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Taliban zeigen ihr wahres Gesicht: NGOs werden Mitarbeiterinnen verboten

Erst verbannen die Herrscher in Afghanistan Frauen von den Unis, nun dürfen sie nicht mehr für Nichtregierungsorganisationen arbeiten. Die Hardliner haben sich durchgesetzt.

Inmitten einer schweren humanitären Krise in Afghanistan haben mehrere Hilfsorganisationen ihre Arbeit wegen neuer Anweisungen der Taliban eingestellt. Hintergrund ist eine am Samstag von den militanten Islamisten veröffentlichte Aufforderung an Nichtregierungsorganisationen (NGOs), ihre Mitarbeiterinnen bis auf Weiteres zu suspendieren. Der Schritt löste weltweit Sorge und Kritik aus.

Das Wirtschaftsministerium in Kabul begründete seine Forderung nach Suspendierung der Mitarbeiterinnen damit, dass die Frauen sich angeblich nicht ordentlich verschleierten und damit gegen Vorschriften verstiessen.

Eigentlich waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen die letzten Vertreter aus dem Westen, die in dem krisengeplagten Land geblieben waren. Die Taliban übernahmen im Sommer 2021 die Macht in Afghanistan. Internationale Truppen zogen überhastet ab. Westliche Länder brachten ihr Botschaftspersonal in Sicherheit. Internationale Helfer versorgten zuletzt Millionen Menschen mit Nahrungsmitteln, betrieben Gesundheitskliniken oder unterrichteten Mädchen. Damit könnte nun Schluss sein.

Auch wenn die NGOs Beobachtern zufolge hoffen, dass sie mit der Einstellung ihrer Arbeit bei den Taliban ein Umdenken auslösen, hatten sie zunächst keinen Erfolg. Am Sonntag rief Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid dazu auf, sich nicht in die internen Angelegenheiten Afghanistans einzumischen. Alle Institutionen, die in Afghanistan tätig werden wollten, seien verpflichtet, die Regeln und Vorschriften des Landes einzuhalten.

Sie nehmen noch mehr Armut in Kauf

Das NGO-Arbeitsverbot für Frauen reiht sich ein in eine Liste von immer harscher werdenden Massnahmen der Taliban. Selbst langjährige Beobachter des Landes fragen sich, weshalb die Taliban-Führung, deren Regierung bislang von keinem Land der Welt anerkannt wird, durch ein derartiges Vorgehen noch weitere Isolation und noch mehr Armut der Bevölkerung in Kauf nimmt. Manche erklären dies damit, dass sich bei den Taliban zunehmend die Hardliner durchsetzen und die Pragmatiker, die eine Annäherung an den Rest der Welt suchen und Wandel unterstützen, ins Hintertreffen geraten.

Der Universitätsdozent und Aktivist Obaidullah Bahir schrieb auf Twitter, es gebe keine Garantie, dass eine Einstellung der internationalen Hilfen in Afghanistan die Politik der Taliban ändern werde.

Auch für religiöse Argumente seien sie nicht zugänglich. «Jene, die bei den Taliban die Entscheidungen treffen, kennen die Konsequenzen ihrer Handlungen ganz genau, und sie finden, sie selbst sind die höchste Autorität in religiösen Fragen. Es gibt nicht viel, was jemand von aussen tun könnte, um sie zu beeinflussen.» (dpa)

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