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Mit 26 Kilo Gewicht und einer Atemmaske um den Hallwilersee: «Es ist dreckig, hart, aber geil»

Das muss man erst mal nachmachen: Der 53-jährige Stefan Suter aus Wohlen absolvierte die 21 Kilometer lange Halbmarathonstrecke am Hallwilerseelauf in der Atemschutzausrüstung der Feuerwehr. Er erzählt, weshalb er diese Tortur auf sich nimmt.

Ihr Anblick inmitten der leichtgekleideten Läuferinnen und Läufer des Hallwilerseelaufs war bizarr: Die vier Mitglieder des Schweizer Atemschutz Sportclubs Schweiz traten in Vollmontur, mit Helm und Maske sowie mit Hochdruckflasche auf dem Rücken zum Start des Halbmarathons in Beinwil am See am vergangenen Wochenende an.

Einer von ihnen war der 53-jährige Stefan Suter aus Wohlen. Der Sportler ist nicht nur Mitglied der Wohler Feuerwehr, er ist Geschäftsführer einer Firma, die sich auf Atemschutztechnik spezialisiert hat. Die 21 Kilometer rund um den See waren für den erfahrenen Feuerwehrmann eine Herausforderung, die er mit Bravour absolvierte.

Er erzählt: «Für die Strecke brauchte ich vier Stunden und zwei Sekunden.» Nicht einberechnet ist die Zeit, die er jeweils für den Wechsel der Sauerstoffflasche benötigte.

In Vollmontur die Skisprungschanze rauf

Dass sich die Feuerwehrleute an eine solche sportliche Höchstleistung wagen, ist nicht alltäglich. Im Aargau haben sich vier begeisterte Atemschützer zum Atemschutz Sportclub Schweiz (ASSCS) zusammengetan und meistern gemeinsam die verrücktesten Herausforderungen. Unter anderem waren sie schon am 1000er-Stägli-Lauf in Aarburg dabei oder liefen auf die Innsbrucker Skisprungschanze. Nun sollte es also der Hallwilerseelauf sein, und zwar auf der 21 Kilometer langen Halbmarathonstrecke.

Im Ziel angekommen: die vier Atemschützer, die den Halbmarathon absolvierten. 
zvg

Als Suter von diesem Vorhaben hörte, stand für ihn fest, dass er mitmachen wird. Der einstige Kurzstreckenläufer liebt diese Herausforderungen. Er sagt: «Es ist dreckig, hart, aber geil.» Die Strecke rund um den See ist für Sporttreibende schon eine rechte Herausforderung, mit 26 Kilo Gewicht und einer Sauerstoffmaske vor dem Gesicht noch viel mehr.

Wer trainiert ist, der kann länger löschen

Die Herausforderungen liegt bei den Atemschützern darin, dass sie sich möglichst wenig anstrengen, um möglichst lange mit einer Sauerstoffflasche auszukommen. Diese Technik kommt ihnen im Ernstfall zugute. Suter erklärt: «Der Atemschutztrupp ist jeweils das erste Team, das bei einem Feuer mit den Wasserschläuchen im Anschlag in den Einsatz geschickt wird.»

Wer in dieser ersten Phase bereits nach wenigen Minuten ausser Puste ist, dem geht der Sauerstoff bald aus. Das bedeutet, dass man den Brandplatz wieder verlassen muss. Suter sagt: «Dabei ist das ja das Spannende am Einsatz, wenn man den Brand auch löschen kann.» Je besser trainiert man ist, desto länger ist man vorne dabei.

Dies ist die Motivation, sich auf die Strecke entlang des Hallwilersees zu machen. An den Verpflegungsposten wartete auf die Feuerwehrleute nebst Wasser und Bananen auch eine neue Sauerstoffflasche. Stefan Suter – ganz Profi – wusste genau, was er unter der Uniform tragen muss, damit er nicht den gefürchteten «Wolf» bekommt. Er erzählt:

«Ich trug eine lange Unterhose und ein Hemd, so scheuerte die Uniform nicht auf der Haut.»

Gemeinsam mit Kollegen aus Dürrenäsch, Leutwil, Seengen und Erlinsbach bewältigte Stefan Suter die 21 Kilometer lange Strecke. 
zvg

Natürlich habe er entsprechend geschwitzt, bestätigt er. Am Samstag herrschte herrliches Herbstwetter mit Sonnenschein. Er sagt: «Das muss man alles ausblenden, das gehört dazu.» Doch eines konnte auch der geübte Atemschützer nicht ausblenden: das Scheuern der Atemmaske auf der Kopfhaut. Er erzählt: «Dann muss man halt einen Stopp machen, Helm und Maske ausziehen und alles wieder so anziehen, dass es passt.»

Er habe die Strecke gut bewältigt, blickt er zurück. Mit Musik im Ohr gehe alles viel einfacher, fügt er lachend an. Mit zur Motivation beigetragen hätten auch die Reaktionen der Läuferinnen und Läufer. Er erzählt:

«Gegen Ende der Strecke haben uns die Teilnehmenden des Zehn-Kilometer-Laufs überholt. Sie haben uns ihre Anerkennung mit ganz vielen Schulterklopfern gezeigt.»