Europäer verarmen, Amerikaner werden reicher: Für die Schweiz ist das eine Warnung
Deutschland befindet sich nun in einer Rezession. Was abstrakt klingt, äussert sich im Alltag sehr konkret. Deutsche kaufen weniger Bioprodukte, weil sie sich diese nicht mehr leisten können. Ähnliche Meldungen erreichten uns in den letzten Wochen aus anderen europäischen Ländern. Die Franzosen essen weniger «foie gras», die Spanier kochen weniger mit Olivenöl. Der Grund ist derselbe: Die Kaufkraft nimmt ab.
Von einer «Verarmung Europas» schreibt die amerikanische Zeitung «Wall Street Journal» ohne Häme, aber mit Sorge. Sie zitiert aus Statistiken, die den jahrelangen, schleichenden Abstieg Europas belegen. Vor 15 Jahren machten die Konsumausgaben der EU und der USA je etwa 25 Prozent des weltweiten Verbrauchs aus. Inzwischen kommt die EU nur noch auf 18 Prozent, die USA aber auf 28 Prozent. Die Amerikaner können sich also mehr leisten, die Europäer weniger.
Verachtung für die USA – zu Unrecht
Europa schaut gern auf die USA herab, wo zwei 80-Jährige die Politik beherrschen. Aber unter Biden wie unter Trump und davor unter Obama wurden die Amerikaner im Durchschnitt reicher, und der Mindestlohn stieg. Steuern, Lohnabzüge und dergleichen machen in Amerika nur 27 Prozent der Wirtschaftsleistung aus. In Europa aber sind es mittlerweile 40 bis 45 Prozent. Da bleibt weniger zum Leben übrig.
Die Schweiz liegt bei dieser Quote zwischen der EU und den USA, doch die Tendenz zeigt in die falsche Richtung. Nächstes Jahr steigen die Mehrwertsteuer, die Stromgebühren und die Krankenkassenprämien, ebenso die Tarife von Post und SBB.
Amerika taugt in vielem nicht als Vorbild, aber in der Wirtschaftspolitik erteilt es Europa eine Lektion: Bevor der Kuchen verteilt wird, muss er erwirtschaftet werden. Wird den Bürgerinnen und Bürgern und den Unternehmen mehr weggenommen, backen sie weniger Kuchen.
Anreize für Tüchtigkeit
So altmodisch es tönt, aber Fleiss und Arbeit müssen sich lohnen. Sonst schalten ganze Volkswirtschaften in den Teilzeitmodus, es ist weniger da, um es zu verteilen – und man findet sich auf tieferem Wohlstandsniveau wieder. In manchen europäischen Ländern nimmt man diesen Niedergang teilnahmslos hin. Für die Schweiz ist es noch nicht zu spät, das Steuer herumzureissen.