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«Das ist nicht zeitgemäss!»: Veganer kritisieren Milch-Angebot der SBB – die Deutsche Bahn ist weiter

Wer von Berlin nach Bochum oder von München nach Freiburg mit dem Zug fährt, kann den Kaffee seit Anfang Jahr auch mit veganer Milch bestellen. Die Deutsche Bahn kündigte kürzlich an, dass sie per 1. Januar Haferdrink als Milchalternative ins Bordbistro-Angebot der ICE- und IC-Züge nimmt. Dabei handelt es sich um die schwedische Marke Oatly, deren Milchalternative zu 100 Prozent pflanzlich ist. Die Begründung der Deutschen Bahn für diesen Schritt: «Wir verstehen den Schutz von Umwelt und Klima als ganzheitliche Aufgabe und setzen auch in unseren Bordbistros auf einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen.»

Und wie sieht es bei den SBB aus? «Aktuell ist die Nachfrage nach einem solchen Produkt in unseren Speisewagen äusserst gering», sagt Sprecher Oli Dischoe. «Auf über 11’000 Gäste pro Tag kommen pro Jahr etwa ein Dutzend entsprechende Anfragen.» Da ausserdem die Lagerkapazitäten auf den Zügen sehr beschränkt seien, müsse man das Sortiment gezielt auf die Nachfrage ausrichten – «auch um Food-Waste zu verhindern.»

Pflanzenmilch längst überfällig?

Simone Fuhrmann von der Organisation Swissveg fordert Milchalternativen in den SBB-Speisewagen.
Simone Fuhrmann von der Organisation Swissveg fordert Milchalternativen in den SBB-Speisewagen.www.swissveg.ch

Diese Antwort ist für die Organisation Swissveg nicht zufriedenstellend. Sie ist laut eigenen Angaben die grösste Interessenvertretung vegan und vegetarisch lebender Menschen in der Schweiz und setzt sich dafür ein, den Fleischkonsum zu senken und eine pflanzenbasierte, verantwortungsbewusste Lebensweise zu fördern. Simone Fuhrmann, stellvertretende Geschäftsführerin, übt Kritik: «Wir haben den Eindruck, dass bei den SBB der Wille fehlt.» Pflanzliche Milch an Bord der SBB-Restaurants sei «längst überfällig».

Bereits 2019 habe man mit den SBB entsprechende Gespräche geführt und den Mangel an pflanzenbasierten Menüs und Milchalternativen moniert. «Schon damals versprachen sie Besserung, doch es ist wenig geschehen», sagt Fuhrmann. «Damit sind die SBB wirklich so gar nicht zeitgemäss und hinken sehr hinterher.»

SBB überprüft Angebot

Das Argument, dass die Nachfrage für Hafer-, Mandel- oder Reismilch zu wenig gross ist, lässt Fuhrmann nicht gelten. «Die Aussage, dass es pro Jahr nur etwa ein Dutzend entsprechende Anfragen gibt, ist wahrscheinlich auch darauf zurückzuführen, dass viele Gäste gar nicht danach fragen, aber die pflanzliche Milch dennoch gerne konsumieren würden.» Deshalb habe man die SBB noch einmal angeschrieben, mit Hinweis auf die Deutsche Bahn. «Doch auch dieses Mal war die Antwort der SBB nicht sehr ermutigend.»

SBB-Sprecher Oli Dischoe fügt an: «Das Angebot an Speisen und Getränken in den SBB-Restaurants wird aber fortlaufend überprüft und bei sich entwickelnden Kundenbedürfnissen entsprechend angepasst.»

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