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Der Luchs ist in den Aargau gekommen, um zu bleiben – hier wurde er im nördlichen Jura schon «geblitzt»

Heimlich bewegen sich die gut getarnten Luchse seit etwa 15 Jahren wieder durch den Kanton Aargau. Meldungen von Beobachtungen wurden immer häufiger. Deshalb hat sich der Aargau einem nationalen Monitoring angeschlossen. Bisherige Erkenntnisse zeigen: Der Luchs ist gekommen, um zu bleiben.

Der waldreiche Jura ist das Hauptverbreitungsgebiet des Luchses im Aargau. Der typische Luchs-Lebensraum liegt somit direkt vor den Türen der grössten Aargauer Städte Baden und Aarau – und ist zudem häufig auch intensiv genutzte Kulturlandschaft. Es kann deshalb selten vorkommen, dass kleine Nutztiere wie Schafe und Ziegen gerissen werden. Im Kanton Aargau ist dies bis jetzt jedoch nur zweimal dokumentiert worden, wie Umwelt Aargau in seiner Mai-Ausgabe berichtet.

Der Luchs ist im Kanton Aargau ein Rehjäger. Kommen in seinem Streifgebiet auch Gämsen vor, sind diese als Beute ebenfalls beliebt. Andere Tiere wie Hasen, Füchse oder Vögel machen in der Regel nur einen unbedeutenden Teil der Nahrung aus. Heute löst der Nachweis eines Luchses im Aargau also keine existenziellen Ängste mehr aus. Er ist aber nach wie vor ein aufregendes Ereignis.

B755 tappte in die Fotofalle

Seit dem Winter 2021/22 werden die Luchse neu auch im Gebiet des Jura in den Kantonen Aargau, Solothurn und Basel-Landschaft mit Kamera-Fallen beobachtet. Im Aargau wurde dabei zweimal das Männchen B755 fotografiert. Es hat ein grosses Streifgebiet und wurde im Untersuchungszeitraum auch nahe Oensingen und Passwang im Kanton Solothurn von Fotofallen erfasst.

Weshalb lässt sich das so klar bestimmen? Die Musterung des Fells ist individuell. Das heisst: sie kann zur Bestimmung wie ein Fingerabdruck verwendet werden. Diese Tatsache ist beim Fotofallen-Monitoring ein grosser Vorteil.

In den Referenzgebieten wurden 21 selbstständige Luchse (ohne Jungtiere) nachgewiesen. An 56 von 105 aufgestellten Standorten wurde mindestens ein Luchs fotografiert (Kreise mit Punkt in der Mitte).
KORA

Ausserhalb des Monitoringprojekts wurden noch einige weitere Luchse im Aargau nachgewiesen. Darunter zwei Jungtiere aus einem Wurf von 2021. Damit konnte im Aargau bereits das zweite Mal eine erfolgreiche Fortpflanzung dokumentiert werden.

Kurz nach Abschluss des Monitoringprojekts im März 2022 tappte zudem an einem der Standorte im Referenzgebiet bei Thalheim der Luchs B3002 in die Fotofalle. Er wurde davor bereits bei Waldshut in Deutschland fotografiert und muss demzufolge den Rhein und zahlreiche Verkehrsträger wie Strassen und Bahngeleise erfolgreich überquert haben.

Wird der Luchs wieder im südlichen Aargau heimisch?

Wird der Luchs also wie vor 200 Jahren den südlichen Aargau wieder vermehrt aufsuchen? Die Tatsache, dass sich die Tiere im Aargau fortpflanzen konnten sowie die Resultate aus dem Monitoringprojekt zeigen laut Umwelt Aargau deutlich, dass die Luchse wieder da sind. Und sie sind gekommen, um zu bleiben.

Warum haben Luchse so komische Bezeichnungen?

Die Namensgebung der Luchse erfolgt schweizweit über eine Laufnummer. Ein «B» vor den Ziffern bedeutet, dass bereits beide Körperseiten festgehalten wurden und damit bekannt sind. Damit ist ein Luchs durch seine individuelle Fellmusterung eindeutig identifizierbar. Daraus ergeben sich Namen wie beispielsweise «B755», «B810» oder «B3002» für einen Luchs.

Aktuell ist die geschätzte Populationsgrösse im Referenzgebiet nördlicher Jura mit 2,3 selbstständigen Luchsen pro 100 Quadratkilometer im mittleren Bereich. Die Voraussetzungen für den Luchs sind aber gut. Er ist in der ganzen Schweiz geschützt, das Nahrungsangebot im Aargauer Jura ist mit den grossen Rehbeständen zurzeit gross und die Wälder bieten genug Möglichkeiten für Rückzug und Jagd. (pin)

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