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«Er kann Rehe und Lämmer reissen»: Goldschakal breitet sich aus – warum man aus den Fehlern beim Fuchs lernen sollte

Der Würenloser Jagdaufseher Oliver Beck begrüsst die Einwanderung des Goldschakals aus dem Osten. Was dies für Wild- und Nutztiere zu bedeuten hat und wo Vorsicht geboten ist.

Der Goldschakal breitet sich in der Schweiz aus. Von den insgesamt 14 bildlichen und filmischen Nachweisen, welche die Stiftung Kora fürs Jahr 2024 meldet, entfallen einige auf Orte nahe der Aargauer Grenze, wie die Aargauer Zeitung berichtete.

So tappte das Tier nicht nur auf dem Hönggerberg, sondern auch unweit von Würenlos in der Nachbargemeinde Oetwil an der Limmat im Kanton Zürich in eine Fotofalle. Und auch im Aargau in der Region zwischen Niederweningen und Ehrendingen gab es Meldungen von Privatpersonen.

Der Würenloser Jagdaufseher Oliver Beck begrüsst die «natürliche Einwanderung aus dem Osten», wie er auf Anfrage sagt. Selbst ein Tier beobachtet hat Beck nicht. In lokalen Jägerkreisen spreche sich jedoch herum, dass ein Goldschakal in nächster Nähe vor die Kamera gelaufen sei.

Würenloser Jagdaufseher Oliver Beck mit seinem Hund Neo.
Bild: zvg

«Ob es sich um einen Durchzug handelt oder ob sich die Tiere neue Reviere suchen, weil sich der Familienverbund auflöst, ist unklar. Es kann durchaus sein, dass der Goldschakal sich hier niederlässt.»

Das Tier weist mit Ausnahme des kürzeren Schwanzes und der durchgehend goldbraun gefärbten Ohren nicht nur äusserlich grosse Ähnlichkeit mit dem heimischen Fuchs auf. Auch das Jagdverhalten sei vergleichbar, so Beck. «Der Goldschakal ist mehrheitlich als Einzelgänger wie der Fuchs unterwegs.» Doch: «Er jagt ab und zu auch im Paar, jedoch weniger im Rudel wie der Wolf.»

Schakal hat ein ähnliches Beuteschema wie der Fuchs

Zudem habe das Tier ein ähnliches Beuteschema wie der Fuchs. «Er frisst bevorzugt Kleinsäuger wie Mäuse oder Feldhasen sowie Amphibien und am Boden brütende Vögel.»

Der Goldschakal sei aber auch in der Lage, schwache oder junge Rehe zu reissen. Und auch Nutztiere wie Hühner und wahrscheinlich auch Lämmer, junge Ziegen oder Schafe könne er erbeuten, wenn er Gelegenheit dazu bekomme.

Das Stichwort Prävention sei daher für Nutz- und Haustierhaltende besonders wichtig, sagt Beck. Er erinnert an die aktuell empfohlenen Schutzmassnahmen gegen Raubtiere. «Mit hohen, dichten und gut unterhaltenen Zäunen, die unter Stromspannung stehen, sollte eigentlich nichts passieren», versichert der Jagdaufseher.

Als Spaziergänger müsse man keine Angst vor Goldschakalen haben. Sie seien nicht auf Konfrontation aus. «Dass man ihnen begegnet, ist zudem äusserst selten. Sie sind während der Dämmerung und nachts aktiv und siedlungsscheuer als Füchse.» Wer doch einen sichte, könne dies dem Onlineportal Webfauna für Tierbeobachtungen melden und so die Forschung unterstützen.

Haustierfutter nicht draussen stehen lassen

Beck ist wichtig, dass der Mensch sein Verhalten und seinen Einfluss auf die Tierwelt überdenkt. Damit meint er zum Beispiel den Umgang mit Küchenabfällen. «Komposthaufen müssen abgedeckt werden und es sollte auch kein kochwarmes Essen dort entsorgt werden.» Vorsicht geboten sei auch mit der Fütterung von Haustieren im Freien. «Es sollte nicht Tag ein Tag aus eine grosse Schüssel voll Katzenfutter auf der Terrasse stehen», empfiehlt Beck.

Und auch nach einer Party auf dem Balkon oder im Garten gelte es, vor allem Fleisch und Essensresten zu entsorgen und nicht liegen zu lassen, egal wie spät es werde. «Auch das ist für Wildtiere ein gedeckter Gabentisch», sagt Beck. Selbst wenn er scheuer sei als der Fuchs, könne das den Goldschakal dazu verleiten, ins Siedlungsgebiet vorzudringen. «Wir haben es mit unserem Verhalten in der Hand. Beim Fuchs ist der Zug leider bereits abgefahren», findet der Jagdaufseher.

Weil der Goldschakal eine Nahrungskonkurrenz zum Fuchs darstelle, könne es durchaus sein, dass dessen Verbreitung zu einem Rückgang des Fuchsbestands führe. Doch Beck merkt auch an: «Vertrieben wird der Fuchs bestimmt nicht. Dieser ist weltweit etabliert, auch in den Gebieten, wo Goldschakale leben.» Er ist sicher: «Es wird sich ein Gleichgewicht einstellen.»