Nach Messerangriff auf Hort-Kinder: War der Täter in Liebeskummer-Wahn?
Warum hatein junger Chinese am Dienstag am Berninaplatz in Zürich mit einer Stichwaffe auf fünfjährige Buben eingestochen?Diese Frage treibt auch am Tag danach die Ermittler, Eltern der verletzten und geretteten Kinder und die breite Öffentlichkeit um.
Laut Recherchen von TeleZüri könnte das Motiv Liebeskummer sein. Kurz vor der Tat, um 12 Uhr, postet der Mann demnach einen längeren Text auf Instagram. Darin schreibt er zuerst über sexuelle Fantasien mit einer Frau und seiner Erektion, wiezueritoday.cham Mittwoch berichtet.
Danach schreibt der mutmassliche Täter auf seinem Social-Media-Profil weiter, wie er die Frau vermisse und von gemeinsamen Momenten mit ihr. Ausserdem schreibt der 23-jährige Chinese von der Liebe zur Partei und seinem Heimatland. Der gestrige 1. Oktober war der chinesische Nationalfeiertag.
Das sagt der Forensiker
Was der Mann mit dem Post sagen will, lässt sich unter anderem auch wegen der nicht ganz präzisen Übersetzung vom Chinesischen ins Deutsche nicht abschliessend beurteilen, heisst es in dem Artikel weiter. Die Polizei hat sich gegenüber zueritoday.ch noch nicht zu den Recherchen und dem möglichen Motiv geäussert.
Was allerdings gegen das reine Liebeskummer-Motiv spricht: Der Täter griff bekanntlich kleine Kinder an, nicht etwas seine angebliche Freundin. Gegenüber «20 Minuten» äussert Forensiker Thomas Knecht denn auch weitere Vermutungen zum möglichen Motiv des Messerangriffs.
Demnach könnte der Täter psychotisches oder amokartiges Verhalten gezeigt haben. Im ersten Fall verlören diese Menschen «jeglichen Bezug zur Realität und haben Wahnvorstellungen», so Knecht. In Letzterem bezeichne er sie als «Terroristen in eigener Sache», weil diese Menschen «aus persönlicher Misere handeln» würden.
Zur Frage, warum es gerade eine Gruppe Hort-Kinder auf dem Weg zum Mittagessen traf, sagt Thomas Knecht: «Weil die Kinder auf offener Strasse angegriffen wurden, gehe ich davon aus, dass sie Zufallsopfer waren», so Knecht in demInterview.
Hortleiterin tat, wovon Polizei abrät
Die Gruppe Kindergärteler befand sich am Dienstagmittag auf dem Weg von der nahe gelegenen Schule Gubel zum Hort der Stadt Zürich, der hinter dem Einkaufszentrum Bernina City liegt. Bevor die Gruppe den Hort erreichte, greift ein Mann an der Berninastrasse mehrere Kinder unvermittelt mit einer Stichwaffe an.
Anwohner berichten von angsterfülltem Kindergeschrei und davon, dass der Mann ein Messer getragen, Englisch gesprochen und einen Zettel bei sich gehabt habe. Bei der Attacke werden drei fünfjährige Knaben verletzt. Einer davon schwer, die anderen beiden mittelschwer.
Die Hortleiterin tut, wovon die Polizei in solchen Situationen eigentlich abrät. Obwohl eine Stichwaffe im Spiel ist, greift sie ein. Durch ihre beherzte Aktion kann sie mit der Hilfe eines Passanten den Angreifer überwältigen. Sie halten ihn bis zum Eintreffen der Polizei fest.
Chinese wohnte in Juwo-Wohnung um die Ecke
Gemäss Informationen von TeleZüri wohnte der Chinese in einer Liegenschaft des Jugendwohnnetzes Juwo. Demnach ist der Chinese als Masterstudent an der Universität Zürich eingeschrieben. Nach der Tat durchsuchten in einem ersten Schritt Mitglieder der Sondereinheit Skorpion die Wohnung des mutmasslichen Täters.
Studentinnen und Studenten beschreiben den jungen Mann gegenüber dem Regionalfernsehsender als ruhig und zurückhaltend. Selten hätte man etwas von ihm gehört, oft sei er in seiner 1-Zimmer-Wohnung gewesen. Im Gespräch zeigen sie sich schockiert über das Geschehene.(zueritoday.ch, sat)