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Housekeeper des Jahres 2022: Das Luxushotel liess diese Rothristerin hinter sich

«Nein», sagt die junge Frau, deren Strahlen man sieht, obwohl ihr Gesicht hinter einer Maske verborgen ist, «ich habe nicht gewusst, wie weit nach vorne es reicht.» Jetzt weiss sie es: Es hat ganz nach vorne gereicht – Manuela Betschart darf sich in Zukunft Housekeeper des Jahres 2022 nennen. Die 26-jährige Rothristerin hat den vom Berufsverband Hotellerie & Hauswirtschaft ausgeschriebene Housekeeper-Wettbewerb für sich entschieden.

Die Leiterin Hotellerie des Pflegezentrums Luegenacher konnte sich in einem mehrstufigen Wettbewerb in einem ersten Schritt für den Final qualifizieren. Dort trafen Finalistinnen aus drei Häusern aufeinander, die nicht unterschiedlicher hätten sein können: Neben dem Luegenacher waren das Hotel Badrutt’s Palace St. Moritz sowie das Vollzugszentrum Bachtel Hinwil/ZH im Final vertreten. «Und am Ende setzte sich das Pflegezentrum sogar gegen das Luxushotel durch», wie Zentrumsleiter Marcel Rüegger mit Freude und Stolz feststellte.

Schriftliches Konzept und Präsentation vor Ort

Auf den Wettbewerb aufmerksam gemacht worden war Manuela Betschart durch die Bildungsverantwortliche des Roth­rister Pflegezentrums, Sarah Kroll. «Gerade die Ausbildung von jungen, willigen und loyalen Leuten liegt uns sehr am Herzen», gab Zentrumsleiter Marcel Rüegger diesbezüglich zu verstehen.

Beim Wettbewerb um den «goldenen Staubwedel», wie die Siegertrophäe genannt wird, musste erst eine schriftliche Dokumentation zum Thema Reinigung oder Wäscherei eingereicht werden. Als klar war, dass Manuela Betschart zu den drei Finalistinnen gehörte, durfte sie zwei Jurymitglieder durch das Haus führen und ihr Konzept vor Ort präsentieren. Zum Abschluss des Wettbewerbs kam ein Filmteam nach Rothrist, um einen Kurzfilm zu realisieren, der bei der Siegerehrung im Bürgenstock Resort gezeigt wurde.

Beim Vergleich der drei Topkonzepte hätten am Schluss kleine Details den Ausschlag gegeben, liess die Jury an der Siegerehrung verlauten. Sie glaube, dass sie die Jury mit einem Reinigungskonzept überzeugt habe, das sich durch seine Professionalität auszeichne, gab Manuela Betschart zu verstehen: «Es ist auf dem neusten Stand, gut strukturiert, organisiert und praxistauglich – davon konnten sich die beiden Jurymitglieder auf ihrem Rundgang in Rothrist überzeugen.» Und es könne problemlos in jedem anderen Heim eingesetzt werden. Sie vermute zudem, führte Manuela Betschart weiter aus, dass ihre spürbare Motivation und Begeisterung für den Beruf ebenfalls positiv bewertet worden sei.

Die zielstrebige, junge Frau hat schon früh Verantwortung in ihrem Beruf gesucht. Nach einer Ausbildung zur Fachfrau Hauswirtschaft im Kantonsspital Aarau war für sie bald klar, dass sie beruflich weiterkommen will. Deshalb absolvierte sie berufsbegleitend eine dreijährige Ausbildung zur diplomierten Betriebsleiterin Facility Management HF. Damals war sie bereits schon als Leiterin Reinigung im Seniorenzentrum Zofingen tätig. In der Funktion der Leiterin Hauswirtschaft wurde sie vor zweieinhalb Jahren im Pflegezentrum Luegenacher in Rothrist angestellt. Dort konnte sie im November 2020 die Leitung Hotellerie übernehmen. «Ich bin der Luegenacher-Leitung dankbar, dass sie mir trotz meines jugendlichen Alters die Möglichkeit gegeben hat, diese Führungsposition zu übernehmen», betont Manuela Betschart.

Eine Führungsposition mit viel Verantwortung, wie einige Kennzahlen aus jenen Bereichen verdeutlichen, für die Manuela Betschart verantwortlich ist. 51 965 Kilogramm Betriebs- und Bewohnerwäsche werden in der Wäscherei pro Jahr gewaschen. Etwa 96 000 Mikrofaser-­Tücher werden pro Jahr allein für die Stationsreinigung verwendet. Rund 30 000 Franken Jahresumsatz werden allein mit Getränkeautomaten im Luegen­acher erzielt.

In ihrer verantwortungsvollen Funktion leitet die 26-Jährige ein Team von 30 Mitarbeitenden, darunter vier Lernende. Und das in einer Branche, in der eine hohe Fluktuation und sprachliche Barrieren keine Seltenheit sind. «Personalwechsel sind in unserem Team glücklicherweise eher selten», winkt Manuela Betschart ab und sprachliche Barrieren könne man zur Not auch mal mit Händen und Füssen überwinden. Ein wenig Kreativität gehöre einfach dazu, findet sie.

Als Botschafterin für den Beruf werben

Mehr zu schaffen macht der frischgebackenen Housekeeperin des Jahres das eher tiefe Ansehen, das die Berufe der Hauswirtschaft- und Hotelleriebranche üblicherweise geniessen. Zu Unrecht, wie sie findet. Es seien keine Arbeiten, die «einfach jeder machen kann», betont Manuela Betschart, «der Beruf wird im Allgemeinen unterschätzt».

Der Verband Hotellerie & Hauswirtschaft hat diesbezüglich mit der Ausschreibung des Housekeeper-Wettbewerbs die richtigen Zeichen gesetzt. «Der Wettbewerb dient auch der Imageförderung unserer Berufsgattungen», betont Betschart, die als erst dritte Gewinnerin des Preises in die Annalen eingeht.

Als Botschafterin für die vielseitigen Berufsfelder in Hotellerie und Hauswirtschaft will sich Manuela Betschart während ihrer Amtsdauer einsetzen. «Ich will meine Begeisterung für den Beruf und mein Fachwissen weitergeben», betont sie. Sei dies in Form von Schulbesuchen, an Fachtagungen oder in den sozialen Medien. Denn ihr Beruf sei vielseitig und äusserst abwechslungsreich. Und er biete auch Aufstiegsmöglichkeiten. Manuela Betschart ist das beste Beispiel dafür.

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