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Weltklimarat: Die Extremereignisse nehmen schneller zu als erwartet

Extreme Hitze, trockene Sommer, Starkniederschläge und Schneemangel werden gravierender und häufiger. Das zeigt der neuste Synthesebericht des Weltklimarats IPCC.

Selbst erlebt haben wird das im vergangenen Sommer. Es war extrem heiss, besonders in den Städten. Die Trockenheit beschäftigte ganz Europa. Nun hat der Weltklimarat IPCC seinen neusten Synthesebericht vorgestellt, in dem das Risiko für Extremereignisse und die Anpassungen an den Klimawandel untersucht werden.

«In den vergangenen Jahren haben wir einen Vorgeschmack erhalten auf Extremereignisse, die künftig noch gravierender und häufiger werden, sagt Erich Fischer, IPCC-Hauptautor der ETH Zürich. Dazu gehören extreme Hitze, trockene Sommer, Starkniederschläge und Schneemangel. Der Weltklimarat schätzt im jetzigen sechsten Sachstandsbericht die Risiken für Extremereignisse bei einer bestimmten Erwärmung nun deutlich grösser ein als im letzten Berichtszyklus. «Der aktuelle Bericht unterstreicht, dass ganz allgemein Klimarisiken früher eintreten und grösser sind als zuvor angenommen und dass Handeln sehr, sehr dringlich geworden ist», sagt Andreas Fischlin, Klimatologe an der ETH Zürich,

Kinder, die heute auf die Welt kommen, werden deshalb deutlich häufiger Wetterextreme erleben als die Generation ihrer Eltern und Grosseltern. Gerade für junge Menschen senke jedes Zehntelgrad Erwärmung, das man verhindere, das Risiko markant, sagt Sonia Seneviratne, ETH-Klimatologen und IPC-Autorin. «Umgekehrt steigt mit jeder zusätzlichen Erwärmung das Risiko für Extremereignisse bisher unbekannten Ausmasses oder von abrupten massiven globalen Veränderungen.»

Massnahmen zur Veränderung der Nachfrage sind am wirkungsvollsten

Um solche Veränderungen zu verhindern, hat der Weltklimarat viele Klimalösungen ermittelt, die nicht teurer sind als heutige Ansätze und stark ausgebaut werden könnten. Am meisten Erfolg bieten gemäss dem Synthesebericht Veränderungen bei der Nachfrage. Bei der Ernährung könnten dadurch bis zum Jahr 2050 44 Prozent weniger Treibhausgase ausgestossen werden als bei unveränderter Nachfrage, bei Gebäuden 66, bei der Elektrizität 73, beim Transport zu Land 67 und bei der Industrie 29 Prozent. Besonders vorteilhaft stechen zudem der Ausbau von Solar- und Windkraft hervor oder Massnahmen, um den Verlust von natürlichen Ökosystemen zu bremsen.

Um das zu erreichen, brauche es nicht wie bis anhin nur Einzelmassnahmen und kleine Anpassungen des gegenwärtigen Zustands. Um den Temperaturanstieg wirklich zu bremsen, seien grundlegende systematische Umgestaltungen nötig. Bis jetzt seien in der Schweizer Strategie 2020-2025 zur Klimaanpassung weniger als ein Fünftel der Massnahmen sektorübergreifend. Es brauche aber eine Koordination über viele Politikbereiche hinweg, klare Ziele und eine saubere Finanzierung, sagt Anthony Patt von der ETH Zürich: «Rahmengesetze mit dem Ziel von Netto-Null um 2050 ermöglichen die Entwicklung umfassender Massnahmenpakete, welche die verschiedenen Herausforderungen einer schnellen Dekarbonisierung gezielt angehen.»

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