Zu Realistisch! Bambi ist tot! Zwei Leserbriefe zum historischen Gefecht am Kinderfest
Das Gefecht aus der Sicht eines Touristen: Zu realistisch!
Ich war für einige Tage im Aargau zu Besuch, so habe ich das Fest auf dem Heitern quasi als Tourist erlebt. Kurzer Kommentar:
Es war viel zu laut – da waren viele Familien mit Kindern, und bei zirka 25 Minuten krachender Gewehre und Kanonen hätte man besser Ohrschützer ausgegeben.
Dann eine prinzipielle Frage: Müssen blutige Schlachten (und das war vor ungefähr sechs Generationen nicht anders als heute zum Beispiel in der Ukraine) wirklich so realistisch dargestellt werden?
Zuerst habe ich das Aufstellen der «Soldaten» im roten Dress/weisse Hosen in der Stadt gesehen – fand das eher beruhigend, volksfestartig.
Aber dann habe ich die Kadetten gesehen, mit «rechts um» wie «richtige» Soldaten, mit versuchtem militärischem Schritt – das waren 15- bis 16-Jährige wie im Film «Die Brücke», der genauso alte/junge deutsche Burschen zeigt, die in den letzten Kriegstagen 1945 anfangs noch mit Begeisterung zur Verteidigung antreten, und in einem schrecklichen Blutbad enden.
Erinnerung an Geschichte ist unendlich wichtig – aber da ist das Festkomitee in Zofingen m. E. nicht ganz richtig gelegen.
Die Festatmosphäre auf dem Heiternplatz fand ich ausgezeichnet – ein Fest für die Stadt und ihre Bürger, denen ja auch das Areal dort gehört.
Hartmut Kiener, Bad Tölz
Bambi ist tot – Kollateralschaden am Kinderfest
Meine Festfreude am diesjährigen Kinderfest erlitt leider einen jähen Dämpfer, kurz nach dem Gefecht auf dem Heitern. Bambi ist tot. Vor dem Gefecht ist es noch fröhlich über die Wiese in dem Gehege gehüpft, danach aber in Panik in einen Zaun gerannt und musste durch einen Polizisten von seinem Leiden erlöst werden. Für mich ist komplett unbegreiflich, wieso es die Verantwortlichen des Tierparks nicht fertigbringen, die Tiere etwas vom Geschehen fernzuhalten. Das Gehege ist doch genug gross und würde entsprechende Absperrmöglichkeiten bieten. Noch erschreckender war die Reaktion der Mitarbeiter des Werkhofs und der Polizei auf meine Frage, ob ich das Geschehene fotografisch dokumentieren könne. Offenbar war den Beteiligten sehr daran gelegen, die unschöne Angelegenheit möglichst zu vertuschen. Anders kann man die harsche und äusserst unfreundliche Reaktion der Polizei und Werkhof mir gegenüber nicht erklären. Ich war bisher kein Gegner des traditionellen Gefechts und besuche es auch regelmässig. Solche Vorkommnisse stimmen mich dann aber doch sehr nachdenklich. Müssen für das Gefecht am Kinderfest tatsächlich tote Bambis in Kauf genommen werden?
Matthias Hostettler, Zofingen