
Trumps Zölle auf Stahl und Aluminium treten in Kraft – das Wichtigste in 7 Punkten
Was ist passiert?
Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle auf alle Stahl- und Aluminiumimporte in Höhe von 25 Prozent sind in der Nacht zu Mittwoch in Kraft getreten. Diese vor einigen Wochen von dem Republikaner unterzeichnete Anordnung gilt nun – und beschäftigt auch in der Schweiz.
Bisher geltende Ausnahmen für Waren aus Ländern der Europäischen Union (EU) und anderen Staaten werden laut einer Anordnung, die nun gilt, ausgesetzt.
Warum sind die Zölle von so grosser Bedeutung?
Jüngsten Daten zufolge wird rund ein Viertel des von der Industrie in den USA verwendeten Stahls importiert. Bei Aluminium liegt der Wert bei mehr als 40 Prozent. Bei Sekundäraluminium, das aus recyceltem Material stammt, ist der Wert noch einmal deutlich höher.
Was sind Importzölle überhaupt?
Ein Importzoll ist eine Abgabe, die an der Grenze auf Waren erhoben wird, die aus dem Ausland eingeführt werden. In der Regel zahlt sie das importierende Unternehmen. Fachleute halten Zölle für eine riskante Strategie, um einen Handelskonflikt auszutragen, weil dies vor allem die Verbraucherpreise ansteigen lässt und damit die Normalbürger am meisten trifft. Auch die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Unternehmen, die auf ausländische Waren angewiesen sind, kann unter den Zöllen wegen der höheren Produktionskosten leiden. (dpa)
Die USA beziehen ihren Stahl nach Angaben des Branchenverbands American Iron and Steel Institute für das Jahr 2024 vor allem aus Kanada, Brasilien und Mexiko. Auch Deutschland und China rangieren demnach in den Top 10 der Herkunftsländer von Stahlimporten. Zudem stammt das meiste Aluminium, das in die USA importiert wird, aus Kanada.
Und die Schweiz?
Die Schweiz wird in der US-Statistik nicht separat aufgeführt. Doch auch für die hier ansässigen Stahlproduzenten sind die USA ein wichtiger Markt. So machte etwa das angeschlagene Unternehmen Swiss Steel im ersten Halbjahr 2024 knapp 10 Prozent seines Umsatzes mit Kunden in den USA.
Schon in den letzten Tagen hatten die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Schweiz gekriselt. Die USA setzte die Schweiz auf eine Liste von Ländern mit «unfairen Handelsmethoden», wie die Direktorin des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco), Helene Budliger Artieda, in einem Interview mit dieser Zeitung kürzlich sagte.
«Wir haben gute Argumente. Und wir machen schon lange genau das, was sich Präsident Trump wünscht», sagte Budliger Artieda weiter. Ob Trump diesen Argumenten gegenüber empfänglich ist, lässt sich laut der Staatssekretärin noch nicht sagen. Auf einen Handelskrieg mit den USA lasse sich die Schweiz aber nicht ein: «Es wäre keine Drohkulisse, wenn die Schweiz mit ihren bloss neun Millionen Einwohnern sagt, wir bestrafen nun Harley-Davidson. Das beeindruckt niemanden.»
Wie stark ist die EU betroffen?
Auch die EU wird die Auswirkungen der neuen Zölle zu spüren bekommen. Rund 10 Prozent aller Stahl- und 15 Prozent aller Aluminiumimporte in die USA kommen jüngsten Daten zufolge aus der EU. Beim Branchenverband Wirtschaftsvereinigung Stahl hiess es, die USA seien der wichtigste Absatzmarkt für die europäische Stahlindustrie. Die EU drohte nach Trumps Zollankündigung im Februar mit Gegenmassnahmen.
Wie reagiert die EU?
Die EU hat umgehend eine Reaktion angekündigt. Wie die zuständige Europäische Kommission am Morgen mitteilte, sollen in einem ersten Schritt von April an wieder EU-Extrazölle auf die Einfuhr amerikanischer Produkte wie Bourbon-Whiskey, Jeans, Motorräder, Boote und Erdnussbutter fällig werden.
Weitere Gegenmassnahmen würden dann nach Abstimmung mit den EU-Mitgliedstaaten Mitte April folgen, hiess es. Nach Angaben der EU-Kommission treffen die neuen US-Zölle in Höhe von 25 Prozent Exporte der EU im Gesamtwert von 26 Milliarden Euro, was in etwa fünf Prozent der gesamten Warenexporte der EU in die USA entspricht.
«Das wird dazu führen, dass Importeure bis zu sechs Milliarden Euro an zusätzlichen Importzöllen zahlen müssen», hiess es. Die EU-Gegenmassnahmen sollen dies nun ausgleichen.
«Die Europäische Union muss handeln, um Verbraucher und Unternehmen zu schützen», erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Die Gegenmassnahmen, die man ergreife, seien stark, aber verhältnismässig.
Von der Leyen kritisierte die Zollentscheidung von US-Präsident Donald Trump scharf: «Diese Zölle stören die Lieferketten. Sie schaffen Unsicherheit für die Wirtschaft. Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Die Preise werden steigen – in Europa und in den USA.»
Zugleich betonte von der Leyen, dass sie weiter bereit sei, mit der US-Regierung an einer Verhandlungslösung zu arbeiten. «Wir sind fest davon überzeugt, dass es in einer Welt voller geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten nicht in unserem gemeinsamen Interesse ist, unsere Volkswirtschaften mit Zöllen zu belasten», sagte sie. Sie habe Handelskommissar Maroš Šefčovič damit beauftragt, seine Gespräche mit den Vereinigten Staaten wieder aufzunehmen, um bessere Lösungen zu erarbeiten.
Wie kam es zum Zoff zwischen USA und Kanada?
Trump hatte zuletzt immer wieder verbal scharf gegen den Nachbarn im Norden geschossen. Kürzlich legte er nach und kündigte an, dass er angewiesen habe, auf die Stahl- und Aluminiumimporte aus Kanada Zölle von weiteren 25 Prozent zu erheben, sodass der Gesamtzoll von Mittwochfrüh an 50 Prozent betrage.
Dies sei eine Antwort darauf, dass Kanada eine Preiserhöhung für Stromexporte in die USA um 25 Prozent erhebt, so Trump. Ontario setzte seine Stromerhöhungen nach Verhandlungen mit US-Handelsminister Howard Lutnick dann aber aus. Das Weisse Haus gab daraufhin bekannt, dass für Kanada die ursprünglichen 25 Prozent bei Zöllen gälten.
Trump hatte bereits vergangene Woche pauschale Zölle in Höhe von 25 Prozent für Waren aus Kanada und Mexiko verhängt. Kurz nach ihrem Inkrafttreten gewährte er jedoch einen einmonatigen Aufschub für bestimmte Produkte. Konkret geht es dabei um Waren, die unter das nordamerikanische Freihandelsabkommen USMCA fallen. Stahl und Aluminium fallen eigentlich unter bestimmten Bedingungen auch unter dieses Abkommen. Es ist offen, wie sich das nun konkret in der Praxis gestalten wird. US-Medien zufolge herrscht auch bei den betroffenen Firmen grosse Unsicherheit.
Wie sehen Trumps weitere Zoll-Pläne aus?
Die nun von der US-Regierung eingeführten Stahl- und Aluminiumzölle sind die ersten in Kraft tretenden Strafmassnahmen seit dem Beginn von Trumps zweiter Amtszeit, die die EU direkt ins Visier nehmen. Trumps eigentlicher Zoll-Rundumschlag gegen die europäischen Partner soll aber erst am 2. April folgen. Dann will der Republikaner seine sogenannten wechselseitigen Zölle vorstellen. Das bedeutet im Prinzip, dass die USA überall dort Zölle anheben werden, wo sie derzeit weniger verlangen als ihre Handelspartner.
Trump hatte in der Vergangenheit betont, mit diesen Zöllen das Handelsungleichgewicht korrigieren zu wollen und warf anderen Handelspartnern – insbesondere der EU – vor, die Vereinigten Staaten unfair zu behandeln. Das Weisse Haus machte deutlich, noch andere Handelshemmnisse ins Visier zu nehmen. Dazu gehörten die Mehrwertsteuer, staatliche Subventionen oder Vorschriften, die US-Unternehmen daran hinderten, im Ausland Geschäfte zu machen.(watson/dab/dpa)