 2025 drehen wir wieder in die andere Richtung und gewinnen eine Stunde Schlaf.

Wie merke ich mir, in welche Richtung ich die Uhr drehen muss?

Es gibt zahlreiche Eselsbrücken in verschiedenen Sprachen. Am einfachsten merken Sie es sich mit dem folgenden schweizerdeutschen Ausspruch, bei dem Sie die fettmarkierten Buchstaben stark betonen: «ImFrüehligfüre, imHerbschthindere.»

Aber wie merke ich mir, an welchem Sonntag die Zeitumstellung ist?

Eine ganz so gute Eselsbrücke gibt es hier leider nicht. Vielleicht hilft Ihnen aber das: Die Sommerzeit führt dazu, dass es abends länger hell ist, die Winterzeit dazu, dass es morgens früher hell wird: «ImAprilauchabends hell, imNovembernurnoch am Morgen.»

Nun wissen Sie, dass die Sommerzeit ab April gilt, die Winterzeit ab November. Und weil wir nicht mitten in der Woche die Zeit umstellen wollen, geschieht die Umstellung immer am letzten Sonntag vor dem April beziehungsweise November.

Was macht die Umstellung mit meinem Körper?

Zwar stellen wir die Uhren nur um eine Stunde um, doch auch diese kleine Änderung kann den Körper durcheinanderbringen. Am ersten Tag mit Winterzeit ist in Ihrem Körper schon 23 Uhr, wenn die Uhr erst 22 Uhr zeigt: Sie möchten schlafen. Am ersten Tag mit Sommerzeit fühlt sich Ihr Körper gewissermassen noch wie um 5 Uhr, wenn der Wecker aber schon 6 Uhr anzeigt und klingelt: Sie sind müde.

Es gibt Studien, die von verstärkt auftretenden gesundheitlichen Problemen in den ersten Tagen nach der Umstellung berichten. Auch Verkehrsunfälle sollen häufiger vorkommen. Wie lange ein Mensch an der Umstellung zu beissen hat, ist sehr unterschiedlich.

Gemäss Ulrich Hemmeter, Schlafmediziner und Chefarzt Alters- und Neuropsychiatrie der Psychiatrie St.Gallen Nord in Wil, merkt etwa jede beziehungsweise jeder Fünfte die Zeitumstellung intensiver.

Warum hat mein Körper Mühe mit der Umstellung?

«Im Grunde ist es eine Art Mini-Jetlag», sagt Hemmeter. Dass dieser nicht alle gleich treffe, habe mit unserer inneren Uhr zu tun. Der Körper folgt einem Rhythmus, den er möglichst gleich halten will. Das spart Energie. «Wenn uns nun aber etwas aus diesem Rhythmus wirft, wie eben die Zeitumstellung, muss sich der Körper wieder synchronisieren.» Das braucht Energie, wir fühlen uns abgeschlagen, müde, unkonzentriert.

Bei der Zeitumstellung komme noch etwas Zweites hinzu. «Unser Körper hat einen biologischen zirkadianen Rhythmus, der eben nur zirka 24 Stunden dauert. Durch unsere Umwelt werden wir auf einen 24-Stunden-Rhythmus synchronisiert.»

Einige, die sogenannten Lerchen, hätten eher einen kürzeren Rhythmus (zum Beispiel 23 Stunden), sie würden abends früh müde und morgens eher wieder munter. Andere wiederum hätten einen Rhythmus, der länger als 24 Stunden dauert. Diese sogenannten Eulen bleiben länger wach oder finden abends keinen Schlaf und kommen morgens schlechter aus dem Bett.

«Wenn wir bei der Zeitumstellung im Frühling eine Stunde verlieren, ist das für die Lerchen ein kleineres Problem. Ihr Körper ist tendenziell sowieso eher auf weniger als 24 Stunden pro Tag eingestellt.» Problematisch ist es im Frühjahr eher für die Eulen, da deren biologischer Rhythmus sowieso schon länger ist und sie den um eine Stunde verkürzten Tag bei der Umstellung mehr spüren als Lerchen.

Im Herbst ist es umgekehrt, da haben die Lerchen eher Probleme. Generell ist die Umstellung im Herbst aber weniger ein Problem als im Frühjahr. Dies ist ähnlich wie bei einem Zeitzonenflug: Flüge in westlicher Richtung verursachen weniger Probleme als Flüge nach Osten.

Wie bringe ich meinen Biorhythmus wieder in Ordnung?

Am besten lassen Sie es gar nicht so weit kommen, dass Sie Probleme mit Ihrem Rhythmus haben. Bereiten Sie sich fliessend auf die Umstellung vor. Wenn Sie in der Vergangenheit Mühe mit der Umstellung hatten, empfiehlt Schlafmediziner Hemmeter: «Lassen Sie zum Beispiel in den Tagen vor der Umstellung auf die Sommerzeit den Wecker jeden Tag ein paar Minuten früher klingeln und gehen Sie parallel dazu jeweils etwas früher ins Bett.» So tasten Sie sich langsam an den neuen Rhythmus heran.

Sollten Sie die Vorbereitung verpasst haben und nach der Umstellung Probleme haben, ist gemäss Hemmeter vor allem eines wichtig: «Unbedingt tagsüber wach bleiben! Zwingen Sie sich in den neuen Rhythmus.» Was ergänzend hilft, ist natürliches Licht. «Gehen Sie am Morgen raus. Und auch dann, wenn Sie tagsüber müde werden», empfiehlt der Chefarzt der Psychiatrie St.Gallen Nord.

Wieso gibt es eigentlich eine Sommer- und eine Winterzeit?

Im Englischen wird die Sommerzeit auch als Daylight Saving Time bezeichnet. Der Begriff zeigt, worum es geht: Das Tageslicht besser nützen. Im Sommer würde es ohne Zeitumstellung schon hell, wenn der Grossteil von uns noch schläft und davon nichts hat. Dafür würde es am Abend dunkel, wenn viele von uns noch aktiv sind.

Mit der Umstellung kann man abends also auch Energie sparen. Ein Argument, das zum Beispiel in der Ölpreiskrise in den 1970er-Jahren zog. Als Normalzeit gilt übrigens die Zeit im Winter, obwohl die nur während fünf Monaten und die Sommerzeit während sieben Monaten gilt.

Soll diese Umstellerei nicht längst abgeschafft werden?

Doch, solche Bestrebungen gibt es. Der Effekt der Energieeinsparung sei praktisch nicht nachzuweisen, dagegen hätten viele Menschen gesundheitliche Probleme, lautet das Hauptargument. Ulrich Hemmeter sagt denn auch: «Aus chronobiologischer Sicht macht die Zeitumstellung keinen Sinn, am besten sollte eigentlich darauf verzichtet werden.»

Das europäische Parlament hat bereits befürwortet, die Zeitumstellung abzuschaffen. Auch die EU-Kommission hat sich früher schon dafür ausgesprochen. Eigentlich hätte schon 2021 das letzte Jahr mit Zeitumstellung sein sollen.

Nur: Die EU-Mitgliedsstaaten konnten sich bisher nicht einigen. Geklärt ist beispielsweise noch nicht abschliessend, welche Zeit in Zukunft gelten soll. Und einen Flickenteppich in Europa will man verhindern. Aus dem gleichen Grund hatte die Schweiz 1981 die Sommerzeit eingeführt: Man wollte keine Zeitinsel mehr sein.

Trotzdem gab es hierzulande verschiedene Bestrebungen, die Sommerzeit wieder abzuschaffen. Sogar schon im ersten Jahr nach der Einführung. Die Initiative «zur Abschaffung der Sommerzeit» scheiterte jedoch im Sammelstadium.

Das gleiche Schicksal erlitt die 2019 lancierte Volksinitiative «Ja zur Abschaffung der Zeitumstellung». Zu deren Initiativkomitee gehörte unter anderem die SVP-Politikerin Yvette Estermann. Sie hatte zuvor schon mit mehreren Vorstössen versucht, die Sommerzeit zu streichen.

Welche Konsequenzen hätte die Abschaffung der Zeitumstellung?

Das kommt darauf an, welche Zeit abgeschafft wird. Wird die Sommerzeit gekippt, wird es in Sommernächten früher dunkel. Wird die Winterzeit gekippt, wird es in der kalten Jahreszeit morgens im Vergleich zu heute (noch) später hell.


Für den Schlafmediziner Hemmeter ist klar, welche Zeit nach der Abschaffung für immer gelten sollte: «Die Winterzeit ist besser an die Biologie des Menschen angepasst. Würde die Sommerzeit auch im Winter beibehalten, würde es im Winter erst um 9 oder 9.30 Uhr hell, das hätte gravierende Auswirkungen auf die Stimmung und die Leistungsfähigkeit.»