Sie sind hier: Home > Aargau > Weil «Fortyseven»-Betreiberin Therme aufgeben will: Diese Gedanken macht sich Bad Säckingen um die Zukunft des «Aqualon»

Weil «Fortyseven»-Betreiberin Therme aufgeben will: Diese Gedanken macht sich Bad Säckingen um die Zukunft des «Aqualon»

Weil die Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach und Baden die deutsche Therme aufgeben will, beschäftigt sich der Bad Säckinger Gemeinderat mit der Zukunft des «Aqualon» an einer Sitzung – an welcher der Geschäftsführer der Therme wortlos den Sitzungssaal verliess.

Einst rettete die Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach und Baden die Bad Säckinger Therme vor dem Aus. Nun möchte sie sich vom Standort in Deutschland zurückziehen. Die ungewisse Zukunft des «Aqualon» beschäftigte auch den Gemeinderat Bad Säckingen an einer Sitzung.

Nachdem im Gemeinderat vier Szenarien für eine mögliche Zukunft der Therme vorgetragen worden waren, erteilte Bürgermeister Alexander Guhl dem Geschäftsführer des Bades, Franc Morshuis, das Wort – lapidar sagte dieser, dass er keine Stellungnahme abgeben wolle, und verliess wortlos den Sitzungssaal. Morshuis ist auch Geschäftsführer der Badener Therme «Fortyseven», die wie das «Aqualon» und die Therme in Bad Zurzach der Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach und Baden gehören.

Paul Oppermann, Geschäftsführer der Beratungsfirma Profund Consult aus Hamburg, präsentierte dem Bad Säckinger Gemeinderat eine von der Stadt beauftragte Machbarkeitsstudie zur Zukunft des Heilbades, die für die Kurstadt von elementarer Wichtigkeit ist. Dabei gehe es um die wirtschaftliche Bedeutung des «Aqualon» für den Wirtschaftsstandort Bad Säckingen.

Zu Beginn stellte Oppermann die Bedeutung des Thermalbads für die Bäderstadt klar: «Es bekommt keinem Kurort gut, wenn er keine Therme mehr hat. Das ist die Wahrheit, die man akzeptieren muss. Die Zahl der Besucher steigt gegenwärtig zwar noch leicht, doch wir gehen davon aus, dass sie sinken wird, wenn keine Sanierungen vorgenommen werden.»

Die wirtschaftlichen Folgen eines Verlusts der Therme legte er so dar: «Durch die Schliessung des ‹Aqualon› würde Bad Säckingen nach unseren Berechnungen etwa 20’000 Übernachtungen pro Jahr verlieren. An Umsätzen würde die Stadt insgesamt 9,1 Millionen Euro netto pro Jahr einbüssen, zudem wären 67 Arbeitsplätze verloren.»

Hinzu käme durch den Rückgang an Steuern und weitere Rückgänge wie bei Kurabgaben oder Parkgebühren ein Verlust von rund 660’000 Euro. Über den Verlust an Kur- und Reha-Gästen hinaus sei mit einer Schliessung ein erheblicher Imageverlust für die Stadt verbunden, deren Wohn- und Freizeitwert deutlich abnähme. Zudem verliere der Wirtschaftsstandort erheblich an Attraktivität.

Sanierungskosten von rund 9 Millionen Euro

Bei einem Weiterbetrieb des «Aqualon» in seiner jetzigen Form durch die Stadt rechnet Oppermann mit Sanierungskosten von rund 9 Millionen Euro. Zudem veranschlagt er für den Haushalt jährliche Zuschüsse von 750’000 bis 920’000 Euro – deutlich mehr als die bisherigen städtischen Zuschüsse von 600’000 Euro.

Für einen Weiterbetrieb des Bads mit einem Rückbau des Obergeschosses rechnet der Experte mit einem Sanierungsaufwand von rund 9 Millionen Euro plus jährlichem Zuschuss von 550’000 bis 700’000 Euro. Voraussetzung für diese Annahmen sei, dass der Rückbau des Obergeschosses durch städtebauliche Förderungsmassnahmen finanziert werden könne.

Die Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach und Baden besitzt die Therme Aqualon in Bad Säckingen seit 2007.
Bild: zvg

Den Neubau einer kleineren Therme verband Oppermann mit einem Fragezeichen. Hier sei mit einem Investitionsbedarf von mindestens 10 Millionen Euro netto zu kalkulieren. Da von einem operativen Defizit von jährlich etwa 300’000 Euro und einem zusätzlichen Finanzierungsaufwand von 650’000 Euro pro Jahr auszugehen sei, müssten die städtischen Zuschüsse auf 950’000 Euro beziffert werden.

Für Bürgermeister Guhl steht der ausserordentlich hohe Wirtschaftsfaktor des «Aqualon» für die Stadt ausser Frage, auch für das Reha-Klinikum sei die Existenz des Bads sehr wichtig. «Aber wenn wir im ‹Aqualon› einsteigen, bedeutet dies ein hohes wirtschaftliches Risiko. Der nächste Schritt muss nun sein, den technischen Investitionsstau festzustellen», erklärte er vor dem Gemeinderat. Vonseiten der Verwaltung werde nach der Vorlage des endgültigen Gutachtens an den Gemeinderat zu einem runden Tisch mit allen Beteiligten eingeladen, «denn die Zukunft des ‹Aqualon› ist für uns alle eine wichtige Entscheidung».

Stadt bevorzugt Weiterbetrieb durch jetzigen Eigentümer

Für Guhl kam die Ankündigung der Schweizer Stiftung, sich als Eigentümerin der Aqualon-Therme zurückzuziehen, nicht überraschend, sei er doch schon «vor geraumer Zeit darüber informiert worden. Dabei wurde auch angesprochen, ob die Stadt Interesse daran hätte, zukünftig das ‹Aqualon› zu betreiben. Auch eine Übertragung oder ein Verkauf an einen Dritten ist natürlich denkbar», erklärt er. «Die Stadt würde es natürlich bevorzugen, wenn der jetzige Eigentümer die Therme weiterbetreibt. Diese Entscheidung hat die Stadt aber nicht zu treffen.»

Allerdings schliesse er sich der Studie an, die eine Übernahme des Bades durch einen neuen Eigentümer für schwierig hält – «entsprechende Anfragen unsererseits haben diesbezüglich keinen Erfolg gezeigt». Da das Heilbad ein wichtiger Partner für die Gesundheitsstadt Bad Säckingen und die gesamte Region sei, habe sich auch das Land Baden-Württemberg mit der aktuellen Lage befasst und versucht, der Stadt entsprechende Hilfe zukommen zu lassen, ergänzte Guhl.

Den Verkauf oder die Übertragung des Bads an einen externen Investor hält auch Gutachter Oppermann für unrealistisch, die Fortführung des Geschäftsbetriebs in städtischer Eigenregie bezeichnet er als «Notlösung». Für realistisch hält er hingegen das Modell einer Betriebsführung durch eine kommunale Gesellschaft wie die Stadtwerke Bad Säckingen oder in Verbindung mit einem privaten Partner. Festzuhalten sei in jedem Falle, so Guhl, dass Bad Säckingen im Falle einer Schliessung der Therme nicht seinen Status als Badestadt verliere, «aber es ist natürlich so, dass eine Badestadt auch über eine Therme verfügen sollte».