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Zum Swisspor-Projekt in Reiden

Für einen aussenstehenden, unbeteiligten Mitbürger aus der Region ist es interessant zu lesen, mit welchen Argumenten die Beteiligten versuchen, den Stimmbürger zu beeinflussen. Hochkarätig sei die Veranstaltung besetzt gewesen. Experten, Vertreter der Gemeinde Reiden und des Kantons, der Wirtschaftsförderung etc. seien nach Reiden gekommen. «Reiden warte seit 20 Jahren auf die Realisierung eines Traums», wird der Gemeindepräsident zitiert. Der «Traum» wurde offenbar mit der Ansiedlung von unzähligen Gewerbebetrieben auf topfebenem Kulturland bisher nicht erfüllt; wie lässt sich die hohe Schuldenlast sonst erklären? Man hofft einmal mehr, mit Wachstum den Steuerertrag zu maximieren. Reiden ist nicht die erste Gemeinde, die sich da verrechnet hat. Auch Swisspor wird die nächsten 10-15 Jahre in Reiden keine oder nur wenig Steuern bezahlen. Die Kaderleute werden im steuergünstigen, nahen Zofingen einen Wohnsitz suchen. Der Traum vom hohen Steuerertrag wird deshalb weiterhin unerfüllt bleiben.

Die Behörden sind oft sehr kreativ bei der Erfindung von Namen; z.B. «Strategisches Arbeitsgebiet» (SAG). Für den Reider Gemeindepräsident sei der Standort Reiden eine gute Sache. Der Übersichtsplan der geplanten Einzonung für das Grossprojekt zeigt, dass bestes Kulturland geopfert wird. Als Ersatzfläche dafür existiere ein Kompensatiosprojekt in Triengen. Wird der dortige Flugplatz etwa geschlossen oder ein Sumpfgebiet der Suhre trockengelegt? Das untere Wiggertal bezieht das Trinkwasser hauptsächlich aus dem Grundwasserstrom, der die Wigger vom Napf her begleitet und auch von Kulturland gespiesen wird. Schliesslich soll der unbestritten zu erwartende Mehrverkehr im Bereich A2-Zufahrten notfalls mit einer Lichtsignalanlage geregelt werden!

Der neue Standort für die Swisspor AG sei nicht ortsgebunden. Eine Alternative wäre vielleicht die Industriebrache der Cellulose-Fabrik in Attisholz. Zwar sind die Grafitis in den ehemaligen Klärbecken sehr attraktiv, aber sonst gibt das grosse Gelände nicht mehr viel her. Bleibt zu hoffen, dass sich die Reider Stimmberechtigten das Ausfüllen des Stimmzettels gut überlegen.

Robert Bär, Rothrist