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Freilassung aus Sicherheitshaft: Brian ist Täter und Opfer zugleich

Zum wiederholten Mal musste sich die Justiz im Umgang mit Brian korrigieren. Der Verdacht drängt sich auf: Am jungen Straftäter wurde ein Exempel statuiert. Nun wird sein Fall selber zum Exempel.

Neue Wendung im Fall Brian, bekannt als Fall «Carlos» aus einem Dok-Film des Schweizer Fernsehens: Das Zürcher Obergericht hat die Sicherheitshaft für den mittlerweile 27-jährigen Straftäter aufgehoben, da die Sicherheits- und Untersuchungshaft schon fast so lange dauert wie das zu erwartende Strafmass.

Zum wiederholten Mal musste sich die Justiz damit korrigieren. Der Verdacht drängt sich auf: An Brian wurde ein Exempel statuiert. Nun wird sein Fall selber zum Exempel – für eine Justiz, die offensichtlich überfordert war und überreagiert hat.

Nach dem SRF-Beitrag, der das kostspielige Sondersetting der Jugendanwaltschaft publik gemacht hatte, kam ein Teufelskreis in Gang. Medien, Social Media, Politik und Justiz schaukelten sich gegenseitig hoch. Ihre anfängliche Milde hat die Justiz später wohl überkompensiert.

Brian wehrte sich, nicht nur mit Worten, auch mit Fäusten. Worauf die Justiz erneut hart durchgriff, auch Schläge eines Gefängniswärters hatte Brian einzustecken. Zudem wurde bekannt, dass im Gefängnis Pfäffikon gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstossen worden war. Der Täter war jetzt auch Opfer.

Nun kommt Brian vorerst auf freien Fuss. Damit ist es nicht getan. Die Justiz muss grundsätzliche Lehren ziehen. Denn im Fall Brian haben alle verloren: Opfer, Täter, Steuerzahler – und die Glaubwürdigkeit unseres Rechtssystems.