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Carlo Janka tritt zurück – in Wengen endet am Samstag eine grosse Karriere

Es endet in Wengen – und das passt. Das Lauberhorn, dieser Zauberberg der Schweizer, war für Carlo Janka oft so etwas wie ein Lebenselixier. Zumindest wenn es um seine Skikarriere ging. Wenn vieles schief lief – gesundheitlich vor allem – kam es in Wengen oft schon irgendwie gut.

Acht seiner 28 Podestplätze im Weltcup hat Janka in Wengen errungen. Am Samstag bestreitet er mit der Abfahrt am Lauberhorn, die er 2010 gewann, das letzte Rennen seiner Karriere. Einer Karriere, die ihn zum Weltmeister, Olympiasieger und Gesamtweltcupgewinner machte. Doch das ist lange her.

Das Janka-S

Marco Odermatt, der grosse Dominator dieser Saison und vermutlich – wenn er gesund bleibt – erste Schweizer Sieger im Gesamtweltcup seit Janka in der Saison 2009/10, sagt vor seiner Abfahrtspremiere am Lauberhorn: «Bis ich das Brüggli-S so fahren kann wie Carlo – das sind Welten.»

Und wäre die Schlüsselstelle nicht schon einmal unbenannt worden in Kernen-S, nach dem Wengensieger von 2003, dann würden die Organisatoren vielleicht mit dem Gedanken spielen, es nach Janka zu benennen.

Drei Siege, in drei Disziplinen, in drei Tagen

Natürlich – Janka ist kein Berner Oberländer wie Bruno Kernen. Der 35-Jährige ist in Obersaxen im Kanton Graubünden geboren und aufgewachsen, wo seine ­Eltern bis heute ein Restaurant führen. Nur ein paar Meter von einem Skilift entfernt, wo er das Skifahren erlernte.

Aber Jankas Karriere ist eng mit Wengen verbunden – ähnlich vielleicht nur noch mit Beaver Creek. Im US-amerikanischen Skiort gewann er 2009 in drei Tagen drei Rennen in drei Disziplinen.

Und doch ist Wengen noch etwas mehr für ihn – und die Skination Schweiz. Im Winter 2012/13 verhinderte Janka die Blamage für Swiss-Ski, in der Kombi wurde er Dritter. Es war der einzige Podestplatz des Männerteams in dieser Krisensaison.

Erst ein rätselhafter Virus, dann eine Herz-OP

Das war in einer Zeit, in der die Karriere von Janka längst ins Stocken geraten war. 2009 gewann er in Val d’Isère WM-Gold im Riesenslalom und Bronze in der Abfahrt. Im Folgewinter bestätigte er seine Erfolge trotz einer Viruserkrankung in der Vorbereitung und gewann erst in Wengen die Abfahrt, dann in Vancouver Olympia-Gold im Riesenslalom und schliesslich den Gesamtweltcup.

Doch die rätselhafte Virus-Erkrankung vor der Saison sollte ein Vorbote sein für alles, was noch kommen sollte. Im darauf folgenden Winter wurde bekannt, dass Janka an Herzrhythmusstörungen leide, worauf er sich im Februar 2011 operieren liess.

Nur zehn Tage nach dem Eingriff gewann er in Kranjska Gora einen Riesen­slalom und die Hoffnung war da, dass nun die Probleme enden würden. Und tatsächlich waren die durch die Viruserkrankung aufgetretenen Erschöpfungszustände weg, doch dafür litt er zunehmend unter starken Rückenschmerzen, die ihn bis heute begleiten und immer wieder behindern.

Fast einer unter vielen

Und so wurde aus Carlo Janka, dem einst – nach diesen so erfolgreichen Wintern 2009 und 2010 – eine Karriere als Star vorausgesagt wurde, ein gewöhn­licher Athlet.

Einer, der zwar besonders in der Abfahrt besser als viele andere blieb und zwischendurch auch auf das Podest fuhr. Aber eben auch einer, der nicht mehr überragte. Fast einer unter vielen.

Carlo Janka nahm dies alles, die gesundheitlichen Probleme, die Fragen, mit einer – zumindest gegen aussen – stoischen Gelassenheit hin. So wie er schon seine grössten Erfolge feierte, oder eben nicht feierte, was ihm den Spitznamen «Iceman» einbrachte.

Damals, im Jahr nach seinem Olympiasieg, wollte sein Manager aus Janka eine globale Marke machen. Einen Sportler wie Roger Federer. Mit eigenen Initialen: CJ. Doch dann kam ­alles anders. Und das ist auch gut so. Carlo Janka muss sich nicht vergleichen. In der Geschichte des Skisports bleibt er verewigt.

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