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CEO von Aargau Verkehr zur Auslastung nach Corona: «Wir nähern uns ganz langsam wieder dem Normalzustand»

Das regionale ÖV-Unternehmen Aargau Verkehr hat 2021 rote Zahlen geschrieben. Trotzdem blicken die Verantwortlichen verhalten optimistisch in die Zukunft. An der Generalversammlung präsentierten sie die Jahreszahlen und erklärten, wie sich das Unternehmen in naher Zukunft entwickeln soll.

«Die Herausforderungen waren vielseitig, Covid-19 hat tiefe Spuren in der Rechnung hinterlassen», sagte Verwaltungsratspräsident Roland Abt an der Generalversammlung von Aargau Verkehr. Ob es in diesem Jahr beim regionalen Zug- und Busunternehmen für schwarze Zahlen reiche, sei ungewiss. Trotzdem konnte Abt dem Jahr 2021 auch Positives abgewinnen: «Es ist kein einziger Bus oder Zug wegen Personalmangel ausgefallen.» Auch die Kundenzufriedenheit habe man halten können, trotz vieler Baustellen, die das Reisen für die Passagiere mühsamer machten.

Aargau Verkehr schliesst mit einem Verlust von 3,14 Millionen Franken ab (ohne Limmat Bus AG) – das ist die schlechte Nachricht. Die gute: Im März 2022 lagen die Passagierzahlen nur noch zwölf Prozent unter den Werten von 2019. «Ganz langsam nähern wir uns wieder dem Normalzustand an», erklärte CEO Severin Rangosch an der Generalversammlung. Zum Vergleich: 2020 resultierte ein Verlust von 3,46 Millionen Franken, 2019 ein Gewinn von 1,94 Millionen Franken.

Am meisten Sorgen machen die Rohstoffe

«Rohstoffmangel, Bauteilemangel, Stahlmangel, es mangelt an allem», fasste Rangosch seine momentanen Sorgen zusammen. Dies gelte auch für Stadler Rail in Valencia, wo die neuen Fahrzeuge der Limmattalbahn produziert werden. «Wir sind zuversichtlich, dass wir die Fahrzeuge wie geplant bis im November haben, aber es ist eine grosse Herausforderung», so Rangosch.

Als Sorgenkind bezeichnete Rangosch auch die Standortsuche für eine neue Busgarage in Dietikon: «Die aktuelle ist einfach zu klein. Es ist aber sehr schwer, im Limmattal Land zu finden, um eine Garage zu bauen.» Weiter ist man diesbezüglich in Zofingen, wo ein neues Busdepot seit 2021 in Bau ist, der Bezug soll im Sommer 2023 erfolgen.

Auch für die Züge wird der Platz langsam knapp: Die Werkstatt in Bremgarten stösst an ihre Grenzen, weil die Züge der Limmattalbahn zwar schmaler, aber auch länger sind. «Noch geht es. Nichtsdestotrotz müssen wir uns überlegen, wo wir Platz für ein neues Depot und eine neue Werkstatt haben – wir reden da über die nächsten zehn, zwanzig Jahre», sagte Rangosch.

«Die Leute interessieren sich hauptsächlich für die Parkplätze»

Gebaut wird in Bremgarten aber auch in naher Zukunft, die Eingabe für den Neubau des Bahnhofs ist 2023, die Fertigstellung ist bis 2026 geplant. Die Überbauung des Areals umfasst ein Reisezentrum, Wohnungen, Flächen für Dienstleistungsbetriebe und eine Tiefgarage.

«Die Leute interessieren sich, wenn es um den Bahnhof Bremgarten geht, hauptsächlich für die Parkplätze», erklärte der CEO. Diese brauche es für die Wohnungen, aber auch für die ÖV-Benutzer. «Wir haben überlegt, eine zusätzliche Parkebene zu planen. Dazu braucht es zuerst Berechnungen, ob das wirtschaftlich ist», sagte Rangosch.

Zum behindertengerechten Ausbau sämtlicher Haltestellen, wie sie bis am 1. Januar 2024 erfolgen müsste, erklärte Rangosch, das sei baulich gar nicht möglich. «Wir müssen uns also überlegen, wie wir den Personen in den Zug helfen können, wir werden Personal und Gerätschaften einsetzen müssen. Wir sind daran, die entsprechenden Konzepte zu planen.»

Bahndepot: Aargau-Verkehr-Chef hofft noch auf Lösung in Schöftland

Im Interesse der Bevölkerung und des Kantons soll das Bahnhofareal in Schöftland zum Wohnschwerpunkt weiterentwickelt werden. Die Werkstatt- und Depotanlagen von Aargau Verkehr sollen an einen neuen Standort ausserhalb des Siedlungsgebietes verlegt werden. Die Gemeinde Schöftland hat aber Anfang April bekanntgegeben, dass sie die Teiländerung Nutzungsplanung Hegmatte/Mühleareal stoppt.

Das heisst: Aus Sicht der Gemeinde wird es zumindest in der Hegmatte kein Bahndepot für Aargau Verkehr geben. Dies, weil die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission in den geplanten Anlagen eine Beeinträchtigung des Ortsbildes sieht. «Wir probieren noch, in Schöftland eine Lösung zu finden, wir müssen uns aber nach Alternativen umschauen», sagte Rangosch an der Generalversammlung.

Infrastrukturprojekte von Aargau Verkehr

Entflechtung SBB / AVA Oberentfelden

Das schweizweit einmalige Gleiskreuz zwischen der Wynental- und Suhrentalbahn (WSB) und den SBB begrenzt die Kapazität beider Linien. Das Projekt sieht die Tieferlegung der WSB und den Bau einer unterirdischen Haltestelle vor.

Nutzen: Ausbau des Fahrplanangebots, behindertengerechte Haltestellen und eine mögliche Neugestaltung des Strassenraumes.

Abschluss Vorprojekt: 2022, Baueingabe: 2023, Fertigstellung: ca. 2030

Aus- und Neubau Bahnhof Aarau Süd

Neubau eines Gebäudekomplexes mit Wohn-, Arbeits- und Verkaufsflächen, dem neuen Hauptsitz von Aargau Verkehr sowie einem Reisezentrum. Die Personenzugänge zu den längeren Perrons und die Unterführung werden attraktiver und verkürzen die Umsteigewege.

Nutzen: Optimale Nutzung des attraktiven Geländes, behindertengerechte Zugänge sowie Verbesserung der Kapazitäten und Umsteigebedingungen.

Baubeginn: 2020, Fertigstellung: 2024, im nächsten Jahr soll Aargau Verkehr einziehen können

Eigentrassierung Unterkulm

Mit der Eigentrassierung der Wynental- und Suhrentalbahn, der Sanierung der Kantonsstrasse und dem Umbau des Böhlerknotens wird die Leistungsfähigkeit der Strasse aufrechterhalten und die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden erhöht.

Nutzen: Zusätzliche Sicherheit durch Trennung von Bahn und Strasse. Anpassung der Haltestelle an die Anforderungen des Behindertengleichstellungsgesetzes.

Projektauflage: 2022 /2023, Baubeginn: ca. 2025

Neubau Bahnhof Oberkulm

Zwei Haltestellen, welche nicht den heutigen baulichen und behindertengerechten Anforderungen entsprechen, sollen aufgehoben und durch den Neubau eines zentralen Bahnhofs mit Kreuzungsgleisen ersetzt werden.

Nutzen: Sicherer Zugang zu den Gleisanlagen und Erfüllung der Anforderungen des Behindertengleichstellungsgesetzes, Erhöhung der Kapazitäten.

Baubeginn: 2022, Fertigstellung: 2023

Neubau Bahnhof Schöftland

Der von privaten Investoren geplante Neubau eines Bahnhofgebäudes in Schöftland beinhaltet Gewerbe- und Wohnflächen sowie ein Reisezentrum und Personalräume von Aargau Verkehr.

Nutzen: Attraktive, zentrale Wohn- und Gewerbeflächen und behindertengerechte Bus- und Bahnanlagen. Moderne Arbeitsplatzbedingungen für die Mitarbeitenden der AVA.

Projekteingabe: 2022, Baubeginn: 2023, Fertigstellung: 2024

Neubau Busdepot Zofingen

Im neuen Gewerbekomplex «Z-Areal» bezieht Aargau Verkehr als langfristiger Ankermieter das integrierte Busdepot mit Einstellhalle, Werkstatt, Büros, Leitstelle und Personalräumen.

Nutzen: Optimierte Betriebsabläufe durch bessere Platzverhältnisse und Sicherstellung der notwendigen Kapazitäten für die Busflotte des Standorts Zofingen.

Baubeginn: 2021, Bezug: Sommer 2023

Neubau Bahnhof Bremgarten

Bau eines neuen Bahnhofgebäudes mit öV-Drehscheibe für Bahn und Bus. Die Überbauung des Bahnareals umfasst ein Reisezentrum, Wohnungen, Flächen für Dienstleistungsbetriebe und eine Tiefgarage.

Nutzen: Attraktive und effiziente ÖV-Drehscheibe als neues Eingangsportal der Stadt Bremgarten.

Baueingabe: 2023, Fertigstellung: Geplant 2026

Ausbau Doppelspur Dietikon

Durch den doppelspurigen Ausbau des eingleisigen Abschnittes zwischen den Haltestellen Stoffelbach und Schöneggstrasse soll die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden verbessert werden. «Wir sind dabei, den Baubeginn vorzubereiten. Ob dieser noch im 2023 oder erst 2024 erfolgen wird, hängt davon ab, wie rasch das Plangenehmigungsverfahren laufen wird», sagte Rangosch an der Generalversammlung.

Nutzen: Erhöhung der Kapazitäten und Sicherung der Fahrplanstabilität. Haltestellen entsprechen dem Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG).

Baubeginn: 2023/2024, Fertigstellung: 2025.

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