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Der Aargau will die Menge verschwendeter Lebensmittel reduzieren: Messen kann er dies zwar nicht – trotzdem glaubt er sich auf Kurs

Die Schweiz will Food Waste bis 2030 halbieren und auch der Aargau hat sich verpflichtet, gegen Lebensmittelverschwendung vorzugehen. Genaue Zahlen dazu, ob die Ziele erreicht werden, gibt es nicht. Man sei aber auf Kurs, schreibt der Regierungsrat in der Antwort auf einen Vorstoss im Kantonsparlament.

Im April des letzten Jahres verabschiedete der Bundesrat den Aktionsplan gegen Lebensmittelverschwendung. Demnach sollte bis 2030 diese im Vergleich zum Jahr 2017 halbiert werden. Auch im Aargau ist Food Waste ein Thema. Die Grossrätinnen und Grossräte Matthias Betsche (GLP), Maya Bally (Mitte), Roland Frauchiger (EVP), Gabi Lauper Richner (SP), Thomas Baumann (Grüne) und Béa Bieber (GLP) haben im September eine Interpellation eingereicht, mit der Frage, wie der Kanton bei der Vermeidung von Nahrungsmittelverschwendung vorgehen will. Jetzt liegt die Antwort des Regierungsrats vor.

Haushalte für 38 Prozent der Lebensmittelverschwendung verantwortlich

Bereits 2019 gab es eine vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) beauftragte Studie der ETH mit dem Titel «Lebensmittelverluste in der Schweiz: Umweltbelastung und Vermeidungspotenzial», hält der Regierungsrat in den Vorbemerkungen fest. Diese kam zum Schluss, dass eine Person in der Schweiz jährlich rund 330 Kilogramm vermeidbare Lebensmittelabfälle produziert.

Anhand von 25 Lebensmittelkategorien wurde analysiert, wie stark dieser Verlust die Umwelt belastet. 38 Prozent der Belastung geht von den Haushalten aus. Sie produzieren jährlich 778’000 Tonnen vermeidbaren Food Waste.

Daten zu Lebensmittelverschwendung gibt es nur auf Bundesebene

Der Aargauer Regierungsrat will die Treibhausgasemissionen senken, welche durch Lebensmittelproduktion und -konsum erzeugt werden. Durch die bis 2030 geplante Halbierung der Lebensmittelverschwendung könnten diese Emissionen um zehn bis 15 Prozent reduziert werden.

Was in Sachen Lebensmittelverschwendung bereits getan wurde und wo der Kanton steht, um die Ziele 2030 zu erreichen, kann der Regierungsrat nicht genau sagen. Die Datenerhebung finde bisher nur auf Bundesebene statt und somit gebe es keine genauen Zahlen für den Aargau. Man gehe aber davon aus, dass die gesamtschweizerischen Zahlen eine gute Annäherung an den Kanton darstellen.

Klima-Charta enthält auch Ziele gegen Food Waste

Zusätzliche Beiträge zur Verminderung von Food Waste seien bereits in vollem Gange. So hat der Aargau laut dem Regierungsrat zusammen mit vier anderen Kantonen der Nordwestschweizer Regierungskonferenz im Jahr 2021 eine Klima-Charta ratifiziert. Die Ziele dieser Charta sind verbindlich. In deren Rahmen werden zurzeit gemeinsam Grundsätze und Leitsätze zum Thema «Nachhaltige Beschaffung» entwickelt.

Mit geeigneten Massnahmen strebt der Aargau die Umsetzung dieser Leitsätze auf Kantonsgebiet an. «Die Vermeidung von Lebensmittelverlusten als Teil der öffentlichen Beschaffung im Bereich Verpflegungsdienstleistungen kann auf diesem Weg verankert und angegangen werden. Damit kann der Kanton Aargau auch seine Vorbildrolle wahrnehmen.»

Agrarpolitik ist nachhaltiger geworden

Auch konkrete Beispiele gebe es: So unterstützt der Kanton die Kampagne «Save Food – Fight Waste», womit die Bevölkerung zu genau diesen Themen sensibilisiert wird. In der Agrarpolitik wird im Aargau auch eine nachhaltige und regionale Produktion gefördert. Einerseits werden Produkte, die nicht der Grosshandelsnorm entsprechen, im Direktverkauf angeboten. Und andererseits werde Food Loss in der Landwirtschaft als Dünger wiederverwendet.

Weitere zusätzliche Aktivitäten sieht der Regierungsrat aber nicht vor, der Plan des Bundesrats sei ja erst im April 2022 lanciert worden, schreibt er. Der Kanton werde aber, wie bis anhin, auch eine informierende und aufklärende Rolle einnehmen. Der Regierungsrat findet es gut, dass die Wirtschaft vom Bundesrat zur Einhaltung von Zielen verpflichtet wurde, schreibt er weiter. So sei es möglich, bis 2025 die Lebensmittelverschwendung um einen Viertel zu reduzieren.

Der Regierungsrat unterstützt das Vorgehen des Bundes, da dieser seiner Meinung nach die richtigen Schwerpunkte gesetzt habe. «Denn aus Sicht des Regierungsrats ist ein gebündeltes, koordiniertes Vorgehen auf Bundesebene zielführender, als ein Flickenteppich von verschiedenen kantonalen Massnahmen und Zielen.» Der Aktionsplan beinhalte als wichtige Massnahme der ersten Phase (2022–2025) auch die Bekanntmachung von effektiven Verhaltensänderungen zur Reduktion von Lebensmittelverlusten.

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