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Ein Jahr zum Vergessen: Credit Suisse fährt Verlust über 1,6 Milliarden ein

Pleiten, Pech und Pannen: So liesse sich das letzte Jahr der Credit Suisse zusammenfassen. Das drückte auch auf die Geschäfte. Die Grossbank erzielte einen Verlust von 1,6 Milliarden Franken. Vor allem im vierten Quartal rutschte sie in die roten Zahlen.

Für die Credit Suisse war 2021 ein Jahr zum Vergessen. Die Schweizer Grossbank kam nicht zur Ruhe. Die Pleiten beim US-Hedgefonds Archegos und der Greensill Bank kamen sie teuer zu stehen. Als Konsequenz musste die Risikochefin Lara Warner gehen. Zuletzt sorgte der unfreiwillige Abgang von Präsident António Horta-Osório für Schlagzeilen, weil er die Quarantänepflicht mehrfach brach.

Unsicherheit ist bekanntlich auch nicht gut fürs Geschäft. Das widerspiegelt sich auch im Jahresabschluss, den die Credit Suisse am Donnerstag präsentiert hat. 2021 verzeichnete sie einen Vorsteuerverlust von 522 Millionen Franken. Noch 2020 hatte die Grossbank einen Gewinn von 3,5 Milliarden Franken erzielt. Alleine im vierten Quartal 2021 belief sich der Verlust auf 1,6 Milliarden Franken.

Aktionäre gehen leer aus

Belastet wird das Ergebnis durch die Archegos-Pleite, eine Goodwill-Wertberichtigung und Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten. Zwar meldet die Credit Suisse einen stabilen Nettoertrag von 22,5 Milliarden Franken. Allerdings kippt der den Aktionären zurechenbare Reingewinn aus dem Vorjahr von 2,7 Milliarden Franken in einen Reinverlust von 1,6 Milliarden Franken.

Kämpferisch zeigt sich die Konzernspitze. «2021 war ein sehr herausforderndes Jahr für die Credit Suisse», wird CEO Thomas Gottstein in der Mitteilung zitiert. Die Ergebnisse seien durch «vergangenheitsbezogene Angelegenheiten» beeinträchtigt worden. Gottstein möchte nun die Reorganisation bei der Grossbank fortführen. Die Credit Suisse hatte im November angekündigt, die vom früheren CEO Tidjane Thiam aufgesetzte dezentrale Organisationsstruktur rückgängig zu machen und die Verantwortlichkeiten für die Geschäftsbereiche wieder zu zentralisieren.

500 Millionen für Rechtsstreitigkeiten

Es kommt nicht überraschend, dass die Grossbank zahlenmässig nicht glänzt. Mitte Januar hatte sie bereits bekannt gegeben, dass der ausgewiesene Gewinn für das vierte Quartal durch Rückstellungen für bedeutende Rechtsstreitigkeiten in Höhe von knapp 500 Millionen Franken negativ beeinflusst werde. Dabei geht es um ältere Rechtsstreitigkeiten der Investment Bank, in denen Vergleiche angestrebt werden.

Teilweise ausgeglichen wurde das Resultat durch Gewinne aus Immobilienverkäufen in Höhe von 224 Millionen Franken. Vor dem Abzug der bereits angekündigten Goodwill-Wertverminderungen von ungefähr 1,6 Milliarden Franken werde für das ausgewiesene Vorsteuerergebnis ungefähr ein Breakeven resultieren, erklärte die Credit Suisse damals.

Neidischer Blick zur Konkurrenz

Auch an der Konzernspitze rumort es. Daran ändert auch der Rücktritt von Verwaltungsratspräsident Horta-Osório nichts. Unter Beschuss gerät nun zusehends sein Vize. Severin Schwan könnte der nächste CS-Manager sein, der von Bord geht. Zwei namentlich nicht genannte Grossaktionäre liessen verlautbaren, sie würden gegen Schwan stimmen, falls er an der nächsten Generalversammlung zur Wiederwahl antrete. Das berichtete diese Woche die «Financial Times». Einige andere Aktionäre hätten grosse Zweifel an Schwans Fähigkeit geäussert, seine Ämter gleichzeitig meistern zu können. Neben seinem Verwaltungsratsmandat bei der CS ist er auch Chef des Pharmakonzerns Roche.

Neidisch blickt die Bank am Paradeplatz auch über die Strasse. Während die Credit Suisse 2021 arg zu kämpfen hatte, herrscht bei der Konkurrenz Jubelstimmung. Die UBS erzielte einen Rekordgewinn von 7,5 Milliarden Dollar. Das ist das beste Ergebnis seit 15 Jahren. Allerdings musste auch die zweite Schweizer Grossbank hohe Rückstellungen vornehmen. Für den Steuerstreit mit Frankreich sind 740 Millionen Dollar vorgesehen.

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