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Es muss nicht immer Cüpli sein: Der FC Aarau schlägt Wil mit 2:1 und baut die Tabellenführung aus

Randy Schneider trifft zum 1:0 und provoziert das Eigentor zum 2:0 – dank der individuellen Klasse und Wille zum Kampf gewinnt Aarau zum vierten Mal in Folge und führt die Liga nun mit fünf Punkten Vorsprung auf den ersten Verfolger Winterthur an.

«Wer solche Spiele gewinnt, wird Meister.» Der Satz war jahrelang ein Mantra für die Überlegenheit von Bayern München in der Bundesliga: Spielerisch nicht überzeugen, am Ende trotzdem drei Punkte mehr auf dem Konto. Auf den FC Aarau und das Heimspiel gegen Wil gemünzt, heisst das: «Wer solche Spiele gewinnt, steigt auf!»

Nun, die Aarauer grundsätzlich als minimalistisch zu bezeichnen, wäre verkehrt: Schon oft in dieser Saison und insbesondere in den vergangenen Wochen gab es rauschende Siege, bei denen sowohl das Resultat, als auch der Unterhaltungswert stimmten. Ein Spektakel durfte man im Vorfeld auch gegen die Ostschweizer erwarten: Hier die Aarauer, vollgepumpt mit Selbstvertrauen dank zwölf Toren und drei Siegen aus den letzten drei Spielen sowie der Rückeroberung der Tabellenführung nach neun langen Jahren. Dort die Wiler, die mit der Referenz ins Brügglifeld reisten, dass in Partien mit ihrer Beteiligung im Schnitt mehr als vier Treffer fallen.

Was daraus wurde, war dann aber kein Leckerbissen, sondern mehr Bier statt Cüpli, Bratwurst statt Rindsfilet. Aus Aarau-Sicht: Ein Knorzsieg. Aber auch der schmeckt, vorzüglich sogar, wie die zufriedenen Gesichter der Spieler und der 3415 Zuschauer verrieten. «Wir können es fussballerisch besser», sagte Trainer Stephan Keller, «dennoch habe ich auch Grund zur Zufriedenheit. Es gibt Spiele, in denen führt der Weg zum Sieg über den Kampf, in dieser Hinsicht verdienen die Jungs ein grosses Lob. Die Liga ist ausgeglichen, es gibt keine einfachen Spiele, da mehr oder weniger alle Teams die gleichen Mittel zur Verfügung haben. Das macht es umso interessanter für uns Trainer.»

Ohne zwingende Torchance liegt der FCA in Führung

Zum Spiel: Ein Pfostenschuss, ein Kopfball, der knapp am Gehäuse vorbeifliegt und ein vom Goalie glänzend parierter Weitschuss – die Wiler haben in der ersten Halbzeit genug Möglichkeiten, Aarau wehzutun. Doch es sind die Gäste, die in der Halbzeit leiden, weil sie zurück liegen. Anders gesagt: Der FCA hat im ersten Durchgang keine zwingende Torchance und führt trotzdem 1:0. In der 11. Minute will Randy Schneider am Strafraum zu Rrudhani passen, der Ball bleibt stecken, findet aber zurück zu Schneider, der dann den Mut zum Schuss hat und sieht, wie der Ball genau neben dem Pfosten ins Netz rollt. Kein Zufall, ist es Schneider, der seine Mannschaft aus der Bedrängnis des Gegners befreit: Er ist seit Wochen in Hochform und praktisch in jeder Partie entscheidend an einem Treffer beteiligt.

Nach dem Seitenwechsel ändert sich nicht viel am Geschehen: Wil wirkt im Ansatz gefährlicher, agiert in Tornähe aber zu ungenau oder findet in den Aarauer Defensivtrümpfen Cvetkovic und Enzler seine Meister. Der Innenverteidiger mit brillantem Zweikampfverhalten und der Goalie mit einem Wahnsinnsreflex nach dem verdeckten Schuss von Fazliu verdienen sich Bestnoten und haben grossen Anteil daran, dass ihr Team bis zum Schluss in Führung bleibt. Cvetkovic ist es auch, der mit einem Energieanfall und einem klugen Pass auf Vorbereiter Vladi das 2:0 einleitet. Gefeiert für den Treffer wird erneut Randy Schneider, doch es ist der Wiler Dickenmann, der in der 66. Minute dem Ball die entscheidende Richtung ins Tor gibt.

Den Anschlusstreffer zum 1:2 verdienen sich die Gäste für einen gefälligen Auftritt, aber er fällt in der 93. Minute zu spät, als dass er den FC Aarau nochmals ins Bedrängnis bringen könnte.

Letzterer muss sich alles andere als grämen für die eigene Leistung – vielmehr ist es eine Qualität, an Tagen, in denen Sand das Offensivgetriebe bremst, andere Tugenden abzurufen. Die individuelle Klasse im Kader besorgt den Rest. Und wenn der Sieg am Ende sogar dazu führt, dass der Vorsprung auf den ersten Verfolger Winterthur (2:3 in Schaffhausen) auf fünf Punkte ausgebaut werden konnte, interessiert am Ende das «Wie» niemanden mehr.

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