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Grosse Geländegewinne im Osten: Die Ukrainer holen sich ihr Land zurück

Die Armee meldet grosse Geländegewinne in der Region Charkiw. Die russische Armee zieht sich weiter in den Osten zurück.

Die russischen Invasionstruppen haben sich am Wochenende in den Osten des strategisch wichtigen Flusses Oskil zurückgezogen. Selbst eine im Telegramkanal des russischen TV-Senders «Zwezda» veröffentlichte Generalstabskarte zeigt praktisch keine russischen Verbände mehr westlich des Oskil.

Der ukrainische Generalstabschef Walerij Saluschni teilte am Sonntag mit, dass südöstlich von Charkiw über 2500 Quadratkilometer Land zurückerobert wurden. «Von Charkiw aus sind wir nicht nur Richtung Süden und Osten vorgerückt, sondern auch nach Norden», erklärte Saluschni auf Telegram.

Ein Tweet aus dem Dorf Wawariwka, 10 Kilometer von der russischen Grenze, zeigte am Sonntagmittag, wie auch dort die ukrainische Flagge gehisst wird, nachdem sie russischen Besatzer offenbar geflüchtet sind.

Strategisch wichtige Orte eingenommen

Die wichtigsten Rückeroberungen sind den Ukrainern bei einem Zangenangriff auf die beiden russischen Logistikzentren Kupjansk und Izjum gelungen. In Kupjansk befindet sich ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt für den russischen Nachschub an die Frontlinien im Nord-Donbass. Die Eisenbahnlinie verläuft am Ostufer des Oskil von Russland bis nach Lyman, von wo aus vor allem die noch von den Ukrainern gehaltene Stadt Slowjansk angegriffen wird.

Am Sonntag war die strategisch auch wegen seiner Brücken wichtige 27’000-Einwohner-Stadt Kupjansk nach wie vor umkämpft. Die Ukrainer hielten das Stadtzentrum im Westen, die Russen den Bahnhof im Osten. Aus Kiew hiess es optimistisch, der Ostteil sei auch bald erobert.

Etwas besser lief es für die Ukraine am Sonntag im Süden des rund 50 Kilometer tiefen Keils, den die ukrainische Armee in den vergangen 3-4 Tagen in Richtung russische Grenze getrieben hatten. Am Sonntag schien der wichtige Strassenverkehrsknotenpunkt Izjum nach drei-monatiger russischer Besatzung wieder fest in ukrainischer Hand.

Separatistenführer schlägt Alarm

Trotz noch ausstehender offizieller Bestätigung in Kiew lässt ein dramatischer Appell des «Staatspräsidenten» der selbst ausgerufenen «Volksrepublik Donezk», Denis Puschilin, tief blicken. Dieser hatte offenbar eine Inspektionsfahrt nach Krasny Liman, dem Militärflughafen im Norden der gleichnamigen Stadt, wegen Sicherheitsproblemen schleunigst abgebrochen. «Jeden Tag kommt was angeflogen. Donbass ist nicht gebrochen, es arbeitet, es lebt. Wir sind verpflichtet zu siegen», sagt Puschilin in einer Videobotschaft.

Noch am Samstag hatte die russische Armee einen Rückzug ihrer Verbände bei Izjum vermeldet. Diese drohten durch die ukrainische Gegenoffensive eingekesselt zu werden. Laut dem russischen Generalstab wurden die Einheiten bloss verlegt, um Sonderaufgaben im Donbass zu erfüllen. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski pries den russischen Rückzug indes als Durchbruch.

Ukrainer brauchen noch mehr Waffen

«Dieser Winter ist der Wendepunkt, und er kann zur schnellen Befreiung der Ukraine führen», sagte Selenski am Samstagabend in seiner Ansprache an die Nation. «In den vergangenen Tagen hat uns die russische Armee ihre beste Seite gezeigt – ihre Rückseite.» Die Russen würden bereits in viele Richtungen fliehen, berichtete er. «Wenn wir noch ein bisschen stärker mit Waffen wären, würden wir noch schneller vorankommen», wandte sich Selenski an den Westen.

Zwar sind den Ukrainern dank westlicher Präzisionswaffen wie den von den USA gelieferten Himars-Raketenwerfern einige taktisch wichtige Erfolge vor allem in der Südukraine gelungen, doch bei den Lieferungen von modernen Panzern hapert es immer noch. Auch hätte Kiew gerne Kampfflugzeuge.

Russland setzte dem ukrainischen Vormarsch im Nordosten am Sonntag seine Überlegenheit in der Luft und bei der Artillerie entgegen. Auf der ganzen Linie der Donbass-Front wurden die wichtigen, noch von Kiew gehalten Städte Slowjansk, Kramatorsk, Bachmut und Awdijewka sowie über ein Dutzend Dörfer beschossen.

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