Michèle Blöchliger ist eine typische SVP-Frau
Michèle Blöchliger will Bundesrätin werden. Die knapp 55-jährige Finanzdirektorin des Kantons Nidwalden hat am Montag ihre Kandidatur bekannt gegeben.
Die SVP musste in den letzten Tagen viel Spott einstecken. Die Westschweizer Zeitung «Le Nouvelliste» titelte: «SVP sucht verzweifelt eine Frau» und die «SonntagsZeitung» schrieb provokativ, die SVP sei die «Partei der Feiglinginnen». Weil viele prominente SVP-Politikerinnen kein Interesse an einer Bundesratskandidatur haben.
Tatsache ist: Die SVP ist eine männerdominierte Partei. Keine andere Partei hat einen derart geringen Frauenanteil in der Bundesversammlung. Und sie stellt auch nur fünf Regierungsrätinnen. Logisch tut sich die Partei schwer, Frauenkandidaturen zu finden. Kommt dazu, dass es quasi zur DNA der Partei gehört, keine Frauenförderung zu betreiben. Die Frauensektion wurde längst abgeschafft. Von Quoten halten Frauen wie Männer nichts in der Partei. Wer in der grössten Partei des Landes als Frau Karriere macht, macht dies nicht wegen, sondern trotz des Geschlechts.
Insofern passt die Kandidatur der Nidwaldnerin Michèle Blöchliger. Sie traut sich das Amt aufgrund ihrer Erfahrung zu. Das Geschlecht ist für sie kein Thema, sondern nur Zufall. Die Juristin hat drei Kinder und trotzdem beruflich Karriere gemacht. Sie ist sozusagen die typische SVP-Politikerin. Gelebte Emanzipation. Aber nur keinen Feminismus.
Natürlich bleibt Blöchliger eine Aussenseiterin. Eine Auswahl in Bezug auf Geschlecht, Herkunft und Biografien täte dem SVP-Ticket aber auf alle Fälle gut.