Zofinger Komponist und Schriftsteller Alfred Wälchli: Genie oder Luftikus?
Die Basler Hochschule für Musik der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) richtet in Zusammenarbeit mit der Alfred Wälchli-Stiftung in der Zofinger Altstadt einen interaktiven Soundwalk ein. Dieser wird von der Stadt Zofingen, dem Aargauer Kuratorium sowie der Maja Sacher-Stiftung, Basel, unterstützt. Mit einem Kopfhörer und einem Smartphone ausgestattet begibt man sich auf eine Entdeckungsreise rund um Alfred Wälchli und sein Schaffen. Die dabei zur Anwendung gelangende dynamische binaurale Technologie wurde von Thomas Resch ebenfalls an der FHNW entwickelt. Sie ermöglicht es, die akustischen Eindrücke dreidimensional zu erleben und sich Wälchlis Œuvre auf individuellem Weg zu nähern und es auf sich wirken zu lassen.
Salomé Im Hof und Rupert Jaud haben aus den literarischen und musikalischen Werken Wälchlis eine bunte Collage gestaltet. Zofinger Persönlichkeiten, die Wälchli gut kannten, kommen dabei durch eigens für den Anlass geführte Interviews genauso zu Wort wie Wälchli selbst. Sogar dessen Taufglöckchen hat einen kleinen Auftritt. An Orten, die für Wälchli eine spezielle Rolle gespielt haben, erfährt man Lustiges, Intimes und Überraschendes über das Zofinger Original, von dem man bis heute nicht weiss, ob es ein Genie oder ein Luftikus war.
Christoph Moor, Präsident der Wälchli-Stiftung, ist der Initiator
Initiiert wurde der Soundwalk durch den Musikwissenschaftler Christoph Moor von der Hochschule für Musik FHNW in Basel, der gleichfalls als Stiftungsratspräsident der Alfred Wälchli-Stiftung fungiert. Moor hat Wälchli selbst gut gekannt und setzt sich für die Bekanntmachung von dessen Werken und für deren wissenschaftliche Auseinandersetzung ein. So erscheint diesen Herbst eine kommentierte Ausgabe der «Ballata des Oscen» für Klavier beim Verlag Müller & Schade. Sie wurde mit einer musikalischen Analyse von Oliver Rutz und einer subjektiven Betrachtung des Pianisten Kirill Zwegintsow ergänzt, was die Publikation nicht nur für Pianistinnen und Pianisten wertvoll macht.
Die «Ballata» wurde erstmals vom Zofinger Pianisten Jörg Gugelmann eingespielt. So lassen sich die beiden Aufnahmen in ihren interpretatorischen Ansätzen vergleichen. Dies ist spannend, weil Wälchlis Musiknotation sich vielen aufführungsrelevanten Dimensionen verweigert. Lediglich die Instrumentation, die Tonhöhe und die Tondauer sind notiert. Die Interpreten sehen sich bei einer Umsetzung des Notentextes also zunächst mit sehr elementaren Fragen konfrontiert: Ist die Musik schnell oder langsam zu spielen? Ist sie leise oder laut? Kann es hier so etwas wie Werktreue geben? Was fange ich mit der grossen Freiheit an? Der Soundwalk kann natürlich diese Fragen nicht beantworten, doch kann er helfen, sich in Wälchlis Kosmos zu versenken und dem Phänomen Wälchli nachzuspüren.
Die öffentliche Vernissage findet am Samstag, 24. September um 13.30 Uhr in der Stadtbibliothek statt. Dort kann während der üblichen Öffnungszeiten bis zum 18. November auch die Ausrüstung für den rund einstündigen Soundwalk kostenlos ausgeliehen werden. (pd)
Vernissage: Zofingen, Stadtbibliothek, Samstag, 24. September, 13.30 Uhr. Soundwalk durch die Altstadt Zofingen: 24. September bis 18. November.