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Aargauer Impfchef Obrecht: «Engpässe beim Boostern können wir nicht verhindern, ab Januar werden auch Soldaten impfen»

Der Bundesrat verkürzt die Booster-Wartefrist auf vier Monate und weckt Hoffnungen bei vielen, sich noch vor Weihnachten zum dritten Mal impfen lassen zu können. Doch sind die Kantone überhaupt gerüstet? Andreas Obrecht, Leiter der Impfkampagne beim Kanton Aargau, nimmt Stellung.

Bundesrat Alain Berset kündigte am Freitag an, die Wartefrist fürs Boostern von sechs auf vier Monate zu verkürzen. Wurden Sie von dieser Ansage überrumpelt?

Andreas Obrecht: Ganz überraschend kommt das nicht. Wir haben einen solchen Schritt durchaus erwartet, auch mit Blick aufs Ausland. Der Bundesrat beobachtet wie wir auch, was im Ausland umgesetzt wird.

Kann man sich im Aargau also ab sofort schon vier Monate nach der Zweitimpfung für eine Boosterimpfung anmelden?

Noch nicht ganz. Wir brauchen zuerst das grüne Licht der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (Ekif). Die ist für die nächsten Tage in Aussicht gestellt.

Kantone wie Bern und Zürich kritisieren das Vorgehen des Bundes. So schnell können man nicht reagieren. Auch im Kanton Aargau nicht?

Wir sind uns schon seit längerem am Vorbereiten auf eine grössere Nachfrage. Wir rechnen mit einem Ansturm, vor allem ab Januar. Zudem könnte auch die Nachfrage nach Erstimpfungen nach dem neusten Entscheid des Bundesrates für strengere Regeln wieder steigen.

Andreas Obrecht, Leiter des Covid-19-Programms des Kantons Aargau. (Bild vom 8.04.2021, Britta Gut)

Werden nicht falsche Erwartungen geschürt mit der Ankündigung, die Wartefrist fürs Boostern zu verkürzen, wenn die Kapazitäten so schnell gar nicht geschaffen werden können?

Die Verkürzung spielt für uns eine untergeordnete Rolle. Es war von Anfang klar, dass nicht alle Impfwilligen gleich einen Termin bekommen und es zu Wartefristen kommt. Wir schalten laufend Termine frei, auch noch bis Ende Jahr. Aber wir können Engpässe nicht verhindern. Wir können nicht alle innert zwei Wochen impfen. Immerhin sind im Kanton Aargau aber mehr als 450’000 Personen schon doppelt geimpft und rund 125’000 von ihnen haben seit dem 15.November bereits den Booster erhalten.

Vor dem KSA-Impfzentrum bildeten sich am Wochenende auffallend lange Schlangen. Kann man sich nun auch ohne Anmeldung boostern lassen?

Nein, für die Boosterimpfung braucht es zwingend einen Termin, sonst wird die Schlange zu lange. Für Impfwillige, die eine erste Impfung möchten, haben wir das Walk-in-Regime ohne Anmeldung. So kann es sein, dass zeitweise bis 30 Leute anstehen. Das ist durchaus auch ein gutes Zeichen und zeigt, dass sich nochmals mehr Leute impfen lassen wollen.

Was raten Sie jemanden, der sich so rasch wie möglich boostern lassen will, aber auf der Website des Kantons keinen Termin mehr findet?

Prüfen Sie regelmässig unsere Webseite www.ag.ch/covid-impfanmeldung. Wir werden bis Ende nächster Woche neue Termine freischalten. Auch Hausärzte und Apotheker impfen und haben ihre Kapazitäten erweitert. Man kann also auf der Website der Apotheken (www.impfapotheke.ch) nach einem Termin suchen oder den Hausarzt fragen. Apotheker wie Hausärzte sind sehr engagiert und helfen, wo sie können.

Sie wollen ab Januar Armeeangehörige einsetzen für die Impfkampagne. Wissen Sie dazu schon mehr?

Das Gesuch für Armeeunterstützung ist vom Bund bewilligt worden. Ab Januar können wir Soldaten bei uns einsetzen. Es sind noch nicht alle Details geklärt. Die Soldaten werden direkt im Impfzentrum eingesetzt um dort zu impfen.

Die Armee kann als letzte Instanz aufgeboten werden. Haben Sie alle anderen Mittel ausgeschöpft?

Wir haben schon Anfang 2021 einen Aufruf an Freiwillige gemacht. Die brauchen wir aber vorwiegend für mobile Teams, die wir in Schulen, etc einsetzen. Das sind aber vorwiegend Leute, die nur Teilzeit helfen können. Und unser Gesuch betrifft ja nicht nur die Armee. Auch das Rote Kreuz wird uns unterstützen. Den Zivilschutz haben wir auch in Erwägung gezogen. Aber im Gegensatz zur Sanitätstruppe haben Zivilschützer keine Grundausbildung, um impfen zu können. Gewisse Ausnahmen gibt es: Im Impfzentrum Muri zum Beispiel sind einzelne Zivilschützer unterstützend im Einsatz.

Wie sieht es aus mit Zivildienstpflichtigen?

Es wurden auch Zivildienstleistende angefragt. Im KSA sind vereinzelte im Einsatz, aber insgesamt haben sich wenige gemeldet. Das Problem ist auch hier die Ausbildung: Ein Mechaniker beispielsweise darf keine Impfung verabreichen.

Ab Januar sind Impfungen für Kinder ab 5 Jahren zugelassen. Können Eltern sie schon anmelden?

Nein, dafür ist es noch zu früh. Der Impfstoff ist bestellt, aber noch nicht in der Schweiz. Wir werden informieren, sobald wir Konkretes wissen. Wir werden jedenfalls rechtzeitig bereit sein.

Wird der Kanton für Schüler bis 1. Klasse ebenfalls Impfungen an den Schulen anbieten?

Solche Ideen sind vorhanden, aber noch nicht spruchreif.

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