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Kinder wollen Freunde treffen und draussen spielen – doch dafür braucht es die nötigen Räume

Am ersten kantonalen Familienkongress debattierten 200 Teilnehmende über familienfreundlichere Umgebungen. Landammann Jean-Pierre Gallati forderte Räume für Kinder, der deutsche Soziologe Peter Höfflin sagte, diese würden lieber Freunde treffen und draussen spielen, als sich auf Social Media bewegen.

Wer am Samstagnachmittag in Aarau ins Kultur- und Kongresshaus (KuK) wollte, hörte schon von weitem fröhliches Kinderlachen. Auf der Piazza vor und auch im KuK waren Stände aufgebaut, wo Spielmöglichkeiten und Informationen geboten wurden. Hier verschönerten Kinder hingebungsvoll den Boden mit Strassenmalkreide, lauschten dem Insektentelefon und anderes mehr.

Anlass bot der von der Fachstelle Alter und Familie sowie der kantonalen Sektion Gesundheitsförderung und Prävention organisierte erste Aargauer Familienkongress. Thema: «Gemeinsam familienfreundliche Umgebungen zu schaffen». Eingeladen waren Eltern, Babys, Kinder, Grosseltern, Nachbarn, Mitarbeitende von Gemeinden und andere mehr. Rund 200 kamen, darunter 50 Kinder und zahlreiche Gemeindevertreterinnen und -vertreter.

Landammann Jean-Pierre Gallati, Vorsteher Departement Gesundheit und Soziales, eröffnet den Aargauer Familienkongress im Kultur- und Kongresshaus.
Bild: Henry Muchenberger

Warum dieses Kongressthema? Am letztjährigen Familientag in Gemeinden wünschten sich 712 Familien und Einzelpersonen in einer Umfrage, die Gemeinden sollten für eine familienfreundliche Umgebung sorgen. So machte der Kanton dies zum Kongressthema. Landammann Jean-Pierre Gallati sagte, der Kongress solle eine Art gemeinsame Ideenbörse werden, und Gelegenheiten zur Vernetzung bieten.

Kinder brauchen Geborgenheit und Freiheit

Gallati sagte, Kinder bräuchten Geborgenheit und Freiheit. Sie sollten draussen spielen und sich entfalten können. Wenn die Freiräume schrumpfen oder gar fehlen, «verringert sich die kindliche Erfahrungswelt, im Extremfall gibt es soziale Isolation», mahnte er. Es brauche öffentlich zugängliche, gut erreichbare, ungefährliche, naturnah gestaltete und wenig organisierte Freiräume – oder man müsse sie schaffen, so Gallatis Plädoyer.

Soziologe Peter Höfflin spricht zum Thema «Spielen im Freien und dessen Bedeutung für die Entwicklung von Kindern».
Bild: Henry Muchenberger

In dieselbe Kerbe hieb der Soziologe Peter Höfflin von der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg. Die UN-Kinderrechtskonvention gebe den Kindern das Recht auf Spiel. Spiel sei lernen, auch körperlich, geistig, sozial und emotional, betonte Höfflin. Viele denken, Kinder seien heute am liebsten in den sozialen Medien unterwegs. Eine Umfrage zeigt jedoch, was ihnen mit Abstand am wichtigsten ist; so Höfflin: Freunde treffen und draussen spielen. Dafür brauche es entsprechende Räume.

Für die Gestaltung ihrer Räume zuständig sind die Gemeinden. Laut der Co-Leiterin der Sektion Gesundheitsförderung, Nina Baldinger, stellt «der Kanton gern Instrumente und Hilfsmittel für den Bau naturnaher Spielplätze zur Verfügung, berät, informiert und finanziert Beratungen durch das Naturama, wenn eine Gemeinde eine solche Unterstützung möchte». Dabei sollen die Gemeinden von den Erfahrungen anderer profitieren können, bestätigt Christina Zweifel, Leiterin der Fachstelle Alter und Familie.

Kinderstadtplan, Waldabenteuerweg…

Gute Beispiele wurden im KuK gezeigt. Hier präsentierten etliche Organisationen wie die Pfadi, aber auch Gemeinden ihre Ideen. Der Elternverein Aarau warb unter anderem für den Waldabenteuerweg. Dieser bietet mit einer Hörgeschichte für Kinder und darauf abgestimmten Posten und Spielelementen viel Spannung und Abwechslung. Zofingen legte seinen Kinderstadtplan vor, auf dem alle Spielplätze, Sport- und Freizeiteinrichtungen usw. aufgeführt sind.

Kinder und Erwachsene spielen im Kultur- und Kongresshaus Aarau.
Bild: Henry Muchenberger

Die Beispiele zeigen, dass sehr viele spannende Ideen vorhanden sind und etliche bereits umgesetzt sind. Am Samstag ging es darum, so Saskia Misteli, Projektleiterin in der Fachstelle Alter und Familie, «bestehende Angebote von familien- und kinderfreundlich gestalteten Räumen zu zeigen, in Workshops zu diskutieren, neue Ideen zu portieren, sich zu vernetzen und die bestehenden Angebote zu verbessern oder neue anzuregen». Das partizipative Vorgehen bei der Ideensuche habe sich gelohnt, freute sich Saskia Misteli am Schluss des Tages. Beim Kanton werden die Ideen jetzt ausgewertet, das Ergebnis wird Ende September online publiziert.

Hoffen auf rege Teilnahme am Familientag 2024

Ziel des Kantons ist, alle zwei Jahre alternierend einen Familienkongress und einen Familientag zu organisieren. Den Kongress organisiert der Kanton. Für den nächsten Familientag, der wieder dezentral stattfindet, haben laut Christina Zweifel mehr als 20 Gemeinden ihr Interesse angemeldet. Hier sollen die bereits bestehenden Angebote besser bekannt gemacht werden, wie Mütter- und Väterberatung, Krabbelgruppen, Elternvereine usw. Wer diesen Anlass nicht verpassen will, kann sich schon mal das Datum merken: 14. und 15. September 2024.

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